
13. Kapitel: Wyoming
Eine Zeitlang führt die Straße an der Grenze zwischen Montana und WYOMING entlang.
Auf die Uhrzeit hat das diesmal keinen Einfluss. Fein, dass hier „Equal Rights“ herrschen- so besagt es jedenfalls das Motto des Staates. Wir sind auf einer Meereshöhe von ca. 2000m. Alles wirkt wieder frühlingshaft. Im „Grizzly und Wolf Discovery Center“ beim Westeingang des Nationalparks können wir die Bären, Wölfe und Raubvögel zwar nur hinter Gittern sehen, aber wir können sie auf diese Weise überhaupt sehen. Alle Tiere, die hier leben haben eine Geschichte, warum sie hier gelandet sind, z.B. weil sie schwer verletzt waren oder weil sie ihre Mutter zu früh verloren haben. Man bemüht sich hier sehr um eine möglichst artgerechte Haltung. Im Yellowstone National Park gibt es doch noch Grizzlybären in den USA. Aber immer noch werden sie illegal gejagt.
Wir sind hier übrigens im Gebiet der Schoschonen.
Nun checken wir endlich im Madison Campground im Yellowstone Nationalpark ein. Er ist nach dem Madison River benannt, der uns auch gestern schon längere Zeit begleitet hat. Wir machen Pläne für die nächsten Tage, für unsere Erforschung des Nationalparks. Zu unserer Freude gibt es auf diesem Campground berittene Ranger- sehr fotogen.
Di, 25. Juli
Da für heute Nacht auf unserem Campingplatz kein Platz mehr frei ist, müssen wir uns etwas anderes suchen. Das Yellowstone Village - vor dem Westeingang des Nationalparks - ist wieder einmal für Touristen konzipiert, die durch Shopping und Pseudo-Vergnügen ihre Brieftasche erleichtern wollen. Normalerweise ergreifen wir da sehr rasch die Flucht. Diesmal müssen wir allerdings ausharren, weil wir ein Nachtquartier brauchen. Glücklicherweise finden wir eines im „Rustic Wagon“ Campingplatz. Weil wir so klein sind und kein Hook-up brauchen, können wir einen Zeltplatz nehmen- den allerletzten übrigens. Der Luxus ist trotzdem perfekt. Es gibt eine Laundry und gutes Internet. Die Beschäftigung für den Vormittag ist also vorprogrammiert.
Klaus ist mit seinem Fotos aus dem „Grizzly und Wolf Discovery Center“ nicht zufrieden. Also fahren wir heute nochmals hin. Unsere Tickets gelten nämlich erfreulicherweise für zwei Tage. Die heutigen Bilder werden sehr schön.
Der Yellowstone Nationalpark ist ca. 10.000 km2 groß und fast quadratisch. Er liegt auf einem Hochplateau in über 2000m Höhe. Geysire, heiße Quellen, Fumerolen und Schlammtöpfe sind seine Hauptanziehungspunkte. Es gibt auch viele Wasserfälle. Er war weltweit der erste Nationalparkt überhaupt, als man bereits 1872 auf die Idee kam, besonders schöne Gebiete schützen zu wollen. Man könnte tagelang darin herumfahren, und hätte immer noch nicht alles gesehen.
Es gab drei katastrophale Vulkanausbrüche, einer vor 2,1 Mio. Jahren, einer vor 1,3 Mio. Jahren und der letzte vor 640.000 Jahren. Dadurch hat sich eine Caldera von ca. 80km x 50km gebildet, die das Zentrum des Nationalparks ausmacht. Darunter schlummert eine sehr große Magmakammer in tektonischer Instabilität, der sogenannte Yellowstone Supervulkan. Ein ähnlich großer Ausbruch erscheint also irgendwann möglich. Die Geologen rechnen allerdings nicht in naher Zukunft damit. Da kann man nur hoffen.
Wir fahren an den hübschen Gibbon Falls vorbei, und an Becken mit kochendem Wasser. Überall raucht es laut fauchend heraus. Die Artists Paintpots sind besonders bunt, wie der Name schon vermuten lässt. Rot lässt auf Eisen schließen und gelb auf Schwefel. Es „riecht auch schon kräftiger“ danach. Die Mammoth Hot Springs liegen am nördlichen Parkausgang. Das heiße Quellwasser wird hier auf dem Weg an die Oberfläche stark mit dem Kalziumkarbonat des Deckgesteins angereichert. Beim Austritt an die Oberfläche lagert sich dieses Material ab und bildet auf diese Weise graue, gelbe und schneeweiße Terrassen- die weltweit größten dieser Art. Ähnliche Sinterterrassen haben wir in der Türkei in Pamukkale gesehen. Allerdings sind sie dort nicht so groß.
Das nächste Highlight ist der Petrified Tree. Wir haben auch in Ägypten versteinerte Bäume gesehen. Das besondere an dem hier ist aber, dass er stehen geblieben ist. Man kann sogar erkennen, dass es sich um einen Redwood handelt. Bei Vulkanausbrüchen vor 50 Mio. Jahren wurden massive Bergrutsche ausgelöst. Massen von Asche, Wasser und Schlamm haben ganze Wälder begraben. Bevor die Bäume verrotten konnten, ist Silicium aus der vulkanischen Welle in die lebenden Zellen der Bäume eingedrungen und hat dadurch Wälder aus Stein geschaffen. Ein Baumstamm steht heute noch da.
Nun überqueren wir den Yellowstone River und fahren weiter ins Lamar Valley. In der Dämmerung hoffen wir, dort wilde Tiere beobachten zu können, weil das Tal ziemlich abgelegen und wenig besucht ist. Wir sind aber nicht die einzigen, die das im Reiseführer gelesen haben. Viele Leute warten geduldig mit gezückten Kameras. Die meisten haben gute Fotoausrüstungen und Stative. Was für ein Kontrast zu den meisten Sehenswürdigkeiten sonst, wo fast nur mit Handys fotografiert wird. Wir sehen eine große Wapitiherde, mehrere riesige Bisonherden - tausende Tiere - und ein paare Wölfe in weiter Ferne. Einige Bullen kommen uns sehr nahe und brüllen übellaunig. Sie können sehr gefährlich werden, weil sie schnell laufen können und ungeahnte Kräfte haben. Auf Klaus’ Fotos kann man die blutunterlaufenden Augen sehen.
Elche und Grizzlybären haben wir zwar leider keine gesehen, aber die Abendstimmung in diesem wunderschönen Tal ist bezaubernd. Jetzt wollen wir nur noch nach Hause. Bis dahin ist es aber noch weit. Wir haben heute wieder große Distanzen zurückgelegt. Erst um 22h Uhr kommen wir auf unserem Campingplatz an. Morgen wollen wir früh aufstehen.
Mi, 26. Juli
Schon kurz nach 6h früh sind wir bereits auf Achse, damit wir „den Elch“ im Morgenlicht sehen können. Außerdem wollen wir in den um vieles kleineren Grand Teton National Park, der im Süden an den Yellowstone NP anschließt. Das wird eine lange Fahrt. Die aufsteigenden Wasserdämpfe sehen in der Morgendämmerung besonders schön aus. Über dem Firehole River ziehen die Schwaden hinweg. Das Wasser des Flusses ist warm, wegen der heißen Quellen, die hinein münden. Wir frühstücken am Attersee, der hier Jackson Lake heißt, und sehen zu, wie sich die Nebel heben. Die schneebedeckte Bergkette der Teton Range spiegelt sich im Wasser. Diese Gebirgskette besteht aus dem ältesten Gestein der Welt, aber sie wurde erst vor 9 Mio. Jahren aufgefaltet- die Rocky Mountains im Vergleich dazu vor 70 Mio. Jahren. Der Grand Teton mit dem spitzen Gipfel, nach dem der Nationalpark benannt ist, ist über 4000m hoch. Wir fahren noch ein Stück nach Süden, zum Jenny Lake. Dort machen wir eine kleine Wanderung. Wenn es hier nicht die herzigen, winzigen Streifenhörnchen gäbe, könnte man meinen, am Altausseeer See oder am Grundlsee zu sein. Bei den Moose Ponds gibt es, wie der Name schon sagt, keine Elche.
Wir kehren nun wieder in den Yellowstone NP zurück, wo noch einige Wunder auf uns warten. Der Old Faithful Geyser spritzt „treu und zuverlässig“ alle 90 Min. einen Wasserstrahl 55m in die Höhe. Wir kommen gerade zu diesem Schauspiel zurecht. Es ist nicht unser erster Geysir. Schließlich waren wir in Island. Es gibt noch mehrere andere Geysire im NP, die aber nicht so spektakulär sind.
Zum Midway Geyser Basin mit dem Grand Prismatic Spring gelangt man auf einem Spaziergang auf Holzstegen. Der Untergrund wär zu instabil, um darauf zu gehen. Die Teiche schimmern tatsächlich in allen Regenbogenfarben. Das sieht so unwirklich aus, als wären sie nicht von diesem Planeten. Wieder einmal fehlen die Worte für die Beschreibung.
Nach diesem Höhepunkt des heutigen Tages fahren wir nach Hause, in den Madison Campground, auf dem wir ja schon vorgestern geschlafen haben, und den wir für heute wieder gebucht haben. Schön ist es hier im „Wald“. Internet und Duschen gibt es halt keine. Heute sind wir über 300km nur im Nationalpark rumgegurkt.
Do, 27. Juli
Weil gestern die Morgenstimmung so schön war, stehen wir heute wieder früh auf und sind um 7h30 bereits wieder im Nationalpark unterwegs. Das hat auch den Vorteil, dass noch fast keine Touristen da sind. Wapitis äsen auf der Lichtung. Weiße Nebel und Dämpfe steigen aus den Wiesen und Bächen- ein wahres Feenreich. Kein Wunder, dass die ersten Berichte über diese Gegend als Lügenmärchen abgetan wurden.
Wir wollen uns heute noch den Grand Canyon of the Yellow Stone anschauen, eine tiefe bewaldete Schlucht mit zwei Wasserfällen, dem Upper und den Lower, über die grüne Wasser stürzen. Die hellbeigen Felswände, die man mit viel Fantasie als gelb bezeichnen könnte, haben dem Nationalpark den Namen gegeben. Im Hayden Valley haben wieder Fotografen ihre Stative und Teleobjektive aufgebaut und warten auf Wildtier-Sichtungen. Wir halten auch die Augen offen. Bisons haben wir schon so viele gesehen und Elch ist leider wieder keiner dabei. Nun wenden wir uns nach Osten, zum Ostausgang des Parks. Dabei fahren wir noch ein Stück am Yellowstone Lake entlang, dem größten Gebirgssee Nordamerikas.
Und dann verlassen wir das Universum des Nationalparks und kehren wieder in die „reale Welt“ zurück. Es geht weiter nach Osten über einen hohen Pass, entlang des Shoshone River. Wir fahren ja durch das Land der Schoschonen, der Schlangenindianer. Der Fluss führt so viel Erdreich mit sich, dass er tatsächlich aussieht wie Kakao. Landschaftlich geht es wieder einmal auch außerhalb des Nationalparks spektakulär weiter- tolle Felsformationen vulkanischen Ursprungs, z.B. der „Elephant Head“.
Wyoming ist noch dünner besiedelt als Montana. Nur 580.000 Menschen leben hier. Außer wunderschöner Landschaft und der Straße gibt es hier nichts. Nach ca. 100km haben wir die erste Farm entdeckt. Uns gefällt es hier, obwohl ja der betrügerische Immobilienhändler, der Abahachi im „Schuh des Manitou“ das Stammlokal verkauft hat, aus Wyoming stammt. Da passt ja jetzt der Buffalo Bill State Park gut dazu. Cody, die kleine Stadt, die der legendäre Westernheld gegründet hat, und die nach ihm - William Cody - benannt ist, ist ein Fremdenverkehrsort mit heftiger „Wildwest-Romantik“ mit vielen Fahnen, Saloons und einschlägigen Shops. Täglich gibt es Rodeo. Buffalo Bill (1846 - 1917) war schon zu seinen Lebzeiten eine Legende, auch international bekannt. Er begeisterte eine wachsende Zahl von Fans mit seinen Reit- und Schießkünsten und veranstaltete bald riesige Shows, mit denen er auch auf Tournee nach Europa ging. Als er schon über 70 Jahre alt war, trat er noch im Zirkus und auf Showbühnen auf. Seinen Spitznamen bekam er in der Zeit des Eisenbahnbaus, als er hunderte von Gleisbauarbeitern mit Frischfleisch - Büffelfleisch - versorgte. Wir machen allerdings, dass wir aus diesem Trubel wegkommen.
Das Land wird jetzt offener, und es gibt Ranches und intensive Landwirtschaft- Getreidefelder und Viehherden. Auch nach Öl wird gebohrt. Die endlosen Ebenen nach Osten hin beginnen, unterbrochen nur durch die Bighorn Mountains. Sie sind nach den Dickhornschafen benannt, die auf englisch „Bighorns“ heißen. Davon gab es früher große Herden. Heute muss man froh sein, wenn man eines zu sehen bekommt. Diese Berge sind schöner und eindrucksvoller als wir erwartet haben, ein uraltes Gebirge aus Granit und Gneis. Von oben schauen wir auf das Tal des Little Bighorn Rivers hinunter. Irgendwo dort war der Schauplatz der Schlacht am Little Bighorn, in der die Indianer 1876 unter den Häuptlingen Sitting Bull und Crazy Horse ihren letzten großen Sieg gegen die Armee der USA errungen haben. Die Sioux hatten sich mit den benachbarten Stämmen verbündet. General Custer hatte seine Gegner total unterschätzt. Das musste er mit dem Leben bezahlen. Langfristig hatten die Native Americans aber keine Chance gegen die weiße Übermacht.
Unser heutiges Tagesziel ist der Walmart in Sheridan, der uns mit „Waren aller Art“, Internet, Restrooms und Schlafplatz versorgt.
Fr, 28. Juli
Wir werfen uns auf die Autobahn nach Osten und fahren durch die scheinbar endlose Prärie. Die sanften Hügel hat Karl May „the Rolling Prairie“ genannt. Er hat wirklich gut recherchiert. Hier gab es früher riesige Bisonherden. Millionen von Büffeln wurden systematisch ausgerottet. Teilweise wurden sie just for fun abgeschossen, teilweise wurden sie gegessen. Auch ihr Leder war sehr gefragt. Und man wollte auch den Indianern ihre Lebensgrundlage nehmen. Im Nationalpark wurden dann viel später wieder einige dieser Tiere angesiedelt.
Wir sehen hier hin und wieder ein paar Kühe und ganz selten ein Farmhaus. Oh, da sind ja sogar Pronghorns = Gabelböcke. Die letzten haben wir in Utah gesehen. Entlang unserer Strecke führte der Bozeman Trail, der hauptsächlich in den 1860er-Jahren von Goldsuchern und Siedlern, die nach Montana wollten, viel benutzt wurde. John Bozeman machte die Strecke für Fahrzeuge passierbar. Wir waren ja vor ein paar Tagen in der Stadt, die nach ihm benannt ist, beim Reifentandler.
Heute wartet noch ein weiteres Highlight unserer großen Reise auf uns, der Devils Tower- ein National Monument, sogar das erste der USA. Der Monolith ist weltweit gesehen eine der ganz ungewöhnlichen geologischen Formationen. Der vulkanische Felsen ist 260m hoch. Er wirkt, als wäre er oben gerade abgeschnitten worden, und dass seine Längsrillen natürlich entstanden sind, ist kaum vorstellbar.
Er ist vor 50 Mio. Jahren entstanden. Bei einem Vulkanausbruch wurde geschmolzenes Magma in einen Hohlraum im Sedimentgestein gedrückt. Als es rasch abkühlte, verdichtete es sich. Es entstanden Spannungspunkte, und um die Spannung abzubauen, begann der Fels zu brechen, und zwar in senkrechte Säulen. Daher wirkt der Tower, als hätte er Kanneluren. Dabei besteht er durch und durch aus ebenmäßigen sechskantigen Säulen, sehr faszinierend.Alles rundherum ist mittlerweile weggewittert, und nur dieser Monolith ist stehen geblieben. Uns erinnert er an die Basaltgebilde in Island. Die Außenseite wirkt grün, weil sich dort Flechten angesiedelt haben. Die Basis des Devils Towers bilden rote Felsen, the Red Bed.
Es ist wirklich sehr eindrucksvoll und irgendwie mystisch. Kein Wunder, dass er für die Indianer heilig ist.
Wir haben auf einem KOA-Campingplatz, mit direkter Sicht auf diesen Berg den letzten freien Platz ergattert. Hier wollen wir zwei Nächte bleiben. Wir brauchen wieder einmal eine Verschnaufpause. Zum ersten Mal seit Wochen finden wir hier keine bärensicheren Mistkübeln und keine Food-Lockers aus Metall vor. In den Nationalparks wurden wir ja immer wieder darauf hingewiesen, die Bären nicht durch Menschen-Essen zu korrumpieren. Sie suchen dann ständig nach solchen Leckerbissen und können dabei durchaus aggressiv werden, wo sie doch normalerweise die Nähe der Menschen meiden. Geht es uns mit Junk-Food und Zucker nicht auch so ähnlich ;-)?
Wir richten uns jedenfalls auf diesem „zivilisierten“ Campground ein. Und dann haben wir noch eine „Unheimliche Begegnung der dritten Art“. Eben dieser Film von Steven Spielberg wurde vor genau 40 Jahren zum Teil auf diesem Campingplatz gedreht. Jeden Abend kann man hier also „Kino unter Sternen“ genießen. Ein Flachbildschirm ist tagsüber in einem Holzgehäuse verborgen. Es ist wie im Kasperltheater, als die Holzfenster endlich geöffnet werden. Irgendwie strange, wie wir in der Dämmerung links neben dem Bildschirm den echten Teufelsfelsen sehen und direkt daneben den Film, in dem die Außerirdischen genau hier landen.
Sa, 29. Juli
Wir genießen einen Ruhetag auf dem Campingplatz. Die Begegnungen, die wir hier haben, sind zwar nicht unheimlich aber doch recht schräg. Eine Großfamilie von Mennoniten kommt mit mehreren Campern und vielen Kindern hier an. Die Frauen und Mädchen in ihren bunten, langen Kleidern fallen natürlich sofort auf. Die Frauen tragen weiße Häubchen, um ihre Haare zu bedecken. Die Ausstrahlung dieser Menschen ist einerseits sehr schön, und sie sind sehr freundlich und interessiert. Die Kinder sind reizend und wirken sehr fröhlich. Sie wandern über den Campingplatz und plaudern mit den Menschen. Nach einigen Sätzen, die ganz vernünftig klingen, kommt das Gespräch unweigerlich auf die Bibel, die wörtlich ausgelegt wird, auch die Geschichten aus dem Alten Testament. Was die Wissenschaft so erzählt, wird abgelehnt. Ein Gespräch wird spätestens an diesem Punkt für uns schwierig. Erstaunlich, dass sie offenbar recht lebenstüchtig und auch wirtschaftlich erfolgreich sind, also keineswegs dumm. Schon wieder kommt ein fescher junger Mann auf uns zu, bewundert unser Wohnmobil, fragt wo wir herkommen, erzählt von seiner Arbeit als Groß-Rancher- und als Mennonitischer Pastor. Eine weitere „schräge Begegnung der vierten Art“ also. Diese Menschen werden uns aber trotz allem in positiver Erinnerung bleiben. Aber auch die üblichen anderen Interviewpartner finden sich ein. Einer begrüßt uns mit den Worten: „So you are the Austrians.“ Hier, am Nabel der Welt von Wyoming ;-), haben wir also offensichtlich bereits einen gewissen Bekanntheitsstatus. Ein anderer vergleicht unser Wohnmobil mit einem Schweizermesser. Es hat alles, was man braucht, und ist sehr kompakt. So füllt sich der Tag, und es bleibt uns gar nicht mehr so viel Zeit für grundlegende Reinigungsarbeiten und Umräumungsaktionen. Klaus lässt die Drohne fliegen. So viel Zeit muss sein.
So, 30. Juli
Wir stehen um 7h auf und sind bereits um 8h auf dem Besucherparkplatz vom Devils Tower. Ein paar Kletterer machen sich gerade fertig. Wir begnügen uns damit, um den Felsen herum zu wandern. Im Morgenlicht ist der Weg besonders schön. Es sind auch noch kaum andere Leute hier.
Um einige Bäume sind Gebetsbänder und Schals gebunden, als Zeichen für die Verehrung des Bergs.
Der lichte Föhrenwald, durch den wir wandern, wird durch regelmäßige Feuerprogramme reguliert. Wenn das Unterholz zu hoch wird, wird es kontrolliert abgebrannt. Den großen Bäumen schadet das nicht. Wenn wirklich einmal ein Waldbrand entstünde - z.B. durch einen Blitzschlag - und es gäbe viel Unterholz, dann würde das wie Unterzündmaterial wirken, und die großen Bäume würden schließlich auch brennen. Danach würde es 100 Jahre dauern, bis der Wald sich wieder erholt hätte.
Bei unserer Weiterfahrt nach Südosten kommen wir an einer Präriehundestadt vorbei. Die Tiere sind hier gar nicht scheu, sodass man sie gut beobachten kann. Und einige Weißwedelhirsche nehmen gerade ihr Frühstück ein.