Britannien 2024
- klausschuster
- 3. Feb. 2024
- 68 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Juni 2024
Mo, 24. Juni
Die Stadt LANCASTER hat einiges zu bieten, aber keine klassischen Sehenswürdigkeiten, die uns interessieren.
Klaus hat im Internet die Cockersand Abbey entdeckt, die in keinem Reiseführer zu finden ist.
Wir müssen ganz schön rumkurven, bis wir tatsächlich einen Fußweg finden, der hinführt. Immer wieder sehen wir das interessante Gebäude aus der Ferne, und immer wieder versperren uns die Salzmarschen den Weg, und wir kommen nicht weiter.
Schließlich steht unser WoMo auf einem kleinen Parkplatz direkt an den Cocker Sands, mit Blick auf einen kleinen, weißen Leuchtturm.
Weiter geht es zu Fuß auf einem schmalen, fast zugewachsenen Pfad, der auf dem hohen, gemauerten Damm entlang führt. An manchen Stellen ist er eingebrochen.
Gerade ist Ebbe, und wir schauen auf die breite, offenbar namensgebende, Sandfläche. Das Meer scheint weit weg zu sein.
Wir können es uns kaum vorstellen, dass es bei Sturmfluten mit voller Macht gegen den Damm schlägt und ihn sogar zerstören kann.
Von der ehemaligen Prämonstratenserabtei, die Heinrich VIII zum Opfer fiel, ist nur das sechseckige Kapitelhaus übrig geblieben- oder wurde es wieder aufgebaut?
Im 18. und 19.Jhd. wurde das Gebäude aus dem 12. Jhd. jedenfalls als Mausoleum einer reichen Familie benutzt. Das erklärt, warum es so gut erhalten ist, und warum die Fenster von innen zugemauert sind.
Ansonsten stehen nur nur noch wenige Mauerreste herum.
Die Drohne umrundet die Anlage.
Wir freuen uns, dass wir es nach mehreren Fehlversuchen doch noch geschafft haben, hierher zu gelangen.
Was uns Lancaster noch bietet, ist ein Einkaufszentrum, in dem ich Ersatz für meine kaputten Ohrhörer finde.
Dann zieht’s uns wieder in die Natur. Unser WoMo-Reiseführer empfiehlt uns eine nette Radtour nach CATON, entlang des River Lune.
Nun brauchen wir noch einen Schlafplatz.
Auf dem Weg dorthin fällt uns ein „barockes“ Gebäude mit einer großen Kuppel auf, das hoch auf einem Hügel steht. Der Baustil wirkt in dieser Gegend seltsam fehl am Platz.
Wie wir erfahren, hat es der reiche Lord Ashton 1907 als Memorial für seine verstorbene Frau erreichen lassen.
Wir landen schließlich auf dem Parkplatz des Lancaster Cemetery, der wie eine große Parkanlage wirkt, in die sogar Hunde hinein dürfen.
Wir richten uns gemütlich ein, als sich plötzlich unser Kühlschrank beschwert, weil er keinen Saft mehr bekommt. Offenbar ist die Gasflasche leer.
In fliegender Eile sucht und findet Klaus eine Verkaufsstelle von Calor-Gas, während ich rasch alles, was im Wohnbereich herumliegt sichere- unter den Bettdecken. Es soll uns ja während der Fahrt nichts um die Ohren fliegen.
Es ist 16h30, und um 17h wird zugesperrt. Das könnte sich gut ausgehen, aber die abendliche Stoßzeit bremst uns aus, und wir kommen leider doch zu spät.
Der Friedhofs-Stellplatz hat uns gut gefallen, also kehren wir dorthin zurück.
Heute Abend bleibt die Küche kalt. Wie gut, dass wir frisches Brot gekauft haben.
78 km
So, 23. Juni
Gestern Abend sind wir gemütlich im Freien gesessen.
Heute ist es in der Früh wieder recht kühl und regnerisch.
Aber das Wetter bessert sich zusehends im Laufe des Tages.
Wir genießen es, einmal überhaupt kein Tagesprogramm zu haben und fahren einfach zum nächsten Schlafplatz auf unserem Weg nach Lancaster.
In CLEVELES wartet das nächste Pub auf uns: „The Golden Eagle“.
Am Abend heißt es für den Klaus: „Pint und Spiele“. Die Ungarn gewinnen gegen die Schotten 1:0. Und die Deutschen spielen unentschieden gegen die Schweizer.
83 km
Sa, 22. Juni
Nach einer angenehmen Nacht fahren wir jetzt noch to „Another Place“.
Ca. 10 km von Liverpool entfernt, am Strand von SELFTON CROSBY hat der Bildhauer Antony Gormley 2006 sein Projekt installiert.
Es besteht aus 100 lebensgroßen Männerskulpturen aus Eisen, die über den 3 km langen Sandstrand verteilt stehen und auf’s Meer hinaus schauen- gleichsam zu dem anderen Ort hinüber, nach Amerika.
Von Liverpool aus sind ja - besonders Anfang des 20. Jhd. - viele Menschen in die Neue Welt ausgewandert.
Manche Figuren stehen im Wasser. Einige können sogar ganz überflutet sein. Wie sich dem Besucher das Bild zeigt, hängt davon ab, ob er bei Ebbe oder bei Flut kommt.
Es herrscht reges Strandleben. Für die Einheimischen stellen die bereits etwas angerosteten Skulpturen keine Besonderheit mehr dar. Sie beachten sie kaum.
Wir sind allerdings bewegt, besonders, als draußen ein Schiff vorbeifährt, auf das die Männer sehnsuchtsvoll zu blicken scheinen. Sie vermitteln auf mich auch ein wenig die Vorstellung, als wollten sie zu Fuß hinüber gehen.
Wir erleben das Kunstwerk bei Ebbe, aber die Flut rollt langsam heran und leckt bereits an den Zehen- auch an unseren.
Wir schütteln (biblisch?) den Sand aus unseren Sandalen und fahren ca. 25 km weiter nach Nordosten.
Im Martin Mere Wetland Centre machen wir einen sehr netten, sommerlichen Spaziergang mit Vogelbeobachtungen. Klaus hat natürlich sein Teleobjektiv dabei. Mir gefallen die frechen Moorhühner besonders gut.
Das Areal ist sehr groß und ziemlich naturbelassen.
Unser heutiger Schlafplatz ist wieder ein „BritStop“. Wir stehen - zusammen mit anderen Campern - auf eine grünen Wiese hinter dem Pub aus dem 14. Jhd, „The Scotch Piper“.
Obwohl drinnen der Fernseher läuft, macht Klaus heute einmal eine Fußballpause.
70 km
Fr, 21. Juni
Sehr toll war unser heutiger Schlafplatz nicht.
Bis tief in die Nacht sind betrunkene Horden vorbeigegrölt. Trotzdem bin ich ganz gut ausgeschlafen.
Beim Hinausfahren aus der Stadt bekommen wir noch ultramoderne Wolkenkratzer zu sehen. Jetzt verstehen wir den Grund für die Assoziation mit Manhattan.
Wir wenden uns nach Westen und erreichen nach einer Fahrt durch eine brettelebene Landschaft LIVERPOOL.
An der Waterfront gibt es einen sehr großen Car Park, auf dem wir über Nacht stehen bleiben können- gegen Bezahlung natürlich.
Wir satteln unsere Klappis und starten unsere Sightseeing-Tour.
Liverpool ist Großbritanniens zweitgrößter Exporthafen. Dem Handel mit den westindischen Inseln um die Mitte des 16. Jhd. verdankt die Stadt ihren Aufschwung von der „schlammigen Bucht“ - was ihr Name eigentlich bedeutet - zur bedeutenden Hafenstadt in der Irischen See.
Wir sind hier mitten in den Docks. Die Backsteingebäude wurden mittlerweile aufwändig restauriert. Teure Wohnungen, Cafés und Ausstellungen befinden sich nun darin.
Dieses Stadtviertel hat durch diese Sanierungen sehr an Attraktivität gewonnen.
Wir radeln am Wasser entlang. An den Absperrketten hängen Unmengen von total verrosteten Liebesschlössern. „Alte Liebe rostet nicht“, meint Klaus.
Die Skulptur einer Familie mit bescheidenem Gepäck erinnert an die mehr als 9 Millionen Auswanderer in die Neue Welt, für die das hier bis in die 1930er-Jahre der Ausgangshafen war.
Hier steht auch das Denkmal eines Arbeitspferdes. Über 250 Jahre lang mussten diese Tiere bei jedem Wetter im Hafen schuften.
Die Statue von Captain Walker erinnert an den erfolgreichen U-Boot-Jäger im 2. Weltkrieg.
In diesem Krieg fielen auch hier die Bomben. Beim Wiederaufbauprogramm entstanden Wohnquartiere in denen es immer wieder zu Ausschreitungen kam. Was auch auf den wirtschaftlichen Niedergang in den 1970er-Jahren zurückzuführen ist.
Seit den 1990er-Jahren geht es wieder rasant aufwärts, wofür der Wandel hin zum Dienstleistungs- und Tourismussektor verantwortlich ist.
Liverpool bringen sehr viele Menschen - nicht nur - unserer Generation mit den Beatles in Verbindung.
Natürlich pilgern wir zum Denkmal der vier Pilzköpfe, die uns auf der Straße entgegen zu schlendern scheinen. Auch die Skulptur der „einsamen“ Eleanor Rigby aus dem Song „All the lonely people“ finden wir.
Unsere Drahtesel bringen uns dann zur Penny Lane, deren originales, voll beschmiertes Straßenschild mittlerweile nur noch hinter Glas zu sehen ist.
Nun radeln wir zur Abbey Road und finden eine völlig uninteressante Wohnstraße in einer eher unguten Gegend vor.
Nachforschungen - die wir eher vorher hätten machen sollen - ergeben, dass sich die Abbey-Road-Studios mit dem berühmten Zebrastreifen davor in London befinden. „Ist mir das peieieinlich“ (R. Mey).
Auf dem Heimweg statten wir der Kathedrale einen Besuch ab.
Der vierschrötige Bau mutet sehr seltsam an. Der Innenraum ist riesig. Sein Figurenschmuck erinnert uns an den Stil der Denkmäler aus „The Lord of the Rings“.
„Ist das hier die Kulisse eines amerikanischen Fantasy-Films?“, fragt mich Klaus.
Direkt in der Kirche gibt es einen Souvenir-Shop, ein Bistro und sogar eine Toilette.
Ein Licht geht uns auf, als wir erfahren, dass der Bau erst im 20. Jhd. entstanden ist- im neugotischen Stil. „Die spinnen, die Briten.“
Auch in Liverpool gibt es eine Chinatown. Sie beherbergt die älteste chinesische Gemeinschaft Europas. Die größte ist es wohl nicht, denn der Chinese Arch scheint für den halben Straßenzug etwas überdimensioniert zu sein.
Wir haben jetzt über 20 Fahrrad-km in den Beinen und freuen uns auf eine gemütliche Mittagspause zu Hause.
Leider haben wir noch nicht alles gesehen, also besteigen wir am Nachmittag nochmals unsere Drahtesel.
Gar nicht weit von unserem Stellplatz entfernt, direkt neben dem Riesenrad, steht das bunte Monument of Peace und Harmony. Musiknoten und eine Gitarre wickeln sich um eine Weltkugel.
Es wurde zu Ehren von John Lennon (1940-1980) hier aufgestellt.
Nun besuchen wir noch den Cavern Club, in dem die Beatles in den 1960er-Jahren ihre ersten Konzerte gespielt haben.
In einer Ecke lehnt John Lennon aus Bronze. Davor steht die obligatorische Schlange von Mädchen, die sich mit ihm fotografieren lassen wollen.
Die Kunstgalerie Tate Liverpool wäre ja auch noch interessant. Aber leider ist sie für die nächsten zwei Jahre geschlossen.
Wir sind eh schon müde.
Zu Hause setze ich mich an den Laptop.
Klaus hat andere Pflichten, denn heute spielen die Österreicher gegen die Polen. Da können sie natürlich nicht auf Klaus verzichten. Also muss er einfach wieder ins Pub.
Dank seines Einsatzes gewinnen unsere Landsleute 3:1.
58 km + 26,61 km mit dem Fahrrad (mit Motor)
Mi, 19. Juni
Auf unserem weiteren Weg nach Norden verlassen wir bald WALES, das uns so vertraut geworden ist, und reisen in ENGLAND ein, und zwar in die Grafschaft CHESHIRE- da wo die grinsende Cheshire-Cat herkommt.
Eine Fahne mit rotem Georgskreuz auf weißem Grund begrüßt uns.
Plötzlich sind die Aufschriften nur mehr einsprachig, und wir können die Ortsnamen aussprechen.
Auf CHESTER freuen wir uns schon sehr. Wir erinnern uns noch gut daran, wie wir vor 21 Jahren hier waren- „Chester mein Bester!“
Auf einem großen Parkplatz in der Nähe der Innenstadt darf man gegen Entgelt übernachten.
Erfreulicherweise erwischen wir hier das WLAN vom Crone Placa Hotel. Wir können also wieder einmal nach Herzenslust updaten, downloaden und uns mit Duolingo beschäftigen.
Die hübsche Stadt wird im Reiseführer als die „Perle des Nordwestens“ bezeichnet.
Bei Sonnenschein und fast sommerlichen Temperaturen ziehen wir los, sie zu erobern.
Aus dem schönen Backsteinbau des Rathauses tritt Arm in Arm ein Brautpaar.
Er trägt Jeans und Turnschuhe und darüber einen Gehrock. Den Kopf ziert ein Zylinder. Sie trägt ein weißes langes Kleid und einen großen, violetten, altmodischen Hut.
Wir finden das Outfit originell, und kapieren erst nach und nach, dass es sich hier um eine Stadtführung der anderen Art handelt. Die „Brautleute“ alias Fremdenführer ziehen unter Erklärungen getrennt von einander, mit jeweils einem Teil der „Hochzeitsgäste“ alias Reisegruppe, von dannen.
Die Kathedrale beeindruckt uns auch diesmal wieder. Der hauptsächlich gotische Bau zeigt normannische Elemente. Das Innere ist sehr groß aber stimmungsvoll. Wir bewundern unter anderem das kunstvoll geschnitzte Chorgestühl.
Merkwürdig finden wir allerdings, dass man die Kirche nur betreten kann, wenn man zuvor einen Gift-Shop passiert. Und im ehemaligen Refektorium wurde eine Café eingerichtet.
Wir durchwandeln auch den Kreuzgang und bewundern den hübschen Garten in der Mitte, wo der „Water of Life“-Brunnen steht.
Zur Zeit findet hier eine Ausstellung eines Glaskünstlers statt, dessen bunte, beleuchtete Tierfiguren immer wieder zwischen den Pflanzen auftauchen oder hinter Bäumen hervorlugen. Mir gefällt das sehr gut.
Man kann die Stadt auf der alten Stadtmauer umrunden, die teilweise noch römisches Mauerwerk nutzt.
Hier oben stellen wir ein Foto nach, das ich 2003 von Klaus gemacht hat, wie er einen Laternenpfahl anspringt. Es hängt seither in meinem Arbeitszimmer.
Ich mag den lieben, lustigen Kerl immer noch mindestens genauso gern wie damals.
Von den Stadttoren Eastgate, Bridgegate, Watergate und North Gate ist das Eastgate mit dem berühmten Uhrenturm, der unter Königin Viktoria entstand, das attraktivste.
Vom King Charles’ Tower aus beobachtete 1645 Charles I die Schlacht seines Heer gegen die Parlamentarier unter Oliver Cromwell. Der König musste seine vernichtende Niederlage mitansehen und wurde schließlich enthauptet.
Der aktuelle Charles, der III. dieses Namens, lebt in friedlicheren Zeiten.
Nun suchen wir das römische Amphitheater. Viel ist davon nicht mehr übrig, aber ein „echter Römischer Krieger“ schult hier Kinder für einen mehr lauten als rhythmischen Marsch durch die Fußgängerzone.
Wir werden später Zeuge des Zugs der „Krieger“. Das gibt ein Riesehallo.
In den für Autos gesperrten Straßen der Innenstadt begeistern uns die mit Schnitzwerk verzierten, schwarz-weißen mittelalterlichen Fachwerkhäuser aus dem 13. und 14. Jhd.
Hinter solchen Fassaden verstecken sich nicht selten moderne Geschäfte, Restaurants und Cafés.
Eine Besonderheit der Stadt sind die sogenannten Rows, Einkaufsarkaden, die sich nicht auf Straßenniveau, sondern ein Stockwerk höher befinden.
So kann man geschützt und gemütlich dahinwandern, immer mit Logenblick auf das Straßenleben mit Flaneuren, Sängern einem Zauberer und einem Bauchredner.
Der River Dee durchfließt die Stadt. Hier ist er ziemlich breit. Unter dem Pontcysyllte Aqueduct haben wir ihn eher als reißenden Bach erlebt.
Chester war ja wichtiger Hafen, ehe die Flussmündung versandete.
Zuletzt spazieren wir durch den hübschen Grosvenor Garden.
Ein großer Teil des Grund und Bodens in Chester ist Eigentum des Duke of Westminster. Seinen Familiennamen Grosvenor findet man immer wieder in der Stadt.
In diesem typisch englischen Park sehen wir viele - gar nicht scheue - Eichhörnchen, die sich mit den Tauben um die zugeworfenen Leckerbissen streiten.
Wir sind auf der Suche nach dem Bahá’í-Garten, den es hier geben soll. Tatsächlich finden wir die reizende, kleine, überwucherte Ecke. Die Botschaften kann man nur lesen, wenn man die Pflanzen zur Seite biegt.
Auf dem Heimweg kommen wir noch beim Castle vorbei. Es wurde 1066 zur Verteidigung gegen die Waliser gebaut.
Das riesige Areal der Pferderennbahn ist auch nicht zu übersehen. Hier wird jährlich der Tradesmen’s Cup, eines der traditionellen britischen Pferderennen ausgetragen.
Jetzt sind wir aber rechtschaffen müde. Immerhin waren wir drei Stunden auf den Beinen. Wie froh sind wir, wieder nach Hause zu kommen.
Gegen Abend vertschüsst sich Klaus allerdings wieder in einen Pub, um sich das Fussballspiel Deutschland gegen Ungarn anzusehen. Die Deutschen haben gewonnen.
35 km
Di, 18. Juni
Heute ist das Wetter kühl, aber trocken.
In Wien gibt es Hitzewarnung bei 35°. Bin ich froh, dass wir hier im Norden sind.
Wir wenden uns nach Osten und haben bald wieder die Snowdonia Mountains vor uns.
Was ist denn heute los? Haben wir nicht einen ganz normalen Wochentag?
Auf allen Parkplätzen machen sich gerade Wanderer für ihre Bergtouren fertig. Auch Kleinbusse karren sportliche junge Leute heran.
Und jedes Dorf, das wir passieren, bietet mehrere Outdoor-Geschäfte.
Die Landschaft ist aber auch besonders einladend- felsige Berge, grüne Matten, und im Tal grasen friedlich die Schafe.
Wir sind auf einer historischen Strecke unterwegs. 1815 wurde sie eingerichtet, wobei eine alte Römerstraße benutzt wurde. Auf einer restaurierten Postkutsche, die einen Dorfplatz ziert, lesen wir: Holyhead - London. Die hat wohl eine ganz Weile für diese Strecke gebraucht.
Die hübschen Swallow Falls schauen wir uns näher an. Vielleicht ist es ihre breite Fächerung, weswegen sie nach einem Schwalbenschwanz benannt wurden.
Klaus’ Handgelenk, das er sich vor zwei Jahren in der Schweiz gebrochen hat, schmerzt wieder, und wir fahnden nach einer Apotheke, um ein „wrist guard“ zu kaufen
Die Suche verschafft uns einen netten Spaziergang durch das bunte, lebendige Städtchen LLANGOLLEN. Unser Reiseführer nennt es ein Postkartenidyll im Dee-Tal.
Wir finden das „Medical Centre" aber die „pharmacy" ist leider „run out of stock“ was Handgelenkschoner betrifft.
Wir müssen einfach weiter die Augen offen halten.
Unser nächstes Ziel liegt ca. 50 km weiter im Osten. Hier führt über den river Dee, den wir ja schon kennengelernt haben, ein Aquädukt, das es zum Weltkulturerbe gebracht hat.
Das Pontcysyllte Aqueduct wurde Anfang des 19. Jhd. gebaut, um den Fluss per Boot überqueren zu können. Das war damals für den Gütertransport besonders vorteilhaft.
Bis heute ist das die höchste und längste Kanalbrücke der Welt.
Man brauchte Stein, Mörtel, Wasser und Ochsenblut für die Brücke und Gusseisen für die ca. 3,5m breite Schifffahrtsrinne.
Wir wandern - wieder einmal über Stufen - zum reißenden, kleinen Fluss hinunter und schauen auf die Trogbrücke hinauf, die immerhin 38,5m hoch ist.
Nachdem wir über die Steintreppe wieder das Straßenniveau erreicht haben, schauen wir einigen Paddlern und Hausbooten zu, wie sie die 307m bewältigen.
Der Besucherparkplatz wird uns heute Nacht als Schlafplatz dienen.Wir haben kein Verbotsschild entdeckt.
Nachdem unser Tagwerk vollbracht ist, ist heute Abend das nächste Anime von Hayao Miyazaki dran „Porco Rosso“, ein wunderbar gezeichneter Film über einen kühnen Flieger.
86 km
Mo, 17. Juni
Schon wieder so ein schöner Tag!
Die Nordwestlichste Ecke ist das hier noch immer nicht. Es gibt noch eine weitere vorgelagerte Insel, HOLY ISLAND, mit HOLYHEAD an der Spitze. Über einen Damm fahren wir hinüber.
Und weil das noch immer nicht genug ist, gibt es eine winziges Inselchen, das noch weiter im Nordwesten liegt, SOUTH STACK.
Es ist nur 14m von Holyhead entfernt. Eine kleine Hängebrücke für Fußgänger führt hinüber. Man steigt viele, viele Stufen hinab, um sie zu erreichen.
Die Insel ist Brutplatz für zahlreiche Seevögel und ein Vogelschutzgebiet.
Klaus ist mit seinem Teleobjektiv in seinem Element und inmitten vieler, bestens ausgerüsteter, Fotografen in bester Gesellschaft.
Hier steht auch das Southstack Lighthouse. Der Leuchtturm ist das erste Leuchtfeuer, das Seeleute sehen, die sich in östlicher Richtung Holyhead nähern.
Er wurde 1809 gebaut, ein Meisterwerk viktorianischer Ingenieurskunst.
Der letzte Leuchtturmwärter stellte 1983 seinen Dienst ein. Seither funktioniert alles ferngesteuert.
Wir kaufen uns ein Ticket und klettern in den Turm hinauf, bis zur Lampenstube. Es ist für uns beide der erste Leuchtturm, den wir besteigen.
Die Aussicht ist atemberaubend. Wenn es nicht so diesig wäre, könnten wir in der Ferne Irland erkennen.
Die See ist ganz ruhig, aber unser Guide zeigt uns Fotos von riesigen Wellen, die über die Insel hinwegfegten.
Im Touristencenter wird durch Plakate, Filme und Merchandise mit den hübschen Puffins, den Papageientauchern geworben. Tatsächlich gibt es hier aber nur mehr sehr wenige davon. Wir haben jedenfalls keine gesehen. Das macht uns nicht sehr traurig, weil wir die possierlichen Vögel ausgiebig 2013 in Island beobachten konnten.
Tordalke und Trottellummen gibt es aber zuhauf.
Die vielen Stufen zum Auto wieder hinaufzusteigen werten wir einmal mehr als Trainingseinheit.
Das war wirklich ein schöner Ausflug!
Nach der Mittagspause widmen wir uns unserem letzten Programmpunkt auf ANGELSEY.
Die Burgruine von Beaumaris, ein Beispiel für die englische Festungsarchitektur im 13. Jhd. lassen wir von unserer Drohne besichtigen.
Nicht unerwähnt darf natürlich das Dorf mit dem längsten Ortsname im Vereinigten Königreich bleiben.
LLANFAIRPWLLGWYNGYLLGOGERYCHWYRNDROBWILLANTYSILIOGOGOGOCH heißt übersetzt: „Marienkirche am Teich mit dem weißen Haselbusch über dem Strudel und bei der Tysiliokirche in der Nähe der roten Höhle“.
Als 1860 der Bahnhof errichtet wurde, war das als Gag gedacht, um Aufmerksamkeit zu erregen. Das ist gelungen. Das Namensschild wurde zum Touristenmagnet.
Zurück auf dem „walisischen Festland“ dient uns in BETHESDA wieder einmal der Parkplatz eines Rugby-Clubs als Schlafplatz. Er bietet alles, was ein Camperherz begehrt.
Leider ist ausgerechnet heute kein Pub in der Nähe, und die Österreicher werden am Abend ganz alleine gegen Frankreich Fußball spielen müssen.
110 km
So, 16. Juni
Strahlender Sonnenschein- wir verabschieden uns von einem der schönsten Vorgärten, die wir je hatten.
Für heute ist eine Wanderung geplant.
Da sind wir nicht die Einzigen, wie wir feststellen müssen.
Der Wanderparkplatz, den wir anpeilen, hat nur im voraus gebuchte Plätze, und die Straßenränder davor und danach sind heillos zugeparkt.
Heute ist Sonntag und schönes Wetter noch dazu. Da wollen alle den Mount Snowdon besteigen. Das hatten wir sowieso nicht vor. Das wäre eine Tour von sechs Stunden rauf und dann wieder runter.
Zusätzlich zu den Wanderern wimmelt es auch von Touristen, die mit der Seilbahn zum Gipfel fahren wollen. Und die Wassersportler im See kommen auch noch dazu.
Wir legen unsere Wanderambitionen für heute ad acta und wollen jetzt einfach dem Rummel entrinnen.
Also wenden wir uns unseren Alltagssorgen zu. Unser Klo muss nämlich möglichst bald ausgeleert werden.
Dank der Segnungen unseres Apps finden wir bald einen Stellplatz, auf dem das möglich ist.
Wir haben ja jahrzehntelange Campingerfahrung und wissen es sehr zu schätzen, dass es mittlerweile solche Hilfestellungen gibt.
Auf der Weiterfahrt überlegen wir, welchen Zweck eigentlich die vielen niedrigen - aus Natursteinen aufgeschichteten - Steinmäuerchen haben, die wir überall sehen. Wahrscheinlich dienen sie zur Abgrenzung und damit die Tiere nicht auf die Straße laufen. „Vielleicht auch nur“, meint Klaus, „um all die Steine zu verwenden, die sie aus den Feldern geklaubt haben“.
Diejenigen, die die zu beiden Seiten der Straßen verlaufen, mögen wir gar nicht, weil sie unsere Außenspiegel attackieren.
Die Nordwestecke von Wales wird von der Insel ANGLESEY gebildet. Wir überqueren also den schmalen Meeresarm Menai Strait über die Britanniabrücke, die uns an Blut-und-Boden-Architektur erinnert. Tatsächlich aber stammt sie aus 1850.
Die Insel ist rund 30 km lang und ca. ebenso breit. Hier gibt es keine Berge.
Neben einer Tankstelle im Nirgendwo taucht ein Baumarkt auf, der überraschenderweise heute am Sonntag offen hat. Seit einiger Zeit hält Klaus bereits Ausschau nach einigen Kleinigkeiten, die er für Reparaturen und Verbesserungsarbeiten braucht.
Die nächsten Stunden verbringen damit, einen Campingplatz nach dem anderen abzuklappern. Alle sind ausgebucht. Als wir endlich doch einen finden, der Platz für uns hat, gibt’s keine Waschmaschine.
Zu unserer Freude bekommen wir aber einen Geheimtipp. Ein - ziemlich abgelegener - Pub hat eine Laudrette-Station auf seinem Parkplatz. Was es nicht alles so gibt.
Wir halten unsere Mittagspause einfach hier ab, während sich die Trommeln drehen.
Hoch zufrieden kehren wir mit sauberer und trockener Wäsche auf den Campingplatz in RHOSNEIGR zurück.
Der heutige Tag ist überhaupt nicht so verlaufen, wie geplant. Flexibel muss man als Reisende halt schon sein.
74 km
Sa, 15. Juni
Regen, Regen, Regen.
Beim Pub, in dessen Schatten wir genächtigt haben, können wir unseren Trinkwassertank auffüllen.
Unsere Fahrt führt uns zunächst nach Westen, und wir erreichen bei PORTHMADOG wieder das Meer.
Dann geht es weiter nach Norden.
BEDDGELERT ist eine malerische kleine Stadt. Nicht zuletzt deuten Reisebusse voller Touristen und eine überdurchschnittliche Anzahl an Guest Houses und Souvenirshops darauf hin.
Uns gefallen wiederum die Häuser aus dunklen Bruchsteinen besonders gut. Die meisten sind mit bunten Blumen geschmückt, was einen reizvollen Kontrast bildet.
Es nieselt gerade nur leicht, also steigen wir sogar aus und machen einen Spaziergang.
Der Fluss, der die Ortschaft durchfließt ist stark angeschwollen. Die Bäume an den Ufern stehen im Wasser. Kein Wunder, es regnet seit Tagen.
Das Städtchen ist übrigens nach einem besonders treuen Hund benannt. Die Legende die über ihn erzählt wird, kennt in Wales jedes Kind.
Hier ganz in der Nähe steht die gewaltige Burg Caernarfon. Wir entscheiden uns diesmal gegen einen Besuch. 2003 haben wir sie ausgiebig besichtigt.
Für uns geht es nun richtig in die Berge, mitten ins Herz der Snowdonia-Mountains hinein.
Ein Parkplatz auf dem LLANBERIS PASS mit traumhafter Aussicht auf den Mount Snowdon und einen stimmungsvollen See wird für heute unser Front Garden sein, in den wir gerne andere Ausflügler einladen. Zu unserer Freude kommt jetzt sogar die Sonne heraus.
Unser touristisches Tagesprogramm haben wir bereits erledigt. Und auch die meisten Alltagsarbeiten wie Wasser fassen, Putzen, Abfluss reinigen, kleine Reparaturarbeiten und Einkaufen sind gemacht.
Nun gönnen wir uns eine Tasse englische Tee mit Hafermilch- köstlich. Dieses kulinarische Erlebnis werden wir als Anregung mit nach Wien nehmen.
Nach der Fotobearbeitung und dem Schreiben des Reise-Blogs fallen noch Kochen und Geschirr abwaschen an, bis wir endlich unsere Bücher hervorholen und Feierabend machen können.
Was für ein stressgeplagter Reise-Alltag ;-)
Heute Abend holen wir einen Film hervor, einen besonders süßen sogar: „Mein Nachbar Totoro“- wieder ein Anime von Hayao Miyazaki.
40 km
Fr, 14. Juni
Gestern hat es ja den ganzen Tag geregnet, und auch in der Nacht gab es immer wieder Schauer.
Genau nach Wetterbericht, pünktlich um 9h hört es auf.
Allerdings haben wir uns zu früh gefreut, eine Stunde später schüttet es wieder heftig.
Wir sehen unsere heutigen Wanderambitionen im Snowdonia Nationalpark buchstäblich davonschwimmen.
Unsere erste Station ist heute DOLGELLAU, ein hübsches Städtchen. Alle Häuser sind aus den typischen dunkelgrauen Bruchsteinen gebaut, was ein ganz einheitliches Bild ergibt, wie aus der Zeit gefallen.
Wir machen eine Sitzbesichtigung. Zum Aussteigen ist es uns zu nass.
Im 17. Jhd. war hier das Zentrum der Quäker-Bewegung. Die Anhänger wurden verfolgt, weil sie den Treueeid an den König verweigerten. Viele wanderten daraufhin nach Pennsylvania in den USA aus, wo man heute noch walisische Ortsnamen findet. Aber das ist eine andere Geschichte, die wir 2017 erzählt haben.
Als wir unseren geplanten Wanderparkplatz erreichen, kommt die Sonne hervor, und wir können trockenen Fußes eine wunderschöne Rundwanderung über sonnendurchflutete Hügel machen. Neben uns rauscht ein Bächlein, das immer wieder als kleine Wasserfälle über Felsen springt. Alle Steine und Baumstämme sind mit Moos überzogen. Dadurch wirkt alles ganz weich.
Farne und Binsen wachsen am Wegesrand. Wir kommen uns vor wie in einem Märchenwald.
Allerdings sehen wir zu unserem Bedauern kein einziges der Rinder, die hier wild leben sollen. Ein Schild hat uns verkündet, dass es sich um „Good-tempered Animals“ handelt, und wir keine Angst zu haben brauchen. Vielleicht haben die ja Angst vor uns.
Nach diesem idyllischen Ausflug, halten wir eine gemütliche Mittagspause und machen uns dann auf den Weg zu unserem heutigen Schlafplatz.
Ca. 15 km weiter im Norden finden wir schon wieder einen Pub, der Mitglied bei „BritStop“ ist. Der Parkplatz des Bryn Arms in GELLILYDAN nimmt uns auf.
Die Fußball-Europameisterschaften starten mit Deutschland gegen Schottland. Wenn dass kein Grund für Klaus ist, ins Pub zu gehen, ein Pint zu trinken und sich wie viele andere vor den großen Fernseher zu setzen. Deutschland gewinnt übrigens überlegen.
Mich interessiert wesentlich mehr, was die Privatdetektive Cormoran Strike und Robin Ellacott aus meiner Hörbuch-Serie herausfinden.
35 km
Do, 13. Juni
Ein gemütlicher Regen-Ruhetag wartet heute auf uns.
Klaus ist ja virtuelles Mitglied einer Malgruppe, die sich immer donnerstags trifft. Also ist auch der heutige Vormittag dem Malen gewidmet.
Ich beschäftige mich mit meinen Sprachstudien, Thursday Next (Jaspar FFord) und Cormoran Strike (Robert Galbraith alias J.K. Rowling).
Nachdem wir eines unserer vergnüglichen „Um-die-Ecke-gedacht“- Kreuzworträtsel gelöst haben, machen wir uns gegen Mittag auf zu unserem heutigen Tagesziel, das ca. 20 km weiter im Norden liegt, einem „BritStop“, dem Cross Foxes Inn.
Wieder einmal 11° und Regen- mittlerweile erklären uns auch die Einheimischen, dass das für Juni nicht das richtige Wetter ist. Wir haben jedenfalls kurz eingeheizt.
Wie gut, dass wir nicht mit dem Zelt unterwegs sind, und dass wir genug gute Bücher
dabei haben.
Wir befinden uns jetzt übrigens in den Snowdonia-Mountains. Ausgerechnet hier hat Sir Edmund Hillary für den Mount Everest trainiert. „Wahrscheinlich musste er sich auf die große Höhe und die dünne Luft vorbereiten ;-)“, meint Klaus. Der Snowdon, der höchste Berg von Wales, ist immerhin 1085m hoch. Es waren aber wohl eher die anspruchsvollen Kletterrouten, die es ihm angetan hatten.
Wir richten unseren Blick auf die Straße vor uns, vielleicht sehen wir ja uns selbst, wie wir im alten Ford Transit im Jahr 2003 genau hier vorbeirauschen. Winken dürfen wir natürlich nicht, damit wir das Zeit-Kontinuum nicht stören ;-)
Ein kleiner Schock: Klaus bekommt eine Nachricht, dass unsere heruntergeladenen Karten, die wir für’s Navi brauchen, abgelaufen sind. Was für ein Glück, dass es im Pub, auf dessen Parkplatz wir stehen, WLAN gibt. So kann Klaus bei einem Pint wieder alles aktualisieren. Offenbar muss man das jeden Monat machen. Jedenfalls sind wir jetzt vorgewarnt, damit wir nicht noch einmal überrascht werden.
22 km
Mi, 12. Juni
Wir stellen fest, dass wir hier in ABERYSTWYTH gelandet sind, dem wirtschaftlichen Zentrum der Westküste von Wales.
Nach dem Frühstück satteln wir wieder einmal unser Drahtesel und erkunden die Stadt, die alles in allem einen fröhlichen und bunten Eindruck auf uns macht.
Um sie von oben zu sehen, fahren wir mit der Rheidol Railway, einem Schrägaufzug aus dem 19. Jhd. auf den Constitution Hill hinauf. Die Bahn plagt sich furchtbar bergauf. Sie ist so langsam, dass man daneben hergehen und Blumen pflücken könnte.
Die Aussicht auf die sonnendurchflutete Bucht ist bezaubernd.
Kaum zu glauben, dass wir in der Früh noch Nieselregen bei 11° hatten.
Den Abstieg machen wir zu Fuß.
Dann radeln wir die freundliche Promenade entlang. Jedes Haus ist in einer anderen Farbe gestrichen.
Der Royal Pier hat bessere Zeiten gesehen. Der Eingang mit den bunten Glasfenstern zeugt noch davon. Recht hübsch ist die Jugenstil-Fassade eines Pubs, die ein weißes Pferd ziert.
Auf dem Weg zurück zu unserem Stellplatz rauschen wir noch an der Kirche und an der Burg vorbei.
Nun geht’s wieder mit dem WoMo weiter.
Im Tesco-Supermarkt füllen wir unsere Vorräte auf. Die Durchsagen sind eindeutig nicht englisch, wahrscheinlich klingt das Walisische so. Alle Aufschriften in Wales sind ja zweisprachig. Und die walisische Variante macht für unsere Zungen meist einen unaussprechlichen Eindruck.
Wir fahren weiter nach Nordosten, und man merkt, dass es gebirgiger wird.
Unser nächstes Ziel ist das Dyfi Osprey Project im Cors Dyfi Naturschutzgebiet. Das Beobachtungsgelände für Fischadler ist sehr ansprechend aufgebaut. Man kann auf Bohlenwegen sehr nett durch Wald, Sumpf und Schilf spazieren.
Vom Aussichtsturm aus kann man den ca. 300m entfernten Adlerhorst sehen, in dem sich einige frisch geschlüpfte „Chicks“ befinden. Näher kann man nicht heran, damit die Tiere nicht gestört werden.
Starke Ferngläser werden uns zur Verfügung gestellt. Klaus hat natürlich sein Teleobjektiv dabei.
Noch besser kann man die kleine Federbällchen beobachten, wenn man sich das Life-Video ansieht. Es sind nämlich beim Nest Kameras angebracht, die rund um die Uhr aufnehmen.
An einer „Sensation“ wären wir achtlos vorbei gelaufen, wenn nicht ein älterer Herr mit großer Kamera neben uns begeistert feststellt, dass der Royal Fern blüht. Das soll nur ganz selten vorkommen, und er hat es bis jetzt noch nie gesehen. Dieses „Wunder der Natur“ sieht eigentlich ziemlich unspektakuläre aus.
Unsere ersten 28 Tage außerhalb der EU sind abgelaufen.
Nach der Mittagspause aktivieren wir also eine neue SIM-Karte im iPad. Damit erstellen wir dann wieder einen Hotspot, der uns ermöglicht, mit unseren Handys und MacBooks ins Internet zu gehen. Das Datenvolumen ist natürlich begrenzt, und wir müssen damit sparsam umgehen. Unsere Sprachstudien mit Duolingo müssen wir stark einschränken.
Im Städtchen MACHYNLLETH empfiehlt uns unser Park4Night-App einen ruhigen Gratis-Parkplatz im Grünen, auf dem wir einige offenbar dauerhaft abgestellte alte WoMos vorfinden. Hier sind wir ganz ungestört.
Auf einem Spaziergang statten wir dem Wahrzeichen der Stadt einen Besuch ab, dem 24m hohen Uhrturm, der wie eine Miniaturausgabe des Big Ben aussieht.
Klaus möchte natürlich die kleine Galerie besuchen, die sich frech Moma nennt- wie das Museum of Modern Art in New York.
Sie zeigt uns gratis Werke zeitgenössischer walisischer Künstler. Einem davon können wir sogar bei seiner Arbeit zusehen. Vieles gefällt mir sehr gut.
Auf dem Rückweg findet Klaus in einer Bücher-Wühlkiste einen schönen Bildband. Wir investieren die Pfundmünze, die wir in einem Supermarkt im Schlitz eines Einkaufswagens vorgefunden haben.
34 km
Di, 11. Juni
Wenig überraschend, es regnet.
Wir fahren durch eine nette Landschaft, sehr grün, leicht hügelig.
Wir können etwas davon sehen, weil hier die Hecken niedriger sind als sonst.
Außerdem ist die Straße annähernd zweispurig, was zur entspannten Betrachtung beiträgt.
Was unser geplantes Kulturprogramm betrifft, sind wir zunächst gar nicht so erfolgreich.
Ein keltischer „Inscribed Stone“ ist beim besten Willen nicht aufzufinden und das „Red Kite-Centre“ hat geschlossen.
Diese englische Bezeichnung für für den Rotmilan finden wir übrigens sehr passend. Wir haben in den letzten Tagen immer wieder Exemplare des eleganten Raubvogels gesehen. Er steht oftmals mit ausgebreiteten Flügeln fast unbeweglich in der Luft und wackelt manchmal nur leicht hin und her. Das erinnert tatsächlich an einen Kinderdrachen.
Wir fahren weiter zur Teufelsbrücke.
Der Regen hat aufgehört, und wir freuen uns, dass wir unsere geplante Wanderung machen können.
Drei Brücken wurden hier über die Jahrhunderte über einander gebaut. Die älteste stammt vom Teufel höchstpersönlich. Oder waren es doch Mönche, die sich im 11. Jhd. selbst abplagten, aber dafür ihre Seelen behalten durften?
Die mittlere Brücke stammt aus dem 18. Jhd. Und die oberste, die noch heute für die Überquerung des Mynach benutzt wird, wurde 1901 gebaut. Die jeweils ältere Brücke diente als Stützgerüst für die jeweils neuere.
Der wildromantische Steig führt auch an einem mehrstöckigen Wasserfall vorbei, der als „world-famous“ bezeichnet wird.
Viele, viele Stufen führen hinunter in die „Punchbowl“ und noch mehr wieder hinauf. Angeblich sind es 600, wir haben sie nicht nachgezählt. Die Geländer sind jedenfalls sehr hilfreich.
Die Stufen sind nämlich ziemlich hoch, also kann diese Wanderung auch als Trainingseinheit gewertet werden ;-)
Uns gefällt unser Ausflug in den Ausläufern des Cambrischen Gebirges sehr gut, nicht zuletzt wegen der üppig blühenden Rhododendrenbüsche.
Aber DEVIL’S BRIDGE hat noch mehr zu bieten. Im Jahr 1902 wurde hier eine Schmalspur-Dampfbahn eröffnet, die heute noch als Touristenattraktion betrieben wird. Die Lokomotive glänzt frisch poliert.
Wir fahren nun nach Westen an die Küste, und zwar an den St. George’s Channel, der Wasserstraße zwischen Wales und Irland.
Zum Übernachten findet sich ein Rugbyplatz. Er bietet uns gegen Entgelt immerhin Wasser und Klo-Entleerung.
Allerdings ist ein aufwändiger E-Mail-Verkehr nötig, bis wir endlich den Code für das verschlossene Tor bekommen.
62 km
Mo, 10. Juni
In der Nacht hat es geregnet, aber jetzt genießen wir die warme Sonne und das angenehme Lüftchen.
In CILGERRAN gibt es ein Wildlife-Centre, das sich uns für eine nette Rundwanderung anbietet.
Den Namen kann man ernst nehmen. Die Tiere leben hier wirklich wild, und man hat Glück, wenn man - trotz einiger Beobachtungsstationen - welche zu sehen bekommt.
Wir sind gar nicht enttäuscht und genießen es einfach, mit geschnürten Wanderschuhen in der Natur zu sein.
Immerhin zeigen sich uns ein paar Vögel, einige Kaffernbüffel und eine Pferdeherde.
Gut ausgelüftet geht es für uns zurück an die Küste und weiter nach Norden.
Wir landen in der kleinen Stadt LAMPETER, der kleinsten Universitätsstadt des Vereinigten Königreichs.
Fast die Hälfte der Einwohner sind Studenten.
Übrigens befinden wir uns jetzt in einer der Regionen von Wales, in der ca. 70% der Bevölkerung im Alltag die walisische Sprache benutzen.
Auf dem Parkplatz einer großen Schule darf man für wenig Geld übernachten. Und das werden wir auch tun.
84 km
So, 9. Juni
Sonnenstrahlen wecken uns. „A gorgeous day“, ruft die Wirtin begeistert aus.
Der Tag präsentiert sich uns tatsächlich freundlich. Natürlich heißt das nicht, dass es warm ist. Und der ständige Wind lässt die Temperaturen noch niedriger erscheinen.
Wir sind auf einer Straße unterwegs, die nicht nur sehr schmal, sondern sehr sehr schmal ist. Wieder einmal streifen unsere Außenspiegel zu beiden Seiten an die Begrenzungshecken, und über uns schließt sich der grüne Tunnel.
PENTRE IFAN, der größte Dolmen von Wales, ist die Mühe aber wert.
Um ca. 3500 v. Chr. entstand er auf diesem Hügel mit weiten Ausblicken ins Land und bis zum Meer.
Der elegant geschwungene Schlussstein wiegt 16 Tonnen. Er ruht auf drei Steinen, wie auf einem Dreibein. Das ist ungewöhnlich.
Man nimmt an, dass es sich um eine Grabkammer handelt, deren Erdhügel nicht mehr existiert. Es wurden aber keine menschlichen Überreste gefunden.
Wir wenden uns jetzt dem Eisenzeitlichen Dorf CASTELL HENLLYS zu, das auf dem Original-Standort neu aufgebaut wurde. Wissenschaftliche Erkenntnisse wurden dabei mit einbezogen. Nur originalgetreue Materialien aus der Region wurden verwendet.
Vier liebevoll eingerichtete Rundhütten vermitteln uns einen Einblick in das Leben vor 2600 Jahren. Eine sehr kenntnisreiche Frau in zeitgenössischer Gewandung beantwortet alle unsere Fragen.
Auch ein Bronzezeitliches Boot wurde nachgebaut. Die Blausteine aus dieser Gegend, denen magisch Kräfte nachgesagt werden, wurden ja vermutlich in solchen Booten über den Bristol Channel und den Severn bis zum 250km entfernten Stonehenge transportiert.
Ein Foto zeigt, dass vor ein paar Jahren mit diesem ca. 12m langen Ruderboot ein solcher Steintransport erfolgreich ausprobiert wurde.
Da wir unserem Zeitplan schon wieder voraus sind, beschließen wir, einen faulen Nachmittag zu verbringen.
Wir suchen dafür, und für die Nacht - wegen des großen Erfolgs - wieder einen „BritStop“ auf, das Salutation Inn, immer noch in NEVERN.
15 km
Sa, 8. Juni
Es geht weiter nach Norden.
Natürlich fahren wir wieder bei Regen durch sehr enge Straßen. Man gewöhnt sich daran, aber für den Fahrer erfordern die vielen Ausweichmanöver ständige Aufmerksamkeit.
Am Strand von BROAD HAVEN bewundern wir Badende und, nur mit Badehose bekleidete, im Sand spielende Kinder, bei 15°, steifer Brise und Regen.
Uns zieht es nach ST. DAVIDS, der mit 1600 Bewohnern kleinsten Stadt Großbritanniens, die aber eine bemerkenswerte Kathedrale und die Ruine eines Bischofspalasts aus dem 14. Jhd. zu bieten hat.
Saint David ist der Schutzheilige von Wales. Der Legende nach hat ihn eine Nonne während eines heftigen Sturms geboren.
Er führte ein sehr einfaches Leben- ohne Fleisch und Bier, das kann ich gut nachvollziehen.
Im 6. Jhd. gründete er hier ein Kloster, und schließlich brachte er es sogar zum Bischof.
Im 12. Jhd. wurde mit dem heutigen Bau des Doms begonnen. Als Baumaterial diente dunkelgrauer Sandstein. Über die Jahrhunderte gab es immer wieder An- und Umbauten. Wir sehen wunderschöne romanische Bögen und beeindruckende gotische Elemente. Die Decken sind ganz besonders schön. Die großartige Eichendecke des Mittelschiffs stammt aus dem 16. jhd.
Von außen wirkt die Kirche eigentlich ganz „normal englisch“, dunkler Stein, wuchtiger Turm.
Ein typisch britischer Friedhof mit schiefen Grabsteinen umgibt sie.
Vom Inneren hingegen sind wir richtig geflasht. Es übertrifft unsere Erwartungen bei Weitem.
Reich verziert und doch schlicht, nicht überladen. Auffallend sind vor allem die Holzarbeiten.
Der Shrine of St. David ist seit dem 12. Jhd. Anziehungspunkt vieler Pilger.
Die Kathedrale von St. Davids ist das beeindruckendste sakrale Gebäude von Wales. „Wirklich sehr, sehr toll“, ist unser zusammenfassendes Urteil.
Unser Mittagspause verbringen wir am wunderschönen Stand von WHITE SANDS.
Die Sonne ist herausgekommen und lädt uns zu einer Wanderung zum äußersten Westspitzel von Wales ein, dem St. David’s Head.
Wir wandern oberhalb der Küste auf schmalen Wegen zwischen hohen Gräsern, mit herrlichen Ausblicken aufs tiefblaue Meer und schöne Sandstrände. Prächtig blüht der rote Fingerhut.
Wir klettern bis zum felsigen Kopf hinaus.
Bei fast sommerlichen Temperaturen wandern wir zurück zum WoMo. Zum ersten Mal auf unserer heurigen Reise geraten wir ins Schwitzen.
Für die Nacht haben wir wieder einen „BritStop“ geplant, eine Gratisübernachtung vor einem Pub. Der Parkplatz des Trewern Arms Inn in NEVERN nimmt uns auf.
84 km
Fr, 7. Juni
Es regnet, und wir machen uns auf zu einem „romantischen“ Radausflug. „Alles, was kalt und nass und neblig ist, ist romantisch“, meint Klaus. Und die Schüsse vom nahen Truppenübungsplatz tragen auch zur „Romantik“ bei.
Als es unwegsam wird, lassen wir die Räder zurück und gehen zu Fuß weiter.
Wir wollen zur St. Govan’s Chapel, einer Einsiedlerklause.
Der Weg führt durch das militärische Sperrgebiet. Wenn keine rote Fahne weht, darf man in benutzen. Das stellt eine Steigerung zum Golfplatz vom Dienstag dar.
Die ständigen Maschinengewehrsalven werden uns langsam doch zu suspekt. Da kehren wir lieber um und radeln nach Hause. Unsere „Motorräder“ bewähren sich bei diesen Steigungen wieder einmal sehr.
Als wir unseren Stellplatz verlassen, ist niemand da, der abkassiert. Das ist uns natürlich sehr recht und wir machen uns auf nach STACKPOLE.
Auf dem sehr schiefen Parkplatz erleben wir ein kleines Abenteuer, bei dem Klaus wieder einmal seine Hilfsbereitschaft und unsere gute Ausrüstung einsetzen kann.
Ein Wagen - ohne Fahrer - beginnt plötzlich nach hinten abzurollen, just in dem Augenblick, als ein anderes Auto vorbeifährt. Da stehen nun die beiden Fahrzeuge, und keines kann sich bewegen.
Klaus kramt aus den hintersten Ecken unserer Garage unsere Abbremskeile hervor, die wir seit vielen Jahren mit uns führen, aber bis jetzt noch nie gebraucht haben.
So kann das rollende Auto fixiert werden, und das andere kann weiterfahren. Natürlich werden vorher zahlreiche Fotos gemacht.
Wir geben der Parkplatzwächterin Bescheid und widmen uns unserer Wanderung.
Der Regen hat aufgehört, aber der Wind bläst weiter heftig.
Die alte, steinerne Acht-Bogen-Brücke führt über einen der Lily Ponds, die vor 200 Jahren angelegt wurden und heute Lebensraum von Ottern, Libellen, Fischen und seltenen Pflanzen sind.
Wir setzen unseren Rundweg fort und wandern weiter zur Barafundle Bay.
Hier ist es besonders schön. Vor einigen Jahren schaffte es die Bucht auf die Liste der 12 schönsten Strände der Welt.
Kein Wunder, dass diese Idylle jahrelang als Privatstrand einer Familie von Superreichen diente.
Wir bewundern die steilen Sandsteinfelsen und machen uns auf den Rückweg.
Als wir wieder beim Parkplatz ankommen, finden wir die schuldbewussten Verursacher des oben geschilderten Schlamassels vor. Wir kriegen also unsere „Chocks“ zurück und können weiterfahren.
Ein Highlight wartet heute noch auf uns, das Grab des „Freien Hauselfs Dobby“ auf den Dünen der FRESHWATER BEACH. Hier war tatsächlich der Drehort seines Grabes.
75.000 Besucher pilgern jedes Jahr hierher, und legen Steine und Socken ab.
Mittlerweile lacht die Sonne, da macht es Spaß, durch den warmen Sand zu stapfen.
Was für ein Kontrastprogramm, gestern waren wir am Grab von Dylon Thomas und heute an dem von Dobby, den wir aus den Harry Potter Romanen kennen.
Jetzt sind wir rechtschaffen müde und froh, als wir am kleinen Campingplatz „Foxdale“ in MARLOES ankommen.
Während sich unsere Schmutzwäsche in der Waschmaschine dreht, können wir uns endlich am unsere MacBooks setzen.
76 km
Do, 6. Juni
Die Burg von KIDWELLY ist unser erster Programmpunkt für heute. Die imposante Ruine diente als einer der Drehorte für „Die Ritter der Kokosnuss“ von Monty Python.
Wir haben leider keine Kokosnüsse für die Illusion von Hufegeklapper dabei. Nur Kokosjoghurt, aber das wird’s nicht tun.
Nachdem die Drohne geflogen ist, fahren wir weiter nach LAUGHARNE. Dort steht das Bootshaus, in dem Dylon Thomas mit seiner Familie vier Jahre lang gewohnt hat.
Auf dem alten, stimmungsvollen Friedhof der St. Martin’s Church besuchen wir das sehr einfache Grab des Dichters und seiner Frau. Jemand hat darauf ein kleines Fläschchen Jameson Whiskey abgestellt. Der hat ja wohl maßgeblich zum frühen Tod beigetragen.
Ein Spaziergang von von ca. einer halben Stunde, durch den Wald und an der Küste entlang, führt uns zum zum letzten Wohnhaus von Dylon Thomas und seiner Familie- er hatte drei Kinder.
Zuerst stoßen wir aber auf die umgebaute Garage, die als „Writing Shed“ diente. Man könnte meinen, der Schriftsteller hätte seinen Schreibtisch nur kurz verlassen. Seine Jacke hängt noch über der Stuhllehne. Hier entstanden seine letzte Werke, z.B. „Under Milkwood“.
Das Bootshaus selbst, dass ihm eine Bekannte überlassen hatte, ist zweistöckig. Es macht einen netten und gemütlichen Eindruck. Aber die Zimmer sind klein und die Decken sehr niedrig. Für fünf Personen war es hier sicher ziemlich beengt.
Unter der Terrasse war früher der eigentliche „Boat Shed“, von dem aus man ein Boot über eine Rampe zu Wasser lassen konnte.
Das Haus liegt idyllisch, direkt am Meer, aber sehr einsam.
Ziemlich bewegt wandern wir zurück zum WoMo.
Wir ziehen weiter nach Westen Richtung PEMBROKE.
Das Dorf Half Penny Furze durchqueren wir mit zusammengekniffenen Arschbacken.
Nachdem wir einigen Fehlinformationen von Park4Night aufgesessen sind und von den Parkplätzen zweier Pubs vertrieben wurden, finden wir in BOSHERSTON endlich eine „Camping Site“, eine Wiese mit Dixi-Klo.
Was brauchen wir mehr? Mal sehen, ob jemand auftauchen wird, um Geld von uns zu verlangen.
119 km
Mi, 5. Juni
Sonnenschein weckt uns. Wir freuen uns sehr.
Schließlich wollen wir auch heute wieder ein bisschen wandern.
Zuerst müssen wir aber unseren Frischwassertank auffüllen.
Zu unserer Überraschung ist das hier nicht möglich.
Eine kurze Recherche zeigt uns eine Tankstelle, die uns auch tatsächlich weiterhilft.
Auch um solche Alltagsdinge müssen wir uns halt immer wieder kümmern.
Nun geht es aber wirklich zur Rhossili Bay, in der immer wieder ein Drache auftaucht- bei Ebbe. Die Einheimischen nennen diese Felsformation liebevoll “Worm’s Head“.
Den wollen wir kennen lernen. Daher wandern wir wieder einmal über grüne Matten, die mit winzigen gelben und weißen Blümchen durchwirkt sind.
Sonnenschein bedeutet natürlich keinesfalls warme Temperaturen. Der heftige Wind treibt uns die Steilküste entlang.
Wir sind, wie die vielen anderen Touristen auch, sturm- und regensicher gekleidet.
Die Einheimischen erkennt man daran, dass sie kurze Hosen und Daunenjacken tragen.
Als Rasenmäher fungieren einige Pferde, die mit ihren Jungen fleißig bei der Arbeit sind.
Es ist Ebbe, und der Drachenkopf ist vollständig sichtbar. Man könnte ihn auf einem „Causeway“ betreten, aber wir wollen nicht riskieren, von der Flut überrascht zu werden.
Zurück beim WoMo wenden wir uns dem nächsten Highlight des heutigen Tages zu.
Dazu durchqueren wir GOWER-Halbinsel.
LLANELLI liegt bereits außerhalb davon. Im hiesigen Wetland-Centre wartet ein großer ornithologischer Artenreichtum auf uns. Klaus schnallt sich seine Kamera mit Supertele um.
Wir machen einen Rundweg durch die mit Seen und Tümpeln durchsetzte Landschaft. Einige Vogelwarten - sogenannte „Hides“ - erlauben besonders gute Beobachtung, weil sich die Tiere völlig ungestört fühlen.
Ich muss über die Afrika Ruderente lachen. Ihr blitzblauer Schnabel wirkt wie für den Fasching aufgesetzt.
Den Blick zu Boden zu senken lohnt sich aber auch. Sonst hätten wir den hübschen, kleinen Bienen-Ragwurz doch glatt übersehen. Die violetten Blüten erinnern uns frappant an Hummeln.
Für die Nacht empfiehlt uns Park4Night den Parkplatz hinter einem Einkaufszentrum, im Schatten eines Burger King. Nachdem wir uns den Code für die Toilette erschlichen haben, sind wir hier diesbezüglich gut versorgt.
53 km
Di, 4. Juni
Es regnet. Nach zwei sonnigen, trockenen Tagen ist jetzt wieder „alles in Ordnung“.
Wir fahren auf einem Dual Carriage Way, einer vierspurigen Straße, auf der es im Gegensatz zu Autobahnen auch Kreisverkehre und Abzweigungen gibt.
Zu unserem Erstaunen dürfen sie offenbar auch Radrennfahrer benutzen.
Wir sind unterwegs nach SWANSEA, der zweitgrößten Stadt von Wales.
Historische und sehenswerte Architektur findet man dort kaum. Im Zweiten Weltkrieg wurde sehr viel zerstört.
Als Zentrum der Schwerindustrie wurden bis zu diesem Krieg große Gewinne erzielt, ohne Rücksicht auf Menschen und Umwelt.
Dylan Thomas (1914-1953) war einer der bedeutendsten Söhne der Stadt- ein wunderbarer Dichter und Schriftsteller, der sich aber leider versoffen hat. Er nannte Swansea seine „ugly, lovely town“.
Die Industrielle Vergangenheit ist immer noch spürbar.
Wir treiben uns vor allem im Maritime Quarter und in der Swansea Bay herum. Hier gab es in jüngerer Zeit bauliche Projekte, die aufhorchen ließen.
Und wir wandern durch die grün bewachsene Dünenlandschaft und am großen, sauberen Sandstrand entlang.
Auf dem Heimweg fällt uns das bunt bemalte Dylon Thomas Theatre auf. Weil wir es uns näher anschauen wollen, entdecken wir auf dem Platz davor eine Skulptur des Dichters.
Klaus freut sich sehr, weil er dessen Gedichte ganz besonders liebt:
…
Though lovers be lost love shall not;
And death shall have no dominion.
Nach diesem netten Regenspaziergang bringt uns unser WoMo auf die Halbinsel GOWER, deren Landschaft als erste in Großbritannien offiziell das Prädikat „Of Outstanding Beauty“ verliehen bekommen hat.
Das müssen wir natürlich kontrollieren.
Unser Auto stellen wir auf den Übernachtungsplatz vor dem Heritage Center, das in einer Mühle aus dem 12. Jhd. untergebracht ist. Das Mühlrad dreht sich.
Ausgerüstet mit Wanderschuhen und Regengewand marschieren wir los, zur Three Cliffs Bay.
Zunächst geht es durch den Wald, dann führt der Weg mitten durch einen Golfplatz. Weit schallt der Gong, den man als Wanderer schlagen soll, damit man von den Golfern - die sich übrigens von Wind und Regen unbeeindruckt zeigen - bemerkt wird. Wir hoffen, dass trotz des Wetters die Golfbälle heute nicht tief fliegen.
Weiter führt ein schmaler Pfad durch dichtes Dornengestrüpp und Brennnesseln, und dann rutschen wir über sandigen Boden.
Nachdem wir die hübsche Aussicht auf die Cliffs genossen haben, bläst uns der Wind wieder zurück nach Hause. Ca. zwei Stunden waren wir unterwegs.
Für die Übernachtung müssen wir £ 12,00 bezahlen. Dafür finden wir hier die Ausstattung eines Campingplatzes vor. Die heiße Dusche tut gut.
50 km
Mo, 3. Juni
Hier hat es uns wirklich gut gefallen. Mitten in der Natur aufzuwachen, ist besonders schön.
Wir verlassen den Nationalpark und fahren weiter nach Westen- schon wieder auf einer sehr schmalen Straße.
Im weitläufigen Gelände des Dinefwr Parks steht das Newton House. Das Herrenhaus wurde im 17. Jhd. erbaut und im 19. Jhd. neugotisch umgestaltet.
Für uns ist es sehr interessant, so ein Manor House einmal von innen zu sehen.
Die herrschaftlichen Räume zeigen die Originaleinrichtung von 1912.
Im Untergeschoss lebte und arbeitete die Dienerschaft, die natürlich nur die Dienstbotentreppe benutzen durfte.
Der Landschaftspark gehört zu den schönsten Gärten Großbritanniens und beherbergt auch eine mittelalterlichen Damwild-Garten.
Auch römische Funde wurden in diesem Areal zutage gefördert.
Wir wandern durch den Castle Wood, der mit seinen bemoosten Bäume fast mystisch wirkt, zur Ruine des Dinefwr Castle hinauf, das aus dem 12. Jhd. stammt.
Von hier oben bieten sich uns schöne Ausblicke.
Unser nächstes Ziel ist der National Botanic Garden of Wales. Die Gärten wurden ursprünglich bereits im 18. Jhd. angelegt, aber ab dem Jahr 2000 vollständig umgestaltet.
Das riesige Glashaus stammt vom Architekten Sir Norman Foster. Auch der kleine aber feine Japanische Garten gefällt uns gut.
Die gesamte Anlage wird nach ökologischen und nachhaltigen Kriterien gepflegt. Man könnte darin stundenlang spazieren gehen.
Auch wir flanieren zwischen den vielfältigen Pflanzen umher und entscheiden uns gegen den Besuch der Greifvögelshow.
Zurück auf dem Parkplatz finden wir unser WoMo wieder einmal von interessierten „Fans“ bestaunt.
Bei der Gelegenheit können wir endlich die Frage klären, was der Unterschied zwischen Great Britain und United Kingdom ist. Ersteres bezeichnet nur die britische Hauptinsel. Zu letzterem gehört auch Northern Ireland. Kompliziert ist es seit dem Brexit. Es besteht nämlich seither eine Zollgrenze zur britischen Hauptinsel.
Mit dieser Verwirrung im Kopf suchen wir unseren heutigen Schlafplatz auf, der ca. 10 km weiter südlich im Woodland Park bei Y TYMBL liegt.
49 km
So, 2. Juni
Vor genau einem Monat sind wir zu Hause losgefahren.
Wir stehen relativ früh auf und beeilen uns.
In dem Augenblick, als Klaus dabei ist, unsere Keile zu verstauen, hält ein Auto mit der großen Aufschrift „WARDEN“ bei uns an. Angesichts der Indizien, die Klaus in Händen hält, ist Leugnen zwecklos.
Der Aufseher bleibt aber sehr freundlich und weist uns nur darauf hin, dass man hier nicht übernachten darf.
Wir hauen ab.
In LLANDOVERY machen wir unsere Frühstückspause am Fuße eines kleinen Hügels, auf dem die spärlichen Reste einer Burg stehen. Davor steht silberstrahlend die Statue eines gesichtslosen Ritters. Llywelyn ap Gruffudd Fychan war Anhänger des Widerstands gegen Heinrich IV und wurde von ihm 1401 exekutiert. Erst vor gar nicht langer Zeit wurde er zum „Braveheart“ von Wales hochstilisiert.
Der Ort wird nach dem Hl. David benannt. Wir haben nämlich erfahren, dass die walisische Vorsilbe „Llan“ soviel wie St. bedeutet.
Wir fahren weiter in die Black Mountains hinein. Die grünen Hügel haben ihren Namen von der Kohle, wie wir inzwischen gelernt haben.
Auf einem Wanderparkplatz am Pen Rhiw Ddu Pass im westlichen Teil des Nationalparks richten wir uns ein.
Nomen est Omen- wir brechen wirklich zu einer Wanderung auf. Das Wetter ist dafür bestens geeignet.
Wir gehen über grüne Matten, umschwärmt von sehr zotteligen Schafen. Offenbar werden sie nicht geschoren. Da sie ihre Jungen dabeihaben, die von den Müttern gesäugt werden, werden sie offensichtlich auch nicht wegen ihrer Milch gehalten. Es muss wohl ihr Fleisch sein, das an ihnen interessant ist.
Rotmilane kreisen über uns.
Unser Weg führt uns zu den Quarries = Steinbrüchen. Dabei kriegen wir die Reste vieler historischer Lime Kilns = Kalköfen zu sehen.
In ihnen wurde Quicklime = ungelöschter Kalk hergestellt, der als Dünger und zur Mörtelherstellung diente.
Die gefährliche Arbeit des Kalkbrennens wurde hier über Jahrhunderte hinweg durchgeführt, bis
in in die 1950er-Jahre.
Den restlichen Tag verbringen wir, wie üblich, hinter unseren Bildschirmen und Reiseführern.
Weil’s hier allerdings so schön ist und wir noch freie Energien haben, schlüpfen wir nach dem Abendessen nochmals in die Wanderschuhe und besteigen den „Hausberg“ dieses Parkplatzes.
Am Abend packt Klaus wieder hoffnungsfroh seinen Fotoapparat aus. Wir sind hier zwar immer noch im „Dark Sky Reserve“, aber der Wetterbericht hat für heute Nacht leider schon wieder Wolken angesagt.
Wir werden in der Dunkelheit trotzdem zum Himmel aufschauen.
51 km
Sa, 1. Juni
Klaus bewältigt mit Bravour eine enge, einspurige Straße, bei der unsere beiden Außenspiegel an den Begrezungshecken streifen. Man weiß nie, ob sich dahinter vielleicht Steinmäuerchen oder dicke Äste verbergen.
Sogar Fußgänger müssen sich in die dichten Büsche drücken, damit wir vorbeikommen.
Alle 50m -100m gibt es Ausweichen, sogenannte Passing Places.
Ein Auto kommt uns entgegen und bittet uns, bei der nächsten breiteren Stelle für ein paar Minuten stehen zu bleiben, weil eine Pferdeherde vorbeikommen wird.
Wir finden einen Platz neben einem kleinen Kirchlein samt romantisch verfallenem Friedhof mit uralten, knorrigen Bäumen.
Während wir frühstücken, kommen die zottigen Pferde mir ihren „Moonboots“ an den Fesseln.
Und dann geht es für uns auf der engen Straße weiter.
Nach 16 km kommen wir endlich nach HAY-ON-WYE, dem Bücherdorf, mit ca. 40 Bibliotheken, Buchläden und Antiquariaten für ca. 1800 Einwohner und für die Besucher des Hay-Festival of Literature and Art, zu dem wir gerade zurechtkommen.
Uns gefällt das lebendige Städtchen sehr. In den Gassen und Gässchen geht es zu wie auf einem großen, bunten Floh- und Bauernmarkt. Alles Mögliche gibt es hier zu bewundern und zu kaufen, und überall Bücher, Bücher und Bücher.
Ein findiger Antiquar hat hier in den 1980er-Jahren ein eigenes Königreich ausgerufen. Natürlich hatte das keine politischen Auswirkungen, trug aber zur Bekanntheit des Ortes bei.
Es gibt ja auch ein Schloss, das jetzt ein Café ist. Davor sitzen die Leute in Liegestühlen in der Wiese und lutschen ihre Ice Cream.
Nachdem wir uns zur Weiterfahrt entschlossen haben, kommen uns Kolonnen von Autos entgegen, und wir entdecken riesige Wiesenflächen, die für das Festival zu Parkplätzen umfunktioniert wurden. Da haben wir wohl die ideale Zeit erwischt, wo noch nicht so viel los war. Wie schön, dass wir hier waren, und wie gut, dass wir wieder rechtzeitig entkommen.
Es geht nun weiter in die Black Mountains - obwohl sie eigentlich grün sind - in den Brecon Beacon’s National Park. Die höchsten dieser Berge sind ca. 800m hoch.
Enttäuscht entdecken wir auf dem Parkplatz des Besucherzentrums das Schild „No Camping“,
obwohl unser WoMo-Reiseführer uns diesen Platz zur Sternebeobachtung ganz besonders ans Herz gelegt hat.
Die Informations-Dame gibt sich zunächst sehr streng. Man darf hier nicht übernachten, und das war noch nie erlaubt. In weiterer Folge wird sie immer zugänglicher und taut vollends auf, als wir ihr erzählen, dass wir aus Wien kommen.
Sie vertraut uns an, dass oft spätabends Sternegucker herkommen, und dass wahrscheinlich „Nobody will bother us“.
Die grünen Hügel laden uns zu einer Wanderung ein. Niedriges Gras und winzige Blümchen wachsen hier, und Farne. Hin und wieder gibt es ein paar gelbe Stechginsterbüsche, aber so gut wie keine Bäume.
Nicht nur wir, sondern auch Schafe und Alpakas fühlen sich auf diesen grünen Matten wohl. Wir fühlen uns wie auf einer Alm.
Die Idylle wird allerdings dadurch gestört, dass alle Schafe mit verschiedenen Farben besprüht sind. Sie laufen hier überall ganz frei herum, und so kann man sie sie besser den Den Besitzern zuordnen. Hübsch schaut das nicht aus.
Wir erklimmen den Twin y Gaer, den ein weithin sichtbares weißes Vermessungszeichen krönt. Es ist mit dem herzigen roten Waliser Drachen geschmückt.
Zurück beim WoMo verbringen wir einen gemütlichen Nachmittag und warten auf den Sonnenuntergang.
So richtig finster wird es erst nach Mitternacht, und da kommen leider auch die Wolken.
Während ich gemütlich im Bett liege und mein Hörbuch höre, macht Klaus einige Fotos vom Nachthimmel. Ganz zufrieden ist er nicht mit seiner Ausbeute. Er wollte ja so gerne die Milchstraße sehen. Aber leider geht’s nicht.
Immerhin ist The Plough = Der Pflug am Himmel. So wird hier der große Wagen genannt.
59 km
Fr, 31. Mai
Wir dringen weiter nach Norden vor, bis ins Herz der ehemaligen Bergarbeiter-Hochburg BLAENAVON. Der Ort und seine Industrieanlagen sind Weltkulturerbe.
Seit dem 16. Jhd. wurde hier Eisen gefördert. Hier entdeckte der Industriechemiker Sidney Gilchrist Thomas zusammen mit seinem Cousin, wie man Stahl herstellt.
Das regionale Kohlevorkommen passte ideal dazu.
Blaenavon ist ein herausragendes Beispiel einer viktorianischen eisenproduzierenden Stadt.
Wir spazieren wie in einem Freilichtmuseum der anderen Art durch „Ironworks“, einer fast vollständig erhaltenen Metallverarbeitungsstätte aus dem späten 18. Jhd. Klaus erklärt mir, wie das hier alles funktioniert hat. Mir gefallen die Blümchen, die im Hochofen blühen.
Interessant sind Beispiele von Arbeiterquartieren vom 18. Jhd. bis 1967.
Das „Big Pit Coal Museum“ zeigt die historische Zeche mit vielen alten Maschinen. Bis 1980 war sie in Betrieb. Viele Fotos zeigen lachende, abgearbeitete Männer und auch Frauen. Wir folgen einer launigen Video-Führung.
Schattenseiten dieser Gegend sind aufgewühlte Landschaften, deren Wunden langsam vernarben, Umweltschäden, und Strukturprobleme, die seit dem wirtschaftlichen Niedergang bestehen. Große Hoffnung wird auf den Tourismus gesetzt.
Zur Abwechslung kommt jetzt wieder einmal eine Kirche dran.
Während der Fahrt dorthin würdigen wir wieder die „Straßenmaler“, die alle möglichen Hinweise auf die Fahrbahnen malen- hier in Wales sogar zweisprachig. Die Texte gehen über mehrere Zeilen. So hat man immer was zu lesen ;-)
In der St. Mary’s Priors Church von ABERGAVENNY stehen scheinbar ungeordnet jede Menge Hochgräber herum. Die Kirche wird stolz als „Westminster Abbey von Wales“ bezeichnet. Das kann ich nicht nachvollziehen. Für mich wirkt alles irgendwie unaufgeräumt.
Interessant ist eine überlebensgroße mittelalterliche Holzskulptur, die dem Stammvater Jesse darstellt. Die Holzwürmer haben leider keine Respekt.
Fotos an den Wänden dokumentieren mehrere Besuche von Prinz Charles in seiner Eigenschaft als Prince of Wales.
Am nettesten finde ich wieder einmal die Spielecke im Kirchenschiff.
Und weil wir gerade dabei sind, nehmen wir auch noch die nächste Priory mit. LLANTHONY ist wieder eine hübsche Ruine in romantischer Lage in der Natur. Mitten im Gotteshaus sitzen die Leute in der Wiese und picknicken. Das vermittelt dem Ort ein besonderes Flair.
Auf dem großen Carpark davor darf man leider nicht übernachten. Eine Bäuerin empfiehlt uns das sehr einfache, kleine Half Moon Hotel, das Camper auf seinem Parkplatz willkommen heißt.
Der junge Wirt strahlt, als wir erzählen, dass wir aus Österreich kommen. Diese Reaktion sind wir ja bereits gewohnt.
87 km
Do, 30. Mai
Wir beschließen, noch eine zweite Nacht hier zu bleiben. Also verbringen wir einen gemütlich Vormittag auf dem Campingplatz. Ausgiebige Körperpflege, Malen, Putzen, Lesen und Schreiben an meinem Blog stehen auf dem Programm.
Außerdem nützt Klaus die Zeit und zaubert einen köstlichen Bohnenaufstrich.
Die Sonne lädt uns ein, auf unsere Fahrräder zu steigen. Durch den Park und durch die Stadt radeln wir zum Hafen in der Cardiff Bay. Hier steht auch das moderne Millenium Centre, ein interessantes Gebäude aus walisischem Schiefer. Die Fassade ist mit einer bronzenen Hülle überzogen, die - je nach Tageszeit - in unterschiedlichen Facetten schimmert.
Der neugotische rote Backsteinbau des Pierhead Building daneben bietet dazu einen deutlichen Kontrast. Sein Turm wird auch wegen seines Aussehens „Walisischer Big Ben“ genannt.
Die Stadtverwaltung hat viel Geld in die Hand genommen. Und es ist tatsächlich gelungen, dass sich das Hafenviertel zu einem lebendigen, attraktiven Stadtteil entwickelt hat.
Auf dem Rückweg bedenken wir die Burg mit einem wohlwollenden Blick, als wir vorbeirauschen.
Die Animal Wall fällt uns auf. Allerlei gefährliche Tiere scheinen über die Mauer, die einst zum Fantasiepalast eines Superreichen gehörte, zu uns herüberzuklettern.
Wir fürchten uns nicht und radeln weiter quer durch die Stadt zur Llandaff Cathedral mit ihrem romantisch verwilderten, historischen Friedhof.
Dieser Stadtteil hat seinen dörflichen Charakter bewahrt. Der Kirche sieht man ihre unterschiedlichen Bauphasen an. Wir entdecken z.B. ein schönes romanisches Tor. Ihr Gesamteindruck ist allerdings gotisch.
Das Kircheninnere dominiert die, auf einem Betonbogen thronende, moderne, zylinderförmige Skulptur „Christ in Majesty“. Der Künstler verwendete dafür teilweise die Pfeifen der alten Orgel.
Wie angenehm ist doch so ein Ruhetag!
15 km - mit den Fahrrädern
Mi, 29. Mai
An meinem Geburtstag lacht die Sonne- wie schön!
Heute gehöre ich auch zur 68er-Generation- Love, Peace, …, meint Klaus.
Ein Ständchen wurde mir ja schon gestern Abend gesungen: Eine Familie bewunderte unsere Pickerln und fragte mich, ob das mein Mann sei, den sie gerade im Pub Torte kaufen gesehen haben. Ich erzähle ihnen, dass das wohl meine Geburtstagstorte sein wird.
Vater, Mutter und Sohn stellten sich vor mir auf und begannen zu singen: „Happy Birthday to you …“ Ich war direkt gerührt.
Wir fahren weiter das Wye-Tal flussaufwärts. Das „Valley of outstanding Beauty“ zeigt uns seine Schönheit sehr dezent.
Die Stadt MONMOUTH liegt zu einem kleinen Teil in ENGLAND und Großteil in WALES.
König Heinrich V wurde hier geboren.
Der Flupionier Charles Rolls - mit seinem Freund Henry Royce Gründer von Rolls-Royce - hat hier ein Denkmal, weil er in dieser Stadt zu seinem ersten Ballonflug startete. In den Händen hält er das Modell des Flugzeugs der Gebrüder Wright, mit dem er 1910 abstürzte.
Eine Spezialität der Stadt stellt die MonmouthpediA dar. Das ist ein Projekt zur Verlinkung der Kleinstadt mit der Wikipedia. Seit ca. 10 Jahren sind nahezu alle Gebäude mit QR-Codes ausgestattet, die auf weiterführende Wikipedia-Beiträge verweisen. Das könnte eine neue Art werden, um Städte und Gegenden touristisch zu erkunden. Wer an interessanten Gebäuden und Orten vorbeikommt, kann einfach den entsprechenden QR-Code einscannen und wird auf die passende Info-Seite verlinkt, optimalerweise sogar in der eigenen Sprache.
Teil des Projektes ist auch, dass die Stadt flächendeckend mit kostenlosem WLAN ausgestattet wurde.
Das könnte ein Traum-Urlaubsziel für uns sein ;-), aber die Stadt ist halt sonst „Ja eh“.
Wirklich interessant fanden wir allerdings die Mannow Bridge. sie wurde im 13. Jhd. errichtet und ist die einzige mittelalterliche Brücke im Land mit einem Tor darauf. Es sollte die Sicherheit bei Angriffen erhöhen und diente auch als Stadt- und Zolltor. Heute spazieren nur noch Fußgänger hindurch.
Auf dem Parkplatz des Raglan Castle nehmen wir unser Geburtstagsfrühstück - mit Karottentorte - ein. Die Besichtigung übernimmt die Drohne für uns.
In NEWPORT, einer Industriestadt, beeindruckt seit 1906 die Transporter Bridge, die sich fast 200m lang über den Fluss Usk spannt. Auf einer der ganz wenigen Schwebefähren, die es auf der Welt gibt, wurden bis vor wenigen Jahre Autos und Fußgänger in einer Gondel an einer Stahlkonstruktion über den Fluss gezogen. Die Segelschiffe mit ihren hohen Masten konnten dabei ungehindert darunter hindurch fahren.
Die Brücke ist zwar nicht mehr in Betrieb, aber sie steht noch. Und es sieht so aus, als würde gerade ein Besucherzentrum gebaut.
Wir sind also zum falschen Zeitpunkt hier- zu spät, um sie in Funktion zu sehen und zu früh, um sie - touristisch aufbereitet - besichtigen zu können.
Für uns geht es weiter nach CARDIFF. Unser Campingplatz liegt mitten in einer großen Parkanlage, durch die zahlreiche Rad- und Fußwege führen.
Direkt auf unserem Areal gibt es eine Fahrradverleih der besonderen Art. Instruktoren bringen augenscheinlich behinderten Kindern und Jugendlichen das Radfahren bei, oder strampeln mit älteren Personen auf seltsamen Gefährten, bei denen zwei Personen nebeneinander sitzen können, auf dem Campingplatz herum. Es gibt auch Liegeräder und stabile, große Dreiräder. Offenbar haben alle Klienten großen Spaß dabei. „Including Everyone Cycling“ lautet das Motto.
Wir richten uns ein und werfen Waschmaschine und Trockner an.
Nachdem unsere Haushaltsarbeiten erledigt sind, machen wir uns zu Fuß auf den Weg in die Stadt.
Der Spaziergang durch den weitläufigen Park, entlang des Flusses Taff, gefällt und sehr gut.
Seit 1955 ist Cardiff die Hauptstadt von Wales. Mit ihren 350.000 Einwohnern ist sie auch die größte.
Die grüne Stadt kann man zu Fuß gut erkunden. Seit den 1990er-Jahren versucht sie, ihr Image als schmutzige Industriestadt los zu werden.
Wir flanieren durch die historischen Arkaden mit den kleine Geschäften und Cafés und bewundern die moderne Architektur des Millenium-Stadiums, das wie ein riesiges Ufo seine 93 m hohen Masten in den Himmel streckt- ein markanter Orientierungspunkt mitten in der Stadt.
Dann suchen wir uns ein nettes Lokal für mein Geburtstags-Dinner. Zu unserer freudigen Überraschung gibt es fast überall auch vegane Optionen.
So richtig warm sind wir mit der Stadt allerdings nicht geworden.
Aber morgen werden wir ihr noch eine Chance geben.
114 km
Di, 28. Mai
Wie nicht anders zu erwarten, regnet es.
Wir peilen einen - ziemlich schmuddeligen - Stellplatz an. Er erfüllt seinen Zweck, und mit vollem Wassertank und leerem Klo ziehen wir zufrieden wieder von dannen.
Die Menschen hier sind das Wetter offenbar gewöhnt. Eine Frau sitzt gemütlich auf einer Bank und schaut auf den Fluss, eine andere macht seelenruhig Tai Chi, Spaziergänger sind unterwegs- im Regen, mit Wetterbekleidung und Gummistiefeln.
Eine moderne Brücke führt über den mittlerweile ca. 3 km breiten Severn, wo einst die alte Fähre verkehrte.
Wir sind ja flussabwärts unterwegs, und der Strom verbreitert sich zusehends zum Mouth of the Severn und dann später zum Bristol Channel.
In CHEPSTOW erreichen wir die Grenze nach WALES, die im Wye Valley, im Tal de Flusses Wye, verläuft. Diese Grenzregion wechselte ständig zwischen England und Wales hin und her. Erst 1974 wurde sie offiziell ein Teil von Wales.
Wir werden vom roten Drachen des Landes mit den Worten „Cruesco i Gymru“ begrüßt. Und von der wuchtigen und wehrhaften Trutzburg, Chepstow Castle, deren Bau von William dem Eroberer veranlasst wurde.
Wir merken es auch daran, dass wir eine Grenze überschritten haben, dass nun alles zweisprachig angeschrieben ist, walisisch und englisch.
Die romantische Ruine der Tintern Abbey zeigt sich uns regenverhangen.
Die Dame an der Kassa meint: „Welsh weather! It’s not so bad, could be worse.“ „Aprilwetter von März bis Oktober“, meint Klaus.
Einst lebten hier Zisterziensermönche. Auch dieses Kloster wurde von Heinrich VIII aufgelöst und dann dem Verfall preisgegeben.
Ende des 18. Jhd. wurde das Gemäuer unter anderem von romantischen Malern wie Turner und Gainsborough wieder entdeckt.
Zu Beginn des 20. Jhd. wurde es aufwändig konserviert.
Nachdem der Regen nachgelassen hat, kleben wir unser Wales-Pickerl an die Rückwand unseres WoMo.
Wir werden hier auf dem Parkplatz über Nacht bleiben.
48 km
Mo, 27. Mai
Heute machen wir blau. Wir sind nämlich - wieder einmal - unserem Reiseplan voraus.
In BROADOAK, auf dem Parkplatz vom, „White Hart“ (= Weißer Hirsch), am Flussufer des Severn, direkt an der walisischen Grenze genießen wir unseren „Urlaubstag“.
Diese Flussmündung bildet das letzte Zipfelchen des Bristol Channel. Wir können hier sogar Ebbe und Flut erkennen.
Wir werden hier auch übernachten. Endlich können wir uns wieder einmal einem „Um-die-Ecke-gedacht“-Rätsel widmen. Und genug Lern- und Lesestoff haben wir sowieso.
Das Wetter wechselt in schöner Regelmäßigkeit zwischen Regen und Sonne.
61 km
So, 26. Mai
Heute erwartet uns wieder ein regnerischer, kühler Tag.
Wir freuen uns auf GLOUCESTER [Gloster]. Die Kathedrale ist gewaltig in ihrer Pracht und in ihren Ausmaßen. Die gotischen Türmchen und Galerien sind so fein und filigran gearbeitet, dass sie wie Stickereien wirken.
Auch diese Kirche steht im Close, auf der grünen Wiese.
Im Inneren fallen die klobigen romanischen Säulen als erstes ins Auge. En seltener Fall, dass uns die älteren Teile einer Kirche weniger gut gefallen als die jüngeren.
Das komplizierte Vierungsgewölbe mit seinem eleganten Rippennetzwerk und der Chor sind meisterlich gelungen. Hier können wir auch das größte mittelalterliche Buntglasfenster Englands bewundern.
Sehr originell sind die bemalten Orgelpfeifen. So etwas haben wir bis jetzt noch nie gesehen.
Der Hauptgrund aber, aus dem wir hierher gekommen sind, ist der ganz besonders schöne Kreuzgang. Lichtdurchflutet bietet sich uns das beeindruckende, fein gearbeitete Gewölbe.
Bei den Harry-Potter-Dreharbeiten diente es als Korridor der Hogwarts-Schule.
Gloucester ist aber auch für die Historischen Docks und Quais bekannt.
Der Bristol Channel reicht ja bis hierher, was der Stadt einen Zugang zum Meer verschafft.
Heute sieht man eine moderne Speicherstadt. Die Viktorianischen Backsteinbauten der Lagerhäuser wurden zu Luxusapartments umgebaut. Auch Designer-Outlets und viele Lokale gibt es hier.
Gerade findet das Tall Ship Festival statt- wir sehen bereits einige aufgetakelte Segelschiffe.
Das ist wohl der Grund, dass uns in den Straßen immer wieder Korsaren und Freibeuter begegnen.
In einer ehemaligen Kirche findet eine Art Flohmarkt statt, in dem wir uns stilgerecht ausstaffieren könnten. Hier entdecken wir auch „Commander Bradshaw“ mit seinem Tropenhelm, eine Romanfigur aus den „Thursday Next“-Büchern.
Wir schlendern an hübschen mittelalterlichen Häusern vorbei.
Alle Geschäfte haben heute, am Sonntag, geöffnet. Aber daran haben wir uns bereits gewöhnt.
Wir sind im County GLOUCESTERSHIRE und fahren weiter nach Nordosten.
Im hübschen, einheitlich aus gelblichem Sandstein gebauten, Dorf SNOWSHILL, das für seine Lavendelfarmen bekannt ist, stellen wir uns auf den Parkplatz des Herrenhauses, auf dem man auch übernachten kann.
Da es gerade nicht regnet, brechen wir zu meiner Rundwanderung auf, die zu einer lustigen Schlamm-Rutschpartie ausartet. Wir sind froh, dass wir ohne Sturz davonkommen. Aber unsere Schuhe sind sehr dreckig. Klaus nimmt sich ihrer in dankenswerter Weise sorgfältig an.
Kaum sitzen wir wieder in unserer gemütlichen Stube, bricht der Regen wieder los.
Na ja, mir persönlich gefällt das englische Wetter ja.
113 km
Sa, 25. Mai
Der Steinkreis von AVEBURY ist mit seinem Durchmesser von ca. 300m der größte der Welt. Er stammt aus derselben Zeit wie Stonehenge, ist also auch rund 4500 Jahre alt, steht aber völlig in dessen Schatten.
Uns gefällt es aber hier viel besser.
Die Anlage steht nicht isoliert inmitten einer Ebene. Sie ist von einem mächtigen Wall umgeben.
Er ist so groß, dass ein ganzes Dorf darin Platz fand. Die Hauptstraße führt geradewegs hinein.
Der besondere Reiz dieser Anlage ist, dass man als Besucher nicht durch einen Zaun von den Steinen getrennt ist. Man kann nach Lust und Laune herumwandern oder sogar picknicken.
Heute gibt es bei weitem nicht mehr alle Steine, denn die Dorfbewohner haben bis ins 18. Jhd. beim Hausbau auf die so praktisch herumstehende Monolithen zurückgegriffen.
In der Mitte des großen Kreises befanden sich zwei weitere kleinere Kreise.
Unsere Drohne verschafft uns einen guten Überblick über das einzigartige Ensemble.
Auf dem Areal des UNESCO Weltkulturerbes stehen wie gesagt einige Häuser und mehrere Shops und Cafés. Wir beschließen zu frühstücken, weil es hier Scones mit Erdbeermarmelade gibt, und Clotted Cream, eine dicke Sahne zum Aufstreichen. Dazu trinken wir köstlichen Tee mit Milch und erfahren dabei, dass eben diese gesamte Kombination „Cream Tea“ genannt wird.
Uns ist schon klar, dass das alles nicht so wirklich vegan ist, aber die „wissenschaftliche Forschung“ geht vor.
Den Eintritt und die Parkgebühr haben wir uns übrigens als Mitglieder von „English Heritage“ wieder einmal erspart. Mittlerweile hat sich der Preis dafür längst amortisiert.
Wir fahren weiter zum nächsten Highlight des heutigen Tages, nach OXFORDSHIRE zum Weißen Pferd von UFFINGTON. Vor über 2000 Jahren wurden die Umrisse eines 114m langen Pferdes in den Kalkboden geritzt und dafür die Grasnabe abgetragen.
Man kann auf den Dragon Hill hinaufsteigen und sieht dort ein paar weiße nichts sagende Flächen. In seiner ganzen Pracht zeigt es sich das Pferd nur aus der Luft. Wozu haben wir denn eine Drohne?
In dieser Gegend gibt es übrigens noch mehr solcher Scharrbilder, aber die sind alle viel jünger.
Und jetzt geht es über die legendäre M4 nach SWINDON, zur Wirkungsstätte von Thursday Next, einer Romanheldin von Jaspar Fford. Hier besichtigen wir die Statue von „Lola Vavoom“. Es ist uns schon klar, dass sie in Wirklichkeit Diana Dors, das britische Sexsymbol aus den 50er-Jahren darstellt. Aber wir Fans der Romanreihe wissen es einfach besser.
Die Weiterfahrt zu zu unserem heutigen Schlafplatz führt wieder über die uns bereits vertrauten engen Straßen.
Auf jedem Ortsschild steht auch “Please drive carefully“. Ständig ist auf der Fahrbahn „SLOW“ aufgemalt, aber die Geschwindigkeiten, die erlaubt sind, sind erstaunlich hoch.
Wir kriegen das immer wieder mit, wenn uns ein Auto entgegen geschossen kommt. Und dann ist es passiert. Der untere Teil unseres rechten Außenspiegels wurde abrasiert.
Klaus arbeitet mit Klebeband und rettet so wenigstens den oberen Teil.
Wir ärgern uns einfach nicht!
Im „The Crown“ Inn in BROAD HINTON nehmen wir ein köstliches Dinner ein. Wenn wir so oft essen gehen, wird sich der Name des Ortes hoffentlich nicht als böses Omen erweisen.
Für die Nacht stellen wir uns zu den fünf anderen Wohnmobilen, die auf dem Parkplatz stehen.
103 km
Fr, 24. Mai
Wir müssen dringend unser Klo ausleeren, was sich zu einer regelrechten Expedition auswächst.
Nachdem wir erfolglos einem vielversprechenden Pfeil gefolgt sind, rollen wir unser stinkendes Porta Potti durch die Einkaufsstraße einer kleinen Stadt, bis wir endlich in der Library erlöst werden. Dafür muss nur die Bibliothekarin ein bisschen abgelenkt werden.
Unser erster kultureller Programmpunkt ist STONEY LITTLETON LONG BARROW, das längliche Sein- und Erdgrab von LITTLETON also. Es stammt aus der Neolithischen Periode und wurde zwischen 2800 und 2400 vor Chr. angelegt.
Wir fahren wieder einmal auf einspurigen Straßen durch grüne Tunnel. Dichtes Buschwerk zu beiden Seiten, unten zu Hecken gestutzt, damit die Fahrbahn nicht zuwächst. Oben hängen sie ungezähmt über.
Wir nehmen eine Taschenlampe mit, wandern über Wiesen und übersteigen mehrere Weidezäune, bis wir endlich den großen Grabhügel vor uns sehen. Er ist keilförmig, ca. 30m lang, bis zu 15m breit und an die 3m hoch. Zum Ende hin wird er niedriger. Die Konstruktion besteht aus Trockenmauerwerk mit einem Kraggewölbe. Sie wurde mit Erde zugeschüttet, sodass mit der Zeit ein grüner Hügel entstand.
Der Zugang wird durch einen riesigen Sturz gekrönt. Wir kriechen natürlich hinein. Die Kammern sind nur knapp 1m hoch.
Wieviele Tote hier tatsächlich begraben waren, weiß man nicht, denn die Anlage wurde vor ihrer offiziellen Entdeckung mehrmals geplündert. Es gibt über ein Dutzend Grabkammern. Nur wenige davon sind betretbar.
Wieder zum Auto zurückgekehrt machen wir uns auf den Weg nach BATH. Die Stadt ist unter anderem für ihre römische Badeanlage bekannt. Die Thermalquellen waren schon seit der Antike bekannt. Ab dem Jahr 44 n.Chr. entstand hier die luxuriöse Anlage Aqua Sulis.
Man kann ihre Reste und die Quelle, die täglich über 1000 Liter heißes Wasser hervorsprudelt, besichtigen. Alles ist sehr nett aufbereitet. Es gibt immer wieder Projektionen, die vorgeben, dass Römer und Römerinnen aller sozialen Schichten immer noch hier herumlaufen bzw. baden.
Aber auch in der Neuzeit war der Kurbetrieb von BATH berühmt. Seit dem Besuch von Queen Anne um 1702 stieg es zum Modebad auf und der damals kleine Ort verwandelte sich zum mondänen Kurort.
Bis 1978 wurde das Thermalbad betrieben, aber das Interesse sank. Der Adel wanderte an die Meeresstrände ab.
Heute sind es vor allem Touristen, die unter anderem das unverwechselbare Stadtbild aus dem 18. Jhd. bewundern, das zum UNESCO Kulturerbe gehört.
Wir parken am Fluss Avon. Hier liegen einige Hausboote vor Anker. Vor uns steht die Pulteney- Brücke, die - sehr - entfernt an die Ponte Vecchio in Florenz erinnert.
In der Fußgängerzone erstehen wir Shortbread- aus „wissenschaftlichen Gründen“ natürlich.
Wir haben ja bereits Ale, Cider, Marmalade aus Bitterorangen, Pasteten - die gibt es auch ohne Fleisch - und Baked Beans getestet.
In SUTTON BENGER landen wir zum Schlafen wieder auf dem Parkplatz eines Pubs.
Es bietet uns sogar ein gutes WLAN. Also machen wir alle möglichen Updates.
Übrigens sind wir wieder im County WILTSHIRE.
69 km
Do, 23. Mai
Wieder ein kühler Tag.
CLEEVE ABBEY ist ein ehemaliges Zisterzienserkloster aus dem 12. Jhd, das die Zerstörungswut Heinrichs VIII erstaunlich gut überstanden hat. Der Grund dafür ist, dass ein Freund des Königs, und seine Nachkommen, es als Manor House nutzten.
Wir sind besonders von der reich geschnitzten Holzdecke im ehemaligen Refektorium beeindruckt.
Die nächste Station machen wir in GLASTENBURY. Wir wussten gar nicht, dass die Stadt eine Art Wallfahrtsort für New-Age-Jünger auf der Suche nach Enlightment ist. Der Duft von Räucherstäbchen und Weihrauch liegt in der Luft und ein Esoterikladen reiht sich an den nächsten.
Zur Sonnenwende findet seit 1970 alljährlich das Glastenbury Festival statt, eine Art europäisches Woodstock.
Nach keltischen und angelsächsischen Überlieferungen ist genau hier die Wiege des englischen Christentums. Josef von Arimathäa soll 63 nach Chr. zwecks Missionierung hierher gekommen sein, mit dem Hl. Gral im Gepäck, den er hier irgendwo vergraben hat.
König Artus und seine Tafelrunde widmeten ja ihr Leben der Suche nach diesem sagenhaften Kelch mit den Blutstropfen Jesu.
Die Gebeine des sagenhaften Königs sollen in der Abbey beigesetzt worden sein. Heute findet man von der einstigen Abtei nur noch eine Ruine vor. Sie wurde - wie so viele - von Heinrich VIII zerstört.
Glastenbury war einst eine Insel im Bristol Channel. Von den Esoterikern wird sie mit der sagenhaften Isle of Avalon gleichgesetzt. Auf dem 150m hohen Hügel Glastenbury Tor soll sich der Eingang zur Feenwelt befinden. Pilgerströme ziehen täglich hinauf.
Wir schauen uns das Glastenbury Tribunal an. Das Kaufmannshaus aus dem frühen 15. Jhd. war nie ein Gerichtshof. Die Namengebung beruht auf einer Verwechslung. „Aber jetzt ist das Gebäude einfach schon so lang unter dieser Bezeichnung bekannt“, meint die freundliche Kustodin.
Wir bewundern die mittelalterliche Fassade und den hübschen Garten. Das kleine Museum, das sich in den Räumlichkeiten befindet, interessiert uns nicht so sehr.
Nun hauen wir ab, nach WELLS- mit doppel-L wohlgemerkt, benannt nach unterirdischen Quellen.
Klaus war schon mal da und schwärmt von der Kathedrale. Sie ist tatsächlich sehr schön.
Auch sie steht mitten in der Wiese. Da sitzt heute niemand. Dazu ist es einfach zu kalt.
Besonders prachtvoll ist die außergewöhnlich breite Westfassade, die mit einem einzigartigen Skulpturenzyklus aus ca. 300 Figuren geschmückt ist.
Im Inneren beeindrucken die doppelt geschwungenen frühgotischen Scherenbögen, die den Vierungsturm stützen.
Besonders lustig finde ich die Astronomische Uhr im Nordschiff aus 1390. Über dem Zifferblatt tragen vier Ritter alle Viertelstunden ein imaginäres Turnier aus, bei dem einer von ihnen ständig umgestoßen wird und sich sofort wieder aufrichtet.
Im gesamte Langhaus hängen zur Zeit tausende weiße Friedenstauben aus Papier von der Decke. Es handelt sich um eine Installation des Bildhauers Peter Walker. Zahllosen Einwohner von Wells haben sie mit Botschaften bestückt.
Auf dem Rückweg zum WoMo ersteht Klaus Papier und Farben. Er möchte unser Datenvolumen schonen, aber nicht aufs Malen verzichten.
Unser Schlafplatz ist heute wieder einmal der Parkplatz eines Sportplatzes in CHEWTON MENDIP. Die benachbarte Kirche beschallt uns ausdauernd mit ihrem Turmglockenspiel.
101 km
Mi, 22. Mai
Wir fahren heute durch den Exmoor National Park, Einen großen Teil dieses kleinsten Nationalpark Englands macht ein Hochmoor mit seiner typische Vegetation von Farnen, Flechten, niedrigen Büschen und viel gelbem Stechginster aus. Halbwilde Exmoor-Ponys, rund 30.000 Schafe und viele Wanderer treiben sich hier herum.
Faszinierend sind die Tarr Steps aus keltischer Zeit, vielleicht sogar aus der Bronzezeit.
Mächtige, flache Granitsteine wurden so aufeinander geschichtet, dass sie über 17 Bögen bis ans andere Ufer des River Barle führen.
Wir sind nun auf dem Weg nach Norden zum Bristol Channel, einem Meeresarm, der bi Gloucester ins Land ragt.
Nach der Mittagspause machen wir eine kleine Wanderung. Wir wollen nämlich ein Stückchen auf dem South West Coast Path gehen. Vor kurzem haben wir ein berührendes Buch über diesen Salzpfad gelesen. Es nieselt ein bisschen, und der Wind bläst uns ordentlich durch. Das kann aber der landschaftlichen Schönheit keinen Abbruch tun. Wir bewundern viele bunte Blumen und spektakuläre Felsformationen. Der Name Valley of Rocks passt.
Wenn das Wetter nicht so diesig wäre, könnte man nach Wales hinüber schauen.
Für uns geht es nun weiter nach Osten. Die Straßen sind teilweise extrem steil. 25% habe ich gerade gelesen.
In MINEHEAD gibt es einen schönen Parkplatz mit Blick aufs Meer. Wir können hier übernachten, allerdings nicht ganz gratis.
Wir schwingen uns auf die Räder und fahren am Ufer entlang, bis wir das Denkmal für den Beginn des oben erwähnten Küstenwegs, der von hier bis nach Poole - wo wir vor einigen Tagen England betreten haben - führt. Er ist 1014 km lang.
Zwei große Hände halten eine Landkarte.
Nun können wir endlich zum gemütlichen Teil des Abends übergehen.
Leider müssen wir feststellen, dass unser Internet-Datenvolumen erstaunlich schnell schwindet. Als Übeltäter stellen sich Klaus’ Malprogramm und unser Sprachlernprogramm „Duolingo“ heraus. Das ist schade, aber wir müssen ab sofort sparen. Vielleicht können wir uns ja noch irgendwo ein paar zusätzliche Gigabytes dazu kaufen.
85
Di, 21. Mai
Wir genießen ein gemütliches Frühstück in der Sonne
Nachdem wir alle Campingplatz-Aktivitäten - Wasser, Klo, alle elektronische Geräte im WLAN Updaten - abgeschlossen haben, machen wir uns auf den Weg nach EXETER.
Die Hauptstadt von DEVONSHIRE ist recht hübsch. Wir erkunden sie per Fahrrad.
Exeter ist eine Universitätsstadt mit jugendlichem Flair und einigen bunten, alten Häusern.
Wieder einmal sind wir für die Elektrifizierung der Bromptons sehr dankbar, denn die Straßen sind manchmal sehr steil.
Die Cathedral wurde im 13. und 14. Jhd. erbaut und zeigt sich uns in glanzvoller Gotik. Sie ist nur mehr auf einer Seite vom grünen Close umgeben. Auch hier sitzen viele, vor allem junge Leute gemütlich im Gras.
Für das Innere der Kirche müssen wir Eintritt bezahlen. Das hat sich aber gelohnt, wir sind sehr positiv beeindruckt. Ein filigranes Rippengewölbe überspannt das Kirchenschiff, das mit 105m das längste gotische Gewölbe der Welt ist.
Bemerkenswert sind auch der reich bemalte Lettner und der hölzerne Bischofsthron, dessen reich verzierter, spitz zulaufender Baldachin 18m hoch ist. Nur Zapfen und Nuten, keine Nägel, halten ihn zusammen.
Plötzlich besteigt ein rot gewandeter Geistlicher -ist das der Bischof? - die Kanzel uns hält eine kurze Predigt. Alle Kirchenbesucher verharren stumm mit frommen Gesichter.
Nach dem „Amen“ geht das fröhliche Geplauder sofort weiter.
Der Reverend setzt sich an den Rand und wartet offenbar auf seine nächsten Auftritt. Klaus meint scherzend, dass es sich - schon allein wegen seiner sonoren Stimme - vermutlich um einen Schauspieler handelt ;-)
Ca. 20 km nördlich erhoffen wir uns einen Schlafplatz im Wald. Er macht einen netten Eindruck, aber auch hier wurde vor Kurzem ein Schild aufgestellt, das das Übernachten verbietet.
Wir machen Mittagspause und suchen uns für die Nacht etwas anderes.
Der nächste Tipp von Park4Night gefällt uns gar nicht.
Es ist ja noch nicht spät, also geben wir die Hoffnung auf ein idyllisches Plätzchen nicht auf.
Und wir finden es tatsächlich in EXEBRIDGE, direkt an der Grenze zum County SUMMERSET.
Wir stehen am Fluss Exe. Heute waren wir ja fast den ganzen Tag in seinem Tal unterwegs und haben übrigens unsere Route von 2003 gekreuzt.
Hinter uns lockt das „Anchor Inn“, Wir gehen tatsächlich dort vor Anker und genießen ein köstliches Dinner und Pints of Ale. Diesbezüglich lässt sich Klaus fachmännisch von „Experten“ am Tresen beraten.
124 km
Mo, 20.Mai, Pfingstmontag
Heute ist hier kein Feiertag, was positiv für unserer Gasflaschensuche ist.
Eine Calor-Gas Filiale gibt es hier ganz in der Nähe. Die neue Flasche passt bei uns haarscharf hinein. Der Erfolg ist allerdings noch nicht ganz gegeben. Mit unseren mitgebrachten Adaptern haben wir kein Glück. Klaus muss wieder einmal basteln und tricksen. Ich zweifle keinen Augenblick daran, dass er das hinkriegen wird.
Es war ein bisschen aufregend, aber letztlich hat alles geklappt und wir können unsere Reise mit frischem Gas zum Kochen, Kühlen und fürs Warmwasser fortsetzen.
Wir sind jetzt wieder im County DORSET und fahren weiter nach SHAFTESBURY.
Uns interessiert hier vor allem der kopfsteingepflasterte Gold Hill, der genau dem Klischee vom ländlichen England entspricht und daher immer wieder in Werbebroschüren abgebildet ist. Zu unserer positiven Überraschung bietet er keine Touristengeschäfte, sondern einfach nur alte Steinhäuser, teilweise mit Reet gedeckt, ohne jeglichen Klimbim.
Wir verbringen den Nachmittag lesend, schreibend, malend und turnend auf einem Picknickplatz.
Auf dem Stellplatz, der uns von unserem App für die Nacht empfohlen wird, sind WoMos verboten. Manchmal sind die Tipps halt nicht aktuell. Wir werden unsere Erfahrung natürlich eintragen.
Nicht allzu weit entfernt entdecken wir einen Caravan Park in MARTOCK. Wir hatten vor, morgen auf einen Campingplatz zu fahren. Dann ziehen wir halt Dusche und Wäschewaschen auf heute vor.
98 km
So, 19. Mai, Pfingstsonntag
Wir fahnden schon wieder nach einer Gasflasche. In der Tankstelle erklärt man ins, dass wir hier nur tauschen, aber nicht kaufen können. Die empfohlene Gasfirma hat - wie nicht anders zu erwarten - am Sonntag geschlossen.
Irgendwann wird es sicher klappen!
Widmen wir uns also der Kultur.
Auf unser Fahrt zum WIMBORNE MINSTER genießen wir die breiten Straßen. Vertraut sind uns auch die viele Aufschriften auf den Fahrbahnen, die „Reifenschlitzer“-Knopferln am Mittelstreifen, die vielen Verkehrshütchen, usw.
Aber ganz besonders genießen wir das saftige Grün, von dem wir umgeben sind.
Das Städtchen und die alte Kirche, die vor Heinrich VIII ein Münster war, gefallen uns sehr gut.
In der alten Kirche, deren ältesten Teile bis ins frühe 8. Jhd. zurückreichen, entdecken wir eine Spielecke für Kinder, einen Bereich mit Kissen und Decken zum Meditieren und eine Kaffeemaschine, an der sich die Kirchenbesucher, die plaudernd auf den Pentecost-Service = Pfingstgottesdienst warten, bedienen.
Während wir die wunderschönen, teils bemalten Holzdecken bewundern, winkt uns der Reverend heran. Er freut sich, dass wir aus Wien sind. Dort war er er schon mehrmals, weil er da Freunde hat. Begeistert erzählt er uns aus der Geschichte seiner Kirche.
Sie war natürlich bis zur Reformation katholisch. „God did not change“, meint er lächelnd, „The management changed.“
Wir haben wieder the last mile mit den Fahrrädern zurück gelegt und sind schwer beeindruckt, wie rücksichtsvoll die englischen Autofahrer sind.
Nun verlassen wir das County DORSET.
Unser nächstes Ziel, SALISBURY CATHEDRAL, liegt bereits in WILTSHIRE.
Zur Abwechslung bekommen wir hier einmal einen spitzen Turm zu sehen. Die Kathedrale steht isoliert mitten auf der Wiese, dem Cathedral Close. Leute sitzen im Gras, plaudern, essen und zeichnen. Der erste Eindruck ist also schon einmal positiv- direkt idyllisch. Die Kirche entstand von 1220-1260 aus einem Guss im Stil der englisch Frühgotik. Auf mich wirkt sie sehr harmonisch. Das Westwerk ist mit Figuren geschmückt.
Seit dem 13. Jahrhundert gibt es auch einen Kreuzgang, ganz ohne Kloster. Er wurde nur aus ästhetischen Gründen errichtet.
Ein besonders Highlight ist die hier ausgestellte Magna Carta, durch die 1215 dem König Johann Ohneland einige Freiheiten für den Adel und das Bürgertum abgetrotzt wurden.
Wir spazieren auch noch durch die Stadt, in der wir viele uralte, oft windschiefe, Häuser entdecken, und in die oft urige Pubs oder Cafés eingezogen sind.
Der nächste Programmpunkt, den wir heute noch abarbeiten wollen, ist Stonehenge.
Dass es auch ein Woodhenge gibt, habe ich bis heute überhaupt nicht gewusst. 1925 wurde es aus der Luft entdeckt. Die Pfostenlöcher der verrotteten Holzpfähle waren zu sehen. Die Anlage ist älter als Stonehenge und wird im Reiseführer als „hölzerner Prototyp“ bezeichnet. Die 168 Standorte der Pfähle sind heute - zur besseren Vorstellung - durch kurze Betonpoller markiert.
Im Zentrum des Kreises befindet sich das Grab eines Kindes mit zerschmettertem Schädel- war das ein Menschenopfer?. Der Steinhügel wird immer wieder mit Blumen geschmückt.
Klaus lässt die Drohne fliegen.
Jetzt wartet aber STONEHENGE auf uns, das berühmte und einzigartige prähistorische Monument.1986 wurde es zum Weltkulturerbe ernannt.
„Einsam steht es in der Geschichte, wie auf der großen Ebene, den Salisbury Planes“ drückte es der Schriftsteller Henry James aus.
Das Megalithdenkmal ist großräumig eingezäunt. Der Einruck, man könnte kurz über die Wiese hinübergehen, täuscht. Zuerst muss man ins Besucherzentrum, um sein Ticket zu lösen und dann wandert man ungefähr 30 Minuten in Karawanen auf einem netten Wiesenwegerl dahin. Zu den Steinen selbst dringt man nicht direkt vor. Sie werden durch eine Absperrkette geschützt. Als ich in meiner Jugend das letzte Mal hier war, war das noch nicht so. Den Grund dafür können wir verstehen. Wir erkennen einige Eingravierungen, die sicher nicht prähistorisch sind.
Eine viel befahrene Straße führt vorbei, und tausende von Touristen täglich tragen auch dazu bei, dass sich eine besonders geheimnisumwitterte Stimmung leider nicht einstellen will. Ich habe die Anlage auch größer in Erinnerung.
Für den Rückweg nehmen wir den Shuttlebus.
Außerdem sind wir Mitglied von „English Heritage“ geworden. Wir werden also in Zukunft viele Sehenswürdigkeiten gratis besuchen können. Allein der Eintrittspreis hier hätte bereits ca. 70% des Mitgliedsbeitrags gekostet.
Wir fahren zurück nach SALISBURY und übernachten auf dem Parkplatz des Rugby-Centers, den und Park4Night empfiehlt.
122 km
Sa, 18. Mai, Pfingstsamstag
Diesmal haben wir viel besser geschlafen als in unserer letzten Hafennacht, und wir sind sogar von selbst kurz vor 6h aufgewacht- wahrscheinlich, weil es in unseren Knochen bereits um 1 Std. später ist.
Es erfolgt die übliche Prozedur: Einchecken und dann endloses Warten in der Schlange, bis wir schließlich an Bord dürfen. Die Abfahrt der Fähre ist um eine halbe Stunde verspätet.
Das Zeitfenster, das wir in GUERNSEY haben, verkürzt sich weiter.
Guernsey ist noch kleiner als Jersey. Die Nummerntafeln der Autos zeigen keine Buchstaben, nur eine Zahl, z.B. 2306. Bei den nur 60.000 Einwohnern ist keine Unterscheidung nach einzelnen Ortschaften nötig. Die Hauptstadt heißt ST. PETER PORT.
Victor Hugo hat einige Jahre auf der Insel gelebt und schrieb hier „Les Misérables“.
Leider haben wir überhaupt keine Zeit, uns all dem zu widmen.
Wir werden nämlich den Hafen überhaupt nicht verlassen können.
Vom Schiff aus blicken wir hinüber. Klaus filmt und macht Fotos.
Ungefähr um 10h30 kommen wir an.
Unsere nächste Fähre legt schon in zwei Stunden ab. Das Einchecken ist bereits in vollem Gang.
Wir schwenken also sofort, nachdem wir das eine Schiff verlassen haben, in die Abfahrt-Spur für’s nächste Boat.
Und es heißt wieder Warten. Das ist alles, was uns von ursprünglich geplanten anderthalb Tagen, die wir für Guernsey eingeplant hatten, geblieben ist.
Wenn man genug zum Lesen dabei hat, kann man das gut aushalten. Hauptsache, wir verlieren unsere gute Laune nicht.
Als wir es uns endlich auf der Fähre bequem gemacht haben, stellen wir mit Erstaunen fest, dass wir nochmals nach JERSEY zurückfahren- wir winken zum vertrauten weißen Leuchtturm hinüber.
Dann erst geht es endlich nach POOLE ins UNITED KINGDOM. Das war ein riesen Umweg. Hätten wir da nicht gleich dieses Schiff nehmen können?! Nein, es war anders gebucht!
„Odysseus schau oba“, meint Klaus.
Um 19h40 legen wir in Good Old England an. Die weißen Kreidefelsen begrüßen uns.
Diesen Regentag haben wir also in angenehmster Weise ;-) verbracht: Rumsitzen und lesen, Duolingo, Hörbuch hören.
Wir sind froh, wenn wir nun für einige Zeit keine Fähre mehr sehen müssen.
Auf einem Stellplatz bei einem Fußballplatz verbringen wir eine angenehme Nacht.
6 km mit dem Womo, ca. 250 km mit der Fähre
Fr, 17. Mai
Ein Mail erreicht uns, das besagt, dass sich unsere Fährverbindungen derart verschieben, dass uns für Guernsey nur etwas mehr als eine Stunde Zeit bleiben wird. Natürlich sind wir enttäuscht. Na ja, Hauptsache, wir werden unser Pickerl hinten ans WoMo aufkleben können.
Unsere Einschiffung wird also nicht heute Mittag erfolgen, sondern erst morgen früh.
Wie bringt man am besten einen weiteren Tag in Jersey rum? Man geht in den Zoo.
Der Jersey Zoo ist dafür bekannt, dass er sich schon immer auf die Erhaltung von seltenen und gefährdeten Tierarten konzentriert hat.
Das weitläufige Gelände, in der wir uns manchmal wie im Dschungel vorkommen, gefällt uns sehr. Die üppige Vegetation ist wohltuend und bietet einen perfekten Rahmen für diese „Wildnis“, durch die wir wandern. Der Golfstrom sorgt für mildes Klima auf den Kanalinseln, und so können hier auch sehr südliche Pflanzen gedeihen.
Den Tieren scheint es gut zu gehen und sie haben recht viel Platz. Es ist natürlich immer noch ein Zoo, aber die machen hier schon Vieles richtig.
Nach einer ausgedehnten Mittagspause machen wir uns auf den Weg in den Hafen. Irgendwo müssen wir ja die Nacht verbringen, und morgen früh müssen wir uns ja schon wieder um 6h anstellen.
Im Terminal will man uns zunächst verjagen. Es sei ganz unmöglich, die Nacht im Hafen zu verbringen, erklärt man uns lapidar. Klaus kann ja sehr energisch sein. Er erhebt also seine Stimme und erklärt deutlich, dass die Verschiebung der Abfahrtszeit der Fähre nicht unsere Schuld ist, und dass es die Aufgabe der Fährgesellschaft ist, uns irgendwo unterzubringen.
Ein älterer Angestellter zeigt uns schließlich einen kostenlosen Parkplatz, auf dem man eigentlich nur für 20 Min. stehen darf. Hier sollen wir bis 22h warten. Dann macht hier alles zu, und wir können uns gleich auf die richtige Wartespur für unsere Fähre stellen.
zuletzt raunt uns der freundliche Mann noch zu, dass die Freundin seines Sohnes Österreicherin ist.
Wir stellen uns also auf den privilegierten Platz und kochen unser Abendessen. Es gibt vegane Schnitzeln, die wir zu unserer Überraschung in einem kleinen Supermarkt in Frankreich entdeckt haben.
25 km
Do, 16. Mai
Wir verbringen eine gemütlichen Vormittag auf dem Campingplatz mit Malen, Putzen und Lesen in der Sonne-ja, heute lacht sie wieder.
Klaus hat die Idee, eine Gasflasche für das WoMo zu kaufen, die wir, wenn sie leer wird, in England tauschen können. Dieses Unterfangen stellt sich als eine Art Schnitzeljagd heraus. Der Campingplatzbetreiber empfiehlt uns eine Adresse, dort schickt man uns weiter. Das Spielchen setzt sich noch mehrmals fort, bis wir erfahren, dass auf der Insel ausschließlich Jersey-Gas verkauft wird, das mit nichts anderem kompatibel ist. So eilig ist es noch nicht. Wir können schon noch etwas warten.
Auf diese Weise haben wir immerhin die Insel gründlich erkundet und eine Sitzbesichtigung der - ziemlich uninteressanten - Hauptstadt gemacht.
Außerhalb der Stadt gefällt es uns aber sehr gut. Die Insel ist so klein, dass man - egal, wohin man fährt - sehr bald ans Meer kommt.
Mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt, dass die Geschwindigkeit in Miles per Hour angegeben wird und die Entfernung in Yards. Eine Meile sind ca. 1,6 km, und ein Yard ist fast ein Meter.
Wir landen schließlich an der SW-Ecke der Insel am Corbière Point. Hier steht malerisch ein weißer Leuchtturm auf einem Felsen. Der Weg dorthin ist nur bei Ebbe begehbar.
Außerdem kann man hier Befestigungsanlagen der Deutschen Wehrmacht sehen.
Wir plaudern mit österreichischen Wanderurlaubern, die unsere Länder-Pickerln heftig bewundern.
Dann machen wir einen kleinen Spaziergang und klettern auf den Felsen herum.
Klaus erlebt hier ein Drohnenabenteuer. Unser fliegender Fotograf reagiert nicht mehr und ist auch zunächst nicht mehr zu sehen. Wir haben nämlich nicht beachtet, dass wir uns in einer Flugverbotzone befinden. Endlich entdeckt Klaus das Gerät. Er muss ins - gottlob nicht allzu tiefe - Wasser steigen und es aus der Luft pflücken, ohne sich und die Rotorblätter dabei zu verletzen.
Wir verlassen den Ort des Geschehens und wechseln ans Nordufer zum Sorel Point. Wenn man nur in eine Richtung schaut, ist es auch hier recht nett. Aber der Anblick der anderen Seite wird durch eine Motocross-Rennbahn und einen Steinbruch verschandelt.
Über die Nordküste geht es wieder nach Hause, vorbei an wunderschönen sichelförmigen Meeresbuchten mit Sandstrand. Wir sehen auch grün bewachsene Sanddünen.
Auch auf die kleine Kanalinsel SARK können wir hinüberschauen. Sie wird von nur 500 Menschen bewohnt.
53 km
Mi, 15. Mai
Rechtzeitig um 6h sind wir wach und gestellt. Die Schlange vor und hinter uns ist bereits recht lang.
Das Auto springt nicht an. Der „Kollege“ vor uns versucht, uns Starthilfe zu geben. Das klappt nicht gleich. Ich bemühe das Universum - erfolgreich - denn nach einigen Minuten rührt sich unser Motor doch. Buchstäblich im letzten Augenblick kommen wir noch zurecht zum Boarding.
Unsere Helfer, der zufällig hinter uns angestellt war, war übrigens der einzige Deutsche in der gesamten Warteschlange. Fast alle Reisenden haben Nummernschilder aus Jersey und Guernsey.
Ein bisschen aufregend war das Ganze schon. Aber wir sind ganz ruhig geblieben, obwohl es zwischendurch fast so ausgesehen hätte, als kämen wir nicht mehr rechtzeitig aufs Schiff.
Den Grund dafür, dass die Batterie völlig leer war, können wir uns nur so erklären, dass der Bildschirm von unserem Navi die ganze Nacht irrtümlich eingeschaltet war.
Die Überfahrt dauert 1 Std. 20.
Unsere Uhren stellen sich automatisch auf westeuropäische Zeit um.
Beim Verlassen der Fähe springt das WoWo klaglos an- Uff.
JERSEY ist die größte der Kanalinseln. Von den ca. 100.000 Einwohnern lebt ungefähr ein Drittel in der Hauptstadt ST. HELIER.
Die 8 km breite und 14,5 km lange Insel liegt im Ärmelkanal, ca. 25 km von Frankreich und ca. 150 km von England entfernt. Dazwischen liegt Guernsey. Da fahren wir als nächstes hin.
Wie die anderen Kanalinseln gehört auch Jersey nicht zum Vereinigten Königreich, sondern ist Teil des Kronbesitzes = Crown dependencies.
Der US-Bundesstadt New Jersey und auch der elastische Stoff sind nach der Insel benannt.
Neben Englisch wird ein normannischer Dialekt, das Jersey-French gesprochen. Diese Sprache, die von den Franzosen nicht verstanden wird, ist leider vom Aussterben bedroht, weil sie nur an Grundschulen als Freifach gelehrt wird.
Uns ist aufgefallen, dass Einiges zweisprachig angeschrieben ist, und manche Straßen - vermeintlich französische - Namen haben.
Die Straßen sind sehr eng, wie das - nach unserer Erfahrung - auf Inseln üblich ist. Natürlich fahren wir auf der linken Straßenseite.
Bald sehen wir den ersten typisch englischen, roten Briefkasten mit der - nicht mehr aktuellen - Aufschrift „E II R“, und immer wieder treffen wir auf Kinder in Schuluniformen.
Die Insel ist ja auch als Steuerparadies bekannt, und sie eignet sich angeblich auch zum Geld Waschen. Na ja, wir zahlen ja eh immer mit Karte ;-)
Wir brauchen einen Platz, wo wir stehenbleiben können, um uns neu zu orientieren, so stellen wir uns zunächst auf den Parkplatz des Zoos.
Hier kleben wir auch das erste Länderpickerl diese Reise auf unsere Rückwand: GBJ.
Weiter geht es an die Nordküste zu einem empfohlenen Aussichtspunkt. Von hier aus wandern wir steil zum Meer hinunter, bis zum Crête Fort, das zur Zeit der napoleonischen Kriege um 1813 gegen die Franzosen errichtet wurde. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Befestigung von den Deutschen benutzt.
Wir müssen uns nun den steilen Weg wieder hinauf kämpfen.
Obwohl es ziemlich windig und kühl ist, geraten wir ins Schwitzen. Das war jetzt unser heutiges Training.
Wir bleiben noch ein wenig an diesem hübschen Platz, bis uns die Standlerin, die hier Pommes verkauft, versichert, dass wir hier nicht über Nacht stehen dürfen.
Da wir auch sonst keine legale Schlafmöglichkeit finden, fahren wir auf den Campingplatz in ST. MARTIN. Hier verbringen wir einen ziemlich regnerischen Nachmittag und Abend.
Erfolgreich probieren wir unsere englische SIM-Karte aus, die wir schon zu Hause online erworben haben. Wieder eine Sorge weniger.
38 km + ca. 25km mit der Fähre
Di, 14. Mai
Es hat die ganze Nacht geregnet, und es ist ziemlich kühl- üben wir schon für England?
Wir fahren unserer morgigen Überfahrt entgegen.
Hoffentlich wird das klappen. Die Abfahrtszeit wurde nämlich verschoben, und es brauchte mehrmaliges Urgieren, bis wir endlich die aktuelle Bestätigung bekommen haben.
Vor uns taucht schemenhaft der Mont Saint-Michel auf. Wir waren schon mehrmals dort. Nochmals brauchen wir uns den Touristenrummel nicht geben.
Bald erreichen wir die BRETAGNE, und das Wetter passt auch großartig dazu.
Wieder gefallen uns die typisch bretonischen Häuser aus grob behauenen Granitsteinen.
Einige sind mit Reet gedeckt.
Gegen Mittag kommen wir in die hübsche Stadt SAINT-MALO an. Wir finden einen Parkplatz am Wasser, im Schatten der trutzigen Tour de Solidor, Teil eines alten Festungsgemäumers.
Wichtig ist, dass wir uns nicht weit vom Fährhafen entfernt niederlassen. Morgen früh sollen wir ja bereits um 6h gestellt sein, zwei Stunden vor der geplanten Abfahrtszeit.
Ein Spaziergang führt uns zum Büro der Fährgesellschaft. Wir wollen feststellen, ob sie uns wirklich in ihrem System haben- erfreulicherweise ja.
Dabei fällt uns auf, dass auf dem großen Parkplatz dort bereits Wohnmobile stehen.
Wollen die hier übernachten?
Wir beschließen, am späteren Abend hin zu fahren und dort die Nacht zu verbringen. Dann sind wir morgen früh gleich an Ort und Stelle.
96 km
Mo, 13. Mai
Unsere Reise führt uns nun weiter nach Süden. Morgen Abend wollen wir im Hafen von Saint-Malo sein.
Wir gleiten auf den schnurgeraden Routes Nationales dahin. Sie passen sich dem Gelände an und führen hügelauf und hühelab, fast wie bei einer Hochschaubahn.
Heute wartet aber noch ein besonderes Highlight auf uns, la Tapisserie de BAYEUX.
Klaus träumt schon seit seiner Schulzeit davon, den Wandteppich aus dem 11. Jhd. zu sehen. Dieses Meisterwerk des Mittelalters ist 70m lang und 50cm
hoch und zeigt in 58 Einzelszenen die Vorgeschichte und Eroberung Englands durch Wilhelm dem Eroberer, den Herzog der Normandie, um 1066.
„Das ganze ist eigentlich ein Comic-Strip“, meint Klaus.
Wilhelms Halbbruder war der Bischof Odo von Bayeux. Er gab den Wandbehang in Auftrag. Wer genau die Künstler waren, weiß man nicht.
Trotz ihres seines Alters ist die Wollstickerei außergewöhnlich gut erhalten.
Für das Kunstwerk, das ursprünglich bei bestimmten Anlässen im Dom aufgehängt war, wurde ein eigenes Museum gebaut.
Wir sind sehr beeindruckt, wie detailgenau und teilweise richtig herzig alles dargestellt ist.
Mit einem Audioguide wandert man am Originalteppich vorbei, der allerdings hinter Glas geschützt ist.
Auch die Kathedrale gefällt uns recht gut, schon allein, weil sie zwei symmetrische Türme hat.
Die Ursprünge der Kirche sind romanisch. Dann wurde gotisch dazu gebaut.
Die wuchtigen, spitzen Türme weisen noch Rundbögen auf, während der Vierungsturm hochgotisch ist. Im 19. Jhd. erhielt er allerdings ein zweites neugotisches Geschoss und eine kleine Kuppel.
Der ältere Teil des Innenraums ist geprägt von ornamentalen Mustern wie Zickzackbändern und steinernem Geflecht.
Die Kanzel wurde heftig barockisiert. Das hätten sie lieber bleiben lassen sollen.
Wir haben nun unser Tagwerk vollbracht und fahren zu einem schönen Stellplatz in VILLEDIEU-LES-POÊLES. Er bietet Klo, Müll- und Abwasserentsorgung.
Auch andere Camper haben haben offenbar das App „Park4Night“. Es ist nämlich erst 15h, ab er erwischen gerade noch den letzten freien Platz.
Was uns in der Normandie noch aufgefallen ist: Immer wieder sehen wir amerikanische Soldatenfriedhöfe. Für Ausstellungen und Filme über die Résistance wird geworden. Amerikanische GIs dienen immer wieder als Werbeträger. Diese Epoche der Geschichte ist offenbar immer noch sehr präsent.
Eigentlich wollten wir einen Abendspaziergang in den Ort machen, aber es beginnt heftig zu regnen.
Also genießen wir das Trommeln der Tropfen aufs Autodach. Das ist immer besonders gemütlich.
Wir nutzen auch zum letzten Mal unser EU-Internet um Bankgeschäfte zu erledigen. Wer weiß, wie und ob das in Brexit-Land funktionieren wird?
94 km
So, 12. Mai, Muttertag
Wir wachen beide um 6h30 auf und beschließen, einen Blitzstart hinzulegen. Vielleicht haben wir um diese Uhrzeit auf der Fahrt nach ÉTRETAT keinen Stau.
Von einem wunderschönen Sonnenaufgang werden wir belohnt.
Rasch leeren wir unser Klo aus und füllen unseren Wassertank. Damit hat der Campingplatz seine Aufgabe erfüllt.
Von Stau kann keine Rede sein. Wir sind ganz alleine am Strand und bewundern die steilen Felsklippen und außergewöhnliche Felsformationen. Die beiden Felsentore sind ja auf jeder Ansichtskarte aus dieser Gegend zu sehen.
Es gibt auch eine kleine Höhle, die man nur bei Ebbe betreten kann. Vor viele Jahren, mit Christian, war ich da drin. Ein Schild besagt, dass man - von der Flut überrascht - keinesfalls versuchen soll, an Land zu schwimmen, sondern geduldig bis zur nächsten Ebbe ausharren soll. Graffiti und Einritzungen zeugen von unfreiwillig - oder vielleicht freiwillig - Gefangenen.
Unsere Fahrt nach Westen geht weiter.
Wir überqueren die Seine-Mündung auf der eindrucksvollen Pont du Normandie und werfen einen Blick auf die Silhouette der großen Industriestadt LE HAVRE.
In CAEN machen wir eine Pause. Mit unseren Klappis erkunden wir die Altstadt. Viel gibt sie nicht her. Wir radeln an der Abteikirche vorbei und blicken zur Burg hinauf.
Unseren heutigen Platz für die Nacht finden wir in NORREY-en-BESSIN neben einem Kindergarten, in dem es heute, am Sonntag, mäuschenstill ist.
Unser kleiner Abendspaziergang führt uns zur Kirche, die uns merkwürdig verbaut vorkommt. Im Krieg wurde sie zerstört, und die Restaurierung scheint uns nicht gut gelungen zu sein. Der muffige Geruch im Inneren wirkt auch gar nicht einladend.
Es ist noch nicht spät, also gönnen wir uns den ersten Filmabend unserer Reise: „Nausikaä aus dem Tal der Winde“, eines der Animes von Hayao Miyazaki, die wir mitgebracht haben.
Wir sind übrigens im DÉPARTEMENT CALVADOS, wo der gleichnamige Apfelschnaps herkommt.Thomas schickt mir ein selbst gedichtetes Muttertagsgedicht. Ich bin geflasht.
Der lieben Mutter,
auch wenn sie lang auf Urlaub fährt,
bleibt doch die Wohnung unversehrt:
Der Sohnemann kommt wöchentlich,
(der Weg nicht weit, da öffentlich).
Das Postgeheimnis ignoriert.
(Der Inhalt folgt elaboriert.)
Auch frische Luft kommt in die Zimmer,
herumgetrampelt wird (wie immer).
Die Pflanzen sind gegossen,
dann alles fest verschlossen,
und Sonne wird genossen.
Alles gut bei euch Bossen?
Viele Muttertags-Bossis äääh
-Bussis auf die Fahrt!
134 km
Sa, 11. Mai
Jetzt ist es nicht mehr weit nach ROUEN.
Wir kennen die Gemälde, die Claude Monet von der Kathedrale gemalt hat.
Nun freuen wir uns darauf, sie in natura zu sehen.
Wir parken wieder am Stadtrand und radeln ins Zentrum. Die Stadt ist ziemlich groß.
Die Kirche, die zu den bedeutendsten Sakralbauten Frankreichs zählt, ist sehr beeindruckend, ein reich verzierter gotischer Dom. Die beiden Türme sind wieder einmal unterschiedlich, und der Vierungsturm aus Eisen ist leider vollständig eingerüstet.
Das Innere beeindruckt uns auch. Es ist weitläufig und lichtdurchflutet.
Auf dem Weg zurück zu unserem WoMo fahren wir noch ein wenig am Seineufer entlang.
Nun peilen wir einen Campingplatz an. Es hat sich Schmutzwäsche angesammelt. Leider ist er vollständig ausgebucht. Die beiden Feiertage am Mittwoch und am Donnerstag haben viele Franzosen zu einem langen Wochenende erweitert. Außerdem sind wir hier nahe an einem Touristenmagnet, den Felswänden von Étretat. Die wollen wir uns morgen ansehen.
Wir entdecken auf der Karte einen weiteren Campingplatz in der Nähe. Ohne große Hoffnung wälzen wir uns in einem langen Stau dorthin.
Zu unserer Freude ergattern wir im Camping Rivage in YPORTden letzten freien Platz, und kurze Zeit später schnurrt die Waschmaschine.
Auch das hiesige WLAN ist schnell genug, um unsere verlorenen Karten, die wir zur Navigation brauchen, herunter zu laden.
Von unserem Stellplatz aus haben wir einen schönen Blick auf die Falaise.
Nach dem Abendessen zieht es uns steil hinunter zum Meer. Der Weg bergauf ist dann doch recht anstrengend.
121 km
Fr, 10. Mai
Weiter geht es nach Westen.
In SAINT-GERMER kauft Klaus ein Baguette. Spontan beschließen wir, auf dem Parkplatz vor der Bäckerei gleich unsere Frühstückspause zu machen. Wir sind gerade am Schnabulieren, als es bei uns ans Fenster klopft. Die Bäckerin bringt Klaus’ Brieftasche, die er im Laden liegen gelassen hat. Wir hatten gar nicht geplant, uns hier länger aufzuhalten. Wenn uns der Baguette-Hunger nicht übermannt hätte, wären wir bereits über alle Berge gewesen. So ein Glück! Das Städtchen wird uns in bester Erinnerung bleiben.
Uns fällt auf, dass die Ortschaften, durch die wir in den letzten Tagen gekommen sind, echt ärmlich scheinen. Viele Häuser hätten eine Renovierung bitter nötig.
Das ändert sich, als wir in die NORMANDIE kommen.
Heute übernachten wir in SAINT-SAIRE bei einer Imkerfamilie, einem Bauernhof-Stellplatz von „France Passion“. Die Adresse lautet „La vieux Rue“. Ob uns die Bewohner dankbar sind, wenn wir ihnen sagen, dass das grammatikalisch nicht richtig ist ;-)?
Wir dürfen ihr WLAN benutzen. Klaus hat ja aus unerfindlichen Gründen alle seine herunter geladenen Karten der Reise verloren. Seit Tagen navigieren wir online und saufen dabei unser Download-Volumen leer. Leider ist das Internet seeehr langsam und zum Downloaden nicht geeignet.
Das Wetter ist heute sommerlich warm, und ziehe mir zum ersten Mal auf dieser Reise meine Sandalen an, als wir zu einem Spaziergang aufbrechen.
98 km
Do, 9. Mai, Christi Himmelfahrt
Es ist ziemlich kühl. Die knallgelbe Farbe der zahlreichen Ginsterbüsche durchdringt den Nebel.
Unser heutiges Highlight ist das Château de CHANTILLY, 50 km nordöstlich von Paris.
Einst war es eine mittelalterliche Burg, die im 16. Jhd. umgebaut und wesentlich erweitert wurde.
Das vieltürmige Barockschloss liegt in einem gepflegten Park mit vielen Wasserflächen und ist von einem Waldgebiet umgeben, das heute ein Naturschutzgebiet ist.
Wir zahlen brav Eintritt und wandern durch die vielen reich möblierten Räume und Gemäldegalerien, in denen Unmengen von Bildern eng neben-, über- und untereinander gehängt sind. Hin und wider sticht ein Kunstwerk aus der Fülle heraus, z.B.: das Selbstportrait des jungen Ingre. Auch Rafael fällt uns mehrmals auf.
Uns interessiert aber vor allem die Bibliothek, in der das einzigartige Stundenbuch des Herzogs von Berry (Les très riches heures du Duc de Berry), ein Gebetbuch aus dem frühen 15. Jhd, gezeigt wird. Der Herzog war ein Bruder des französischen Königs Karl V.
Dieses illustrierte Manuskript gehört zu den weltweit berühmtesten überhaupt und ist ein Meisterwerk der Buchmalerei.
Wir können das Original sehen und auf einem Bildschirm digital darin blättern.
Besonders schön sind die Kalenderblätter, auf denen man zahlreiche Details erkennen kann.
Nachdem wir uns satt gesehen haben, wollen wir nichts wie weg aus dem engen Besuchergewurle.
Wir waren ja relativ früh dran, als wir gekommen sind. Da war alles noch friedlich. Jetzt, gegen Mittag, gibt es Autokolonnen, die auf einen Parkplatz hoffen und Menschenschlangen vor dem Ticketschaltern. Wir machen, dass wir wegkommen.
Die Sonne ist herausgekommen, was uns bessere Fotos ermöglicht.
Es ist richtig angenehm warm geworden.
Ein großer Carrefour-Markt hat, zu unserer Freude, trotz des heutigen Feiertags geöffnet.
Nach dem Einkauf entdecken wir in einer Ecke des Parkplatzes eine kleine Wohnwagensiedlung, die dauerhaft bewohnt zu sein scheint. Schläuche führen hin. Wir sind ja schon seit zwei Tagen auf der Suche nach Wasser. Unser Tankinhalt neigt sich dem Ende zu.
Eine der bunt gekleideten Bewohner*innen versichert uns, dass aus den Schläuchen Trinkwasser kommt, und gleich hilft sie uns, einen davon in unsere Tanköffnung zu stecken.
So unverhofft kann’s gehen.
Unser heutiges Tagesziel ist ein Stellplatz beim Sportzentrum von MÉRU.
Bevor wir unser Chili non Carne kochen, muss erst noch eine Sporteinheit absolviert werden.
101 km
Mi, 8. Mai
Der Gedenktag des Kriegsendes wird in Frankreich als „Fête de la Victoire“ begangen. Das ist hier sogar ein ein gesetzlicher Feiertag, mit dem wir einkaufstechnisch nicht gerechnet haben. Und morgen, zu Christi Himmelfahrt, wird ja auch alles zu haben.
Unserer Fahrt nach Westen geht weiter- zunächst durch die CHAMPAGNE.
Dann begrüßt uns das DÉPARTEMENT HAUTE-DE-FRANCE.
Im Städtchen SOISSONS springt uns, im Rahmen einer Sitzbesichtigung, die eindrucksvolle Ruine einer ehemaligen Abteikirche ins Auge. Das Kloster wurde im Zuge der Französischen Revolution aufgelassen und diente lange Zeit als Kaserne. Leider explodierte das Munitionslager, was zur Zerstörung der Gebäude führte.
Die beiden hohen gotischen Westtürme sind noch erhalten. Zwischen ihnen klafft ein großes, rundes Loch, das früher sicherlich eine schöne Rosette beherbergte. Auch der Kreuzgang steht noch.
In VILLERS-COTTERÊTS übernachten wir auf einem schönen Stellplatz.
184 km
Di, 7. Mai
Unser Weg nach hat Westen führt uns heute nach VERDUN. Diese Gegend verbindet man ja mit blutigen Schlachten, besonders im Ersten Weltkrieg. Soldatenfriedhöfe zeugen davon.
Jetzt ist es hier ganz friedlich- und so schnell kann das alles vorbei sein…
Wir fahren durchs Maas-Land, DÉPARTEMENT MEUSE.
Heute übernachten wir in einem Waldgebiet der Argonnen, umgeben von großen Flächen voller Ginster.
Hier absolvieren wir auch die erste Sporteinheit auf dieser Reise.
Der Argonner Wald war im Ersten Weltkrieg Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen Deutschen und Franzosen und später auch Amerikanern. Tausende Soldaten starben hier.
109 km
Mo, 6. Mai
Bevor wir das Land verlassen, kaufen wir ein, leeren unser Klo und das Abwasser aus und füllen den Wassertank.
So sind wir gut vorbereitet, als wir um ca. 11h bei KEHL den Rhein überqueren und nach FRANKREICH einreisen.
Wir haben uns schon sehr auf STRASBOURG gefreut. Also lassen wir uns vom Regen nicht von einer Stadtrundfahrt per Fahrrad abhalten. Schließlich haben wir ja passende Schutzkleidung dabei. Wir trainieren einfach für das schottische Wetter.
Unsere Fahrt führt zunächst durch das alte Wehr aus dem 17. Jhd., „Le Barrage Vauban“, das heute als Fußgängerpassage über den Fluss ILL benutzt wird.
Früher verhinderte diese - nach den Plänen Vaubans - befestigte Schleuse das Eindringen von Gegnern in die Stadt.
Seit den 1960er-Jahren kann man von der Panoramaterrasse aus auf die Drei-Türme-Brücke hinüberschauen, die einst ein Teil der Stadtbefestigung war.
Klaus ist zum ersten Mal hier. Die Stadt mit ihren vielen Kanälen fasziniert ihn.
Die, mit Blumen geschmückten, Fachwerkhäuser in den engen Gassen sind teilweise sehr alt. Und auch die Kathedrale ist ein Meisterwerk mittelalterlicher Baukunst- Spätromanik über Frühgotik bis zur Hochgotik.
Die Wasserspeier haben heute tatsächlich etwas zu Speien.
Wir fühlen uns fast wie zu Hause, denn - wie in Wien - wurde auch hier nur ein Turm fertig gebaut, obwohl zwei geplant waren.
Auch das Innere der Kirche ist eindrucksvoll. Es wirkt eher dunkel, umso mehr strahlen die wunderschönen Glasfenster.
Erwähnenswert sind die reich verzierte Kanzel und die Astrologische Uhr aus dem 14. Jhd.
Nach diesem hübschen Ausflug setzten wir uns wieder ins Auto und glühen auf der Autobahn nach METZ, wir wollen nämlich noch während der Öffnungszeit am Centre Pompidou-Metz ankommen. Auf einer früheren Reise hatten wir es geschlossen vorgefunden.
Wir verlassen also das Elsass, L’ALSACE und reisen nach Lothringen, LA LORRAINE ein.
Die Außenansicht des Museums, das seit 2010 besteht, gefällt uns gut. Die aktuelle Ausstellung von André Masson durchqueren wir allerdings eher eiligen Schrittes.
Die Nacht verbringen wir heute auf einem Stellplatz hinter einer Kirche, mitten in der Stadt.
222 km
So, 5. Mai
Nach dem Ausschlafen - das war dringend nötig - werfen wir uns wieder auf die Autobahn Richtung Westen.
Die Sonne lacht. Die Temperaturen sollen heute 20° erreichen. Das kalte Wetter scheint also vorbei zu sein.
Nach der europäischen Wasserscheide zwischen Donau und Rhein geht’s logischerweise wieder bergab..
Laut Anzeigetafel befinden wir uns auf der schönsten Autobahnstrecke Deutschlands, dem „Drackensteiner Hang“. Es bieten sich uns tatsächlich sehr reizvolle Tiefblicke.
Ungewöhnlich ist, dass die beiden Richtungsspuren in zwei parallel laufenden Tälern geführt werden. Für vier Spuren wären beide zu eng.
Unsere Mittagspause machen wir in PFORZHEIM, auf dem Wallberg.
Dieser 417,5m hohe Hügel wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Schutt der zerstörten Stadt aufgeschüttet.
Die Stadt war nämlich im Februar 1945 in weniger als 20 Minuten fast vollständig zerbombt worden.
Fünf Stelen aus Stahl wurden als Mahnmal errichtet- mit Ansichten der Stadt vor 1945, nach den Bombenabwürfen und nach dem Wiederaufbau.
Wir sind sehr berührt. Zu dieser Stimmung passt auch, dass dich der Himmel verdüstert, und es zu regnen anfängt.
Wir lernen aus der Wikipedia, dass fast jede größere Stadt mindesten einen solchen Schuttberg hat, auch Wien. Das sind ganz natürlich aussehende grüne Hügel. Nach dieser langen Zeit wachsen auch Bäume darauf.
Nun habe wir noch ca. 100 km bis zu unserem heutigen Schlafplatz vor uns.
Wie heißt die Stadt mit der berühmten „Blauen Moschee“?
Ja, genau: OFFENBURG ;-)
Wir sind hier schon recht nahe an der französischen Grenze.
Im Vorjahr haben wir schon einmal auf dem hiesigen Stellplatz genächtigt.
Das erste Mal kochen auf dieser Reise fällt an. Wir können es noch.
237 km
Sa, 4. Mai
Heute stehen fast nur Autobahn-Kilometer auf dem Programm, damit wir zügig in die richtige Richtung vorankommen.
Eine Pause legen wir in AUGSBURG ein, das wir bei Sonnenschein mit unseren Klapprädern erkunden.
In der hübschen Altstadt steht der große Renaissancebau des Rathauses.
Auch der „Fuggerei“, dem Stadtpalast der reichen Kaufmannsfamilie statten wir einen Besuch ab. Die haben sich auch italienische Renaissance geleistet.
Für uns geht es weiter nach ULM. Am Rande des Stadtwäldchen, bei der „Jakobsruhe“ werden wir heute bereits zum dritten Mal übernachten. Auch die kleine Pizzeria gibt es noch. Das freut Klaus.
Dem Münster mit dem tollen Chorgestühl haben wir diesmal nur aus der Ferne einen Blick geschenkt.
190 km
Fr, 3. Mai
Wir müssen schon wieder ziemlich früh aufstehen, damit wir bereit sind, wenn der Sulzbacher aufsperrt.
Gestern war es sommerlich warm. Heute ist es kalt und es schüttet.
Wir sind beide ziemlich verkühlt, da wollen wir bei diesem Wetter nicht radfahren, um uns im Stadtzentrum zu vergnügen.
Wir verbringen also die Wartezeit der in „Lounge“. Dort plaudern wir mit einem anderen Camper-Ehepaar. Sie sind beide über 80 Jahre alt und immer noch unterwegs.
Das motiviert uns.
Zu Mittag sind wir nun wirklich abfahrbereit- allerdings erst nach einem Besuch im Bio-Großhandel Achleitner.
Am frühen Nachmittag reisen wir in DEUTSCHLAND ein.
Im Baumarkt von ALTÖTTING holen wir uns eine volle Gasflasche.
Den hiesigen katholischen Kulturschock umfahren wir allerdings weitläufig.
Unser heutiges Ziel ist ein Stellplatz in ERDING.
Man sollte meinen, dass nun der gemütliche Teil des Tages vor uns liegt, aber weit gefehlt.
In den Kasteln unter unserer Abwasch steht das Wasser. Ein Schlauch hat sich gelöst, wie Klaus feststellt. Wieder einmal läuft das Schanierl zu seiner Höchstform auf, und nach viel Schweinerei und Mühe funktioniert wieder alles.
Wir gehen früh schlafen. Morgen können wir ausschlafen.
209 km
Do, 2. Mai
Bereits um 7h früh sitzen wir im Auto, unterwegs nach ANSFELDEN. Klaus ist schon seit einiger Zeit ein Online-Mitglied bei der Malgruppe seiner Schwester. Jeden Donnerstag Vormittag treffen sich die Künstler*innen. Und diesmal will Klaus life dabei sein.
Da kann er gleich seine neueste Malmethode vorführen, „Ölmalerei“ auf dem iPad.
Den restlichen Tag verbringen wir in angeregten Gesprächen und kulinarisch verwöhnt bei Maria und Gerhard.
Wie gehabt übernachten wir vor unser Autowerkstatt Sulzbacher in EFERDING, damit auch unser WoMo für die lange Reise gut vorbereitet ist.
205 km

Liebe Gerlinde, vielen Dank für deine regelmäßigen Updates! Ich genieße das Mitlesen sehr! Ganz liebe Grüße und noch eine schöne weitere Reise, Maria (P.)