ÖSTERREICH-RUNDFAHRT 2021
„Corona(r)-Urlaub“
Sa, 15. Mai
Wir fahren diesmal erst am Nachmittag los. Das ist ganz ungewöhnlich für uns.
Es geht nach Osten, nach NIEDERÖSTERREICH.
Die erste Station unserer heurigen großen Fahrt ist nämlich bereits in SCHWECHAT, das Abendessen bei Anna (Klaus’ Tochter) und Philipp, und dem kleinen Simon, der schon eifrig herumkrabbelt.
Unser erstes Foto dieser Reise zeigt den Flughafen, wie er silbrig glänzend im Abendlicht daliegt. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass eine Flugreise vor uns liegt.
Wir übernachten aber heute in FISCHAMEND auf dem Parklatz neben der Kirche. Den restlichen Abend verbringen wir bei Maria (Klaus’ Lester Tochter) samt Family.
Wir sind solche Besuche wegen der Corona-Pandemie gar nicht mehr gewohnt. Alle sind getestet, und wir beide sind geimpft. Ich erlebe das als große Freiheit. Wir können sogar Umarmungen genießen.
33 km
So, 16. Mai
Auch zum Frühstück sind wir bei den Pribis eingeladen.
Danach geht es aber richtig los. 11 Wochen Österreich liegen vor uns, und das ganz ohne Autobahnen.
Langsam kommen wir in den Reisemodus und gleiten gemütlich durch ein schönes Land. Alles wirkt so vertraut. Der Schneeberg präsentiert sich uns fast ohne Schnee.
Wir fahren - vorbei am Wasserschloss Ebenfurth - nach WIENER NEUSTADT und durch die Neunkirchner Allee nach NEUNKIRCHEN. 15km ist diese längste schnurgerade Straße Österreichs lang. Sie war ursprünglich eine Basislinie für die Landvermessung. Das flache Steinfeld eignete sich besonders gut dafür. Maria Theresia gab den Auftrag für diese „Grundlinie“.
Das Schloss Gloggnitz grüßt herüber und kurz darauf die Burg Wartenstein.
Vor uns bäumen sich die letzten Ausläufer der Alpen auf. Den Hirschenkogel kennen wir nur vom Schifahren, aber auf der Rax sind wir schon viel gewandert.
Über den Feistritzsattel (1286m) geht es in die grüne STEIERMARK.
Bereits um 15h erreichen wir unser heutiges Tagesziel, Waisenegg in der Oststeiermark, im Joglland. Unsere neue App "Park4Night" hat uns den Stellplatz empfohlen. Neben uns plätschert die Feistritz. So haben wir’s gern.
Nach einem Drohnenflug und etwas Bildschirmarbeit machen wir einen netten Abendspaziergang und „bellen“ ein wenig mit den stoasteirischen Einheimischen.
132 km
Mo, 17. Mai
Nach einem gemütlichen Frühstück brechen wir nach FISCHBACH auf. Von dort steigen wir auf den Teufelstein auf. Trotz Wind und Regen genießen wir die Wanderung. Die Felsformation auf dem Gipfel ist eindrucksvoll. Der Teufel wollte hier einst eine Treppe in den Himmel bauen. Ist aber wohl gescheitert.
Nach der Mittagspause geht unsere Fahrt weiter nach Süden nach ARZBERG. Wir übernachten in altbewährter Weise auf dem Parkplatz beim Sportplatz. Diesmal ist es die Raab, die neben uns plätschert.
59 km
Di, 18. Mai
Am Vormittag machen wir eine wunderschöne Wanderung durch die Große Raabklamm, die längste Schlucht Österreichs. Der Weg verläuft sehr abwechslungsreich und idyllisch direkt an der Raab entlang. Die schroffen Kalkfelsen bilden mit dem saftigen Grün rings um uns her einen reizvollen Kontrast. Heute sorgt strahlender Sonnenschein für Stimmungsaufhellung- als ob wir das nötig hätten…
Die Tierwelt erfreut uns mit Gelbbauchunken im Hochzeitstaumel, einigen schönen Schmetterlingen - Fetthennen-Bläuling, Aurorafalter, Grünader-Weißling, Landkärtchen - zahllosen Hummeln und anderen Wildbienen, grün- und blauschillernden Käfern, und anderem Kleingetier. Die versprochenen Wasseramseln und Äskulapnattern zeigen sich uns leider nicht. Ein Grauschnäpper singt uns schließlich noch etwas vor.
Unser Pflanzenbestimmung-App begleitet uns wie immer treulich und leistet uns gute Dienste. Wir sammeln Giersch für unseren Mittagssalat.
Nach ca. 3 1/2 Stunden sind wir wieder beim Wohnmobil und fahren weiter nach WEIZ. Bei einem kleinen Spaziergang durch das nette Städtchen besichtigen wir die Kirche St. Thomas von Canterbury, Thomas Becket ist gemeint. Sie beherbergt interessante alte Fresken, die schwer datierbar sind, weil sie in späteren Zeiten immer wieder übermalt wurden.
Zur Aufbesserung unseres kärglichen Mittagmahls steuert die Food-Sharing-Station im Pfarrhof ein Kipferl bei.
Und schon sind wir wieder unterwegs. Der Mediamarkt in GRAZ ist das Ziel. Unser GPS ist nämlich am Eingehen. Im großen Einkaufszentrum erstehe ich unter anderem auch einen kleinen Rucksack für unsere Tageswanderungen. Und Lebensmittel brauchen wir auch noch.
Nach diesen erfolgreichen Einkäufen fahren wir noch ein paar Kilometer nach THAL. Dem großen Sohn dieser Stadt, Arnold Schwarzenegger, ist hier ein Museum gewidmet, das wir geflissentlich ignorieren.
Wir steuern zielstrebig den Anbau der St. Jakobskirche an, an dem Ernst Fuchs mitgearbeitet hat. Das türkisfarbene Kristallzelt ist originell und interessant. Aber - vor allem innen - gefällt es uns eigentlich nicht.
Unser Schlafplatz ist heute der Parkplatz neben der Friedhofskapelle. Hier gibt es sogar eine öffentliche Toilette, in die wir unser Klo leeren können.
54km
Mi, 19. Mai
Der Corona-Lockdown ist zu Ende uns wir stehen bei KIESER-Graz auf der Matte. Schließlich entsprechen wir der 3G-Regel (getestet, genesen oder - wie wir - geimpft). Nach der langen Pause plagen wir uns gewaltig.
Beim Vorbeifahren haben wir einen Blick auf das Golden Eye geworfen, die moderne Überdachung des Bahnhofsvorplatzes.
Auch durch die Annenstraße sind wir gefahren, die wir vom DKT-Spiel kennen.
Nach unserem Mittagssalat spazieren wir zu Fuß zum Kunsthaus Graz, „The Friendly Alien“.
Wir kennen diese 2003 gebaute blaue „Blase“ ja schon, und sie gefällt uns sehr gut. Die aktuelle Ausstellung heißt: „Was sein wird, von der Zukunft zu den Zukünften“. Es werden viele unterschiedliche - meist düstere - Zukunftsvisionen gezeigt. Aber auch mutmachende Projekte werden vorgestellt. Um das alles genau zu lesen und um alle Videos anzuschauen, müsste man sich tagelang Zeit nehmen.
Nach dem Museumsbesuch blicken wir zur Murinsel hinüber und spazieren dann bei Nieselregen ein wenig durch die Innenstadt. Der Hauptplatz ist völlig von Standeln verstellt, sodass seine Wirkung leider ganz verloren geht.
Wir setzen uns wieder ins Auto und fahren in den Österreichischen Skulpturenpark in PREMSTÄTTEN südlich von Graz. Ein Wolkenbruch lädt uns zu „Abwarten und Kaffee trinken“ ein.
Das Wetter lockert sich allerdings erst nach dem Abendessen auf. Zum Glück ist der Park bis 20h geöffnet. Erfreulicherweise ist der Eintritt frei.
Mehr als 70 große Skulpturen stehen hier im Dialog mit großzügiger Landschaftsarchitektur. Herausragend sind die Werke von Herbert Boeckl, Erwin Wurm, Yoko Ono, Peter Weibl und Fritz Wotruba. Uns gefallen aber auch viele andere, von denen ich noch nie etwas gehört habe.
Eine Skulptur hat es uns besonders angetan. „Airplane Parts & Hills“ von Nancy Rubins besteht aus mehreren Flugzeugteilen. Das Spezielle an ihr ist aber, dass viele Stare drinnen nisten. Wir beobachten die Vögel beim Aus- und Einfliegen, und die Jungen reißen hungrig die Schnäbel auf. Auch den riesengroßen Griff in der Landschaft finde ich besonders witzig. Man könnte mit ihm sozusagen den Hügel wegtragen. Es handelt sich um „Die Erdkugel als Koffer“ von Peter Weibl.„The Fat Car“ und „The Fat House“ von Erwin Wurm sind die Lieblinge des Parks. Die beiden sehen aus als wären sie von zu viel Essen völlig aus dem Leim gegangen. Und sehr beeindruckt mich die „Arche aus lebenden Bäumen“ von Mario Terzic.
Und weil’s so schön war und so praktisch, fahren wir nach diesem Kunstspaziergang wieder auf unseren gestrigen Schlafplatz in THAL.
46 km
Do, 20. Mai
Gut ausgeschlafen starten wir gegen 10h nach Bärnbach.
Vor uns sehen wir die schneebedeckten Berge der Pack.
Wir verlassen den Bezirk Graz Umgebung und reisen in den Bezirk VOITSBERG ein.
Die Bezirkshauptstadt macht einen netten Eindruck- samt Maibaum. Wir widmen ihr eine Sitzbesichtigung. Das Kernbuam-Museum versuchen wir, nicht zu beachten.
Ab nun wird mit zahllosen Schildern und Plakaten darauf hingewiesen, dass wir uns in der „Lipizzanerheimat“ befinden. Gabi und ich haben vor Jahren das Gestüt in Piber besichtigt.
Die Pfarrkirche in BÄRNBACH ist der Hl. Barbara geweiht. Wir taufen sie in „St. Friedensreich“ um. Hundertwasser hat sie in den 1990er-Jahren mit Mosaiken aus Keramik behübscht. Den Zwiebelturm hat er vergoldet. Uns gefällt sein spielerischer Umgang mit Formen und Farben. Der Innenraum ist überraschend schlicht und hat seine ursprünglich Form weitgehend behalten.
Besonders gelungen finden wir die Gestaltung des Pfarrgartens. Man schreitet durch mehrere Torbögen, auf denen Heilssymbole anderer Weltreligionen dargestellt sind: Davidstern, Halbmond, Ohmzeichen, usw.- ein Manifest religiöser Toleranz. Das ganze Ensemble ist sehr stimmig.
Klaus lässt die Drohne rundherum fliegen und erhält atemberaubende Aufnahmen.
Die kleine Stadt hat aber noch ein weiteres Kunstwerk zu bieten, den Mosesbrunnen von Ernst Fuchs aus dem Jahr 1998. Der Künstler hat für die Gestaltung unzählige bunte Glasmosaiksteine und noch mehr heimische Flusssteine verwendet. Uns gefällt’s.
Wir genießen das warme und sonnige Wetter als Gegensatz zum gestrigen Regentag.
Ganz ungewohnt ist es, Leute in Gastgärten sitzen zu sehen. Seit gestern, dem Ende des Lockdowns, ist das ja wieder möglich.
Auch viele sind Schulklassen unterwegs, bei Wanderungen, Radtouren und beim Spielen im Schulgarten. Man hat den Eindruck, dass das Leben zurückkehrt.
Wir fahren weiter nach KÖFLACH. Dort wollen wir das Kunsthaus besuchen. Leider hat es geschlossen, weil es - coronabedingt - gerade keine aktuelle Ausstellung gibt. Das war bei der Vorbereitung der Reise im Internet nicht ersichtlich. Na, dann gehen wir halt in den Supermarkt gegenüber.
Bei der Weiterfahrt bietet sich uns ein schönen Blick hinunter auf das weite Grazer Becken, das von den südlichen Kalkalpen begrenzt ist.
Unser heutiges Tagesziel ist STAINZ. Das Städtchen ist das urbane Zentrum des Schilcherlandes. Auf dem Parkplatz de Schlosses werden wir nächtigen- ein besonders geeigneter Platz, sogar mit Klo.
Beim Abendspaziergang bewundern wir den schönen Innenhof.
Ursprünglich war das Gebäude ein Augustiner Chorherrenstift. Unter Josef II. wurde es säkularisiert. Schließlich kaufte es Erzherzog Johann, wandelte es in ein Schloss um und rettete es dadurch vor dem Verfall. Noch heute gehört es seinen Nachfahren, den Grafen von Meran.
Die Schlosskirche präsentiert sich in prächtigem Barock. Sie gefällt sogar mir.
75km
Fr, 21. Mai
Wir haben gemütlich gefrühstückt und fahren jetzt nach DEUTSCHLANDSBERG. Rechts von uns sehen wir die Höhenzüge, die die Steiermark gegen Kärnten abgrenzen, Pack und Koralpe.
Wir machen bei sommerlichem Sandalenwetter eine kleine Wanderung zu Burg hinauf. Der Weg durch die Weinberge - Schilcher natürlich - ist idyllisch. Zu unserer Freude wird hier zwischen den Rebstöcken nicht gemäht, was zur Ökologisierung der Weingärten beiträgt. Hier steht auch ein typisch südsteirischer Klapotetz, der zur Zeit der Traubenreife durch sein Geklapper die Vögel fernhalten soll.
Von oben haben haben wir einen schönen Blick hinunter auf die Bezirkshauptstadt.
Bereits in der Jungsteinzeit gab es hier, wo heute die Burg Deutschlandsberg steht, eine befestigte Siedlung. Auch während der Kelten- und Römerzeit war der Platz ständig bewohnt. Eine Burg wird zum ersten Mal im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt.
1820 kaufte sie der Fürst von Liechtenstein. Der Rundturm wurde abgetragen.
Erst in den 1960er-Jahren wurde er wieder aufgebaut, nachdem die Stadtgemeinde Deutschlandsberg die Anlage gekauft hatte.
Es erfolgte eine umfassende Renovierung und der Ausbau zu einem Archäologie-Museum und zu einem Hotel.
Auf dem Rückweg pflücken wir Sauerampfer, Löwenzahn, Pippau, Giersch, Rotklee und Spitzwegerich für unseren Salat.
Nach einer Sitzbesichtigung von Deutschlandsberg führt uns unsere Reise weiter nach EIBISWALD.
Auf dem Parkplatz beim Friedhof genießen wir unseren wildkräuterlastigen Mittagssalat.
Dann starten wir die letzte Tagesetappe, auf die Soboth. Der Stellplatz - auf 1094m Höhe - direkt am Stausee ist ganz nach unserem Geschmack zum Übernachten. Das Wetter hat allerdings umgeschlagen, unser Wohnmobil wackelt im Sturm. Aber das ist sogar recht gemütlich.
59km
Pfingstsamstag, 22. Mai
In der Nacht hat es heftig gestürmt, richtig dramatisch. In der Früh ist alles wieder friedlich, als wäre nichts gewesen. Allerdings ist es ziemlich kühl und es nieselt.
Der erste Punkt auf unserem Tagesprogramm ist das Entleeren unseres Klos beim Biker-Treff „Kärntner Blick“. Wir sind nämlich soeben in KÄRNTEN eingereist, in den Bezirk Wolfsburg. Die Straße hat sich bergauf geschraubt, und wir haben von hier oben tatsächlich einen schönen Blick ins Lavanttal.
Wir haben das Banale, aber existentiell Wichtige, erledigt und können uns nun beruhigt der hohen Kunst zuwenden. In der Nähe von LAVAMÜND, in NEUHAUS steht der ungewöhnliche Bau des Museums Liaunig mit seiner Sammlung moderner - vor allem österreichischer - Kunst nach 1945. Mich erinnert das Gebäude ein wenig an einen Straßentunnel. Sehr ungewöhnlich ist der 30m lange Überhang mit einer Aussichtsterrasse. Der Bau wurde übrigens nur einige Jahre nach seiner Erbauung als jüngstes Gebäude Österreichs unter Denkmalschutz gestellt.
Der schwerreiche Kunstsammler Herbert Liaunig kaufte 1988 das Schloss Neuhaus als Wohnsitz für seine Familie und als regionales Kulturzentrum.
Mit der Zeit hatte er dort nicht mehr genug Platz für seine vielen Kunstwerke. Das heutige Museum sollte zunächst nur ein Depot für die Sammlung sein, die mittlerweile über 4000 Arbeiten umfasst. Wie gut, dass sich Liaunig schließlich entschloss, seine Schätze auch öffentlich zugänglich zu machen.
Im Inneren der Schauräume herrschen Sichtbeton und Stahl vor, als Reminiszenz an Liaunigs Industriekarriere.
Die aktuelle Ausstellung ist dem Kärntner Maler und Bildhauer Bruno Gironcoli gewidmet.
Wir haben eine Führung gebucht. Ich bin sehr froh darüber. Die ausgestellten Objekte hätten mich sonst sicher ziemlich ratlos zurückgelassen. Die Kunstvermittlerin ist sehr kompetent und erzählt l(i)aunig.
Es hat zu regnen aufgehört, und die Sonne kommt hervor. Das passt gut, denn wir wollen ja noch durch den dazugehörigen, sehr schön angelegten, Skulpturenpark spazieren. Prominent im Zentrum „wächst“ bunt der Löwenzahn, die Skulptur „Gras“ von Thomas Stimm. Und quer durch den Park ist eine Herde undefinierbarer Tiere - ich glaube einen Elefanten zu erkennen - durchgegangen: „Stampede“ von Manfred Wakolbinger. Interessant finde ich auch den „Klapotetz für einen Osttiroler“ von Wolfgang Heusgen. Schließlich kommen wir ja gerade aus der Steiermark.
Bei der Weiterfahrt nach BLEIBURG fällt uns auf, dass sehr Vieles, besonders aber die Ortsnamen zweisprachig angeschrieben sind- slowenisch und deutsch. Wir erinnern uns noch gut an den leidigen Ortstafelstreit, der sich von 1972 bis 2011 hingezogen hat.
Die kleine Stadt liegt im Jauntal - das Tal der Drau wird hier so genannt - am Fuße der schneebedeckten Petzen. Die zweisprachige Gemeinde hat Ohren Namen vom Bergbau.
Bereits am frühen Nachmittag erreichen wir unseren Stellplatz für die Nacht, mit Blick auf das Schloss. Mit großer Freude haben wir festgestellt, dass unser neues GPS Gratis-Übernachtungsplätze anzeigt, sogar dieselben, wie unser vielgepriesenes App, dass wir schon bisher verwendet haben- sehr komfortabel.
Das Wetter hat sich auch heute wieder zu Socken-auszieh-Wetter gemausert.
Wir machen einen Abendspaziergang in das nette Städtchen- 4000 Einwohner und schon eine Stadt.
34km
Pfingstsonntag, 23. Mai
Eigentlich wollten wir heute mit der Bergbahn auf die Petzen hinauffahren. Aber es hat die ganze Nacht geregnet, und jetzt ist es so nebelverhangen, dass wir den Berg überhaupt nicht sehen können.
Also begnügen wir uns wieder einmal mit Kultur.
Wir spazieren zu Fuß im Nieselregen ins Stadtzentrum. Eine Abkürzung führt durch die Zitatenpassage. Sie ist mit fünfzig großen Portraits und Zitaten berühmter Persönlichkeiten aus allen Zeiten dekoriert.
Auf dem Hauptplatz, vor dem Elternhaus der Künstlerin steht der Freyungsbrunnen von Kiki Kogelnik. Er wurde 1993 zur 600-Jahrfeier des Bleiburger Wiesenmarktes errichtet. Der - sehr freundlich dargestellte - St.-Lucas-Stier ist das Wappentier der Stadt.
Übrigens, wir parken genau neben dem großen Areal, auf dem alljährlich dieser „Freie Markt“ abgehalten wird.
Der eigentliche Grund, warum wir hier sind, ist aber das Werner-Berg-Museum. Die aktuelle Ausstellung „Doma - Daheim“ ist eine Gegenüberstellung von Portraits von Werner Berg und solchen des Fotografen Karlheinz Fessl. Auf den Fotos sind heutige Kärntner Slowenen und Sloweninnen dargestellt, für die die slowenische Sprache noch im Alltag gegenwärtig ist. Die Werke werden multimedial präsentiert. Die vielen einzelnen Darstellungen von durch Region, Geschichte und Sprache verbundenen Menschen ergeben ein facettenreiches Gesamtbild.
Ich bin sehr beeindruckt und berührt. Die Zeichnungen, Gemälde und Holzschnitte von Werner Berg aus den 1950er- und 1960er Jahren lassen mich an meine Kindheit denken. Die Typen, die er darstellt, leben in meiner Erinnerung. Der Künstler hat ja selbst auf einem Bergbauernhof - hier in der Gegend - gelebt, denn er suchte „eine Existenz nahe den Dingen“.
Er portraitiert gekonnt, in flächiger, bewusst primitiver Malweise, die kantigen und oft abgehärmten Gesichter seiner Nachbarn und Nachbarinnen. Ihn interessieren die archaischen Lebenszusammenhänge in der täglichen Wirklichkeit und er gibt mit seinen Werken Zeugnis für einen Menschenschlag an der Grenze zwischen deutschem und slawischem Sprachraum. Übrigens, alle Frauen auf seinen Bildern tragen Kopftuch- den Hijab? ;-)
Klaus meint, der Künstler - obwohl so wenig bekannt - gehört in eine Reihe mit den ganz großen Expressionisten.
An den Hausfassaden der Innenstadt hängen großflächige Transparente, die die Ausstellung sozusagen hinaus in den öffentlichen Raum erweitern. Dieses Konzept finden wir toll.
Nach dem erfolgreichen Vormittag machen wir uns in Kälte und Regen auf zur nächsten Station unserer Reise.
Das Stift Eberndorf, im 12. Jhd. gegründet, wurde bald zum religiösen Zentrum des Jauntals. Nach zahlreichen Umbauten entstand eine spätgotische Klosterburg, die im 17. Jhd. von den Jesuiten barockisiert wurde.
Der weitläufige Innenhof ist beeindruckend. Hier wird im Sommer Theater gespielt.
Im Inneren der Kirche Maria Himmelfahrt sticht vor allem das Schlingrippengewölbe ins Auge. Uns interessiert das spätgotische Fresko der Marienkrönung im Altarraum besonders.
In der Ungnadkapelle ruht im rotmarmornen Hochgrab Graf Christoph Ungnad. Hoffentlich hat er trotz seines Namens doch Gnade vor seinem Schöpfer gefunden.
Die romanische Krypta ist sehr stimmungsvoll.
Seit dem 20. Jhd. ist die Anlage kein Kloster mehr. Die Verwaltung der Gemeinde Eberndorf ist heute hier untergebracht.
Der Parkplatz vor dem Stift ist so lauschig, dass wir beschließen gleich hier zu übernachten, zumal auch er eine öffentliche Toilette zu bieten hat.
Was wir heute noch gelernt haben: In Kärnten haben im Sommer die Lebensmittelgeschäfte auch an Sonn- und Feiertagen geöffnet. So kommt Klaus auch am Pfingstsonntag zu seiner geliebten Topfengolatsche.
17 km
Pfingstmontag, 24. Mai
Wir fahren zum Turnersee und checken auf dem Campingplatz Ilsenhof in ST. KANZIAN ein. Hier gibt es fast lauter Dauercamper.
Der Blick auf den See muss uns genügen. Von Baden kann keine Rede sein. Es ist kalt, und es regnet.
Ganz hier in der Nähe ist der Klopeinersee. An ihm habe ich den ersten Campingurlaub meines Lebens verbracht. Ich war 8 Jahre alt und habe mit großem Stolz schwimmen gelernt. Das ist 57 Jahre her.
Das Wetter können wir gut aushalten. Schließlich haben wir eine Heizung, und außerdem wollten wir unseren Ruhetag ja ohnehin für ausgedehnte Körperflege- und Putzarbeiten und zum Wäsche Waschen nutzen.
Außerdem ist ein Scharnierl der Klappe über der Küchenzeile gebrochen. Klaus erfindet ein Provisorium, sodass wir das Kastel bis zur Reparatur weiterhin verwenden können.
Wenn man schon kein Scharnierl mehr hat, sollte man unbedingt ein „Schanierl“ haben- oberösterreichisch/ bayrisch für „kleines Genie“.
Wir begehen Bob Dylon’s 80. Geburtstag, indem wir seine Musik hören. Außerdem haben wir genug zu Lesen mit, und am Abend schauen wir uns einen Film über die Landschaften Deutschlands an. Da können wir uns auf unsere neuen Reiseziele freuen.
Heute war der Tag der Artenvielfalt. Da passt es gut, dass wir unseren Mittagssalat wieder mit vielfältigen Wildkräutern aufgepeppt haben. Diesmal war ziemlich viel Wiesensalbei dabei, unser neuer Favourite.
9 km
Di, 25. Mai
Es regnet und regnet und regnet. Eigentlich wollten wir heute auf den Hochobir hinauf. Das können wir uns abschminken. Zunächst fassen wir als Schlechtwetterprogramm eine Tropfsteinhöhle ins Auge. Aber leider sind alle in dieser Gegend auf Wochen hinaus ausgebucht.
Ausweichprogramm vom Ausweichprogramm: Das Benediktinerstift ST. PAUL im Lavanttal. Die Klosteranlage ist sehr eindrucksvoll- ein romanischer Bau. „1091 gegründet“, steht auf dem imposanten Eingangstor. Das Museum ist heute leider geschlossen, also begnügen wir uns mit der Besichtigung der Kirche. Die Mönche singen- wahrscheinlich nicht, uns zu Ehren. Ach so, der Gesang ist nur von der Konserve.
Bei einem Brand im 14. Jhd. wurde die Decke des wunderschönen romanischen Kirchenraumes zerstört, daher hat er heute ein gotisches Kreuzrippengewölbe. Außerdem kamen dann im Barock der Hauptaltar, die Kanzel und noch so einiges dazu. „des hätt’s net braucht“, meine ich. Zumal es in Kärnten ohnehin nicht viel Barock gibt. Überall stechen schmale, spitze Kirchtürme in die Luft.
Sehr gut gefällt uns das hochgotische Fresko an der linken Seite von Thomas von Villach. Es zeigt die Hl. Katharina und den Hl. Benedikt, sowie die knieenden Stifter.
Das Weihwasserbecken ist natürlich auch in dieser Kirche versiegt. Als „Ersatz“ steht ein Desinfektionsmittelspender da. Also bekreuzigt man sich in Coronazeiten halt damit… ;-).
An der ausgedehnten Gartenanlage eilen wir im strömendem Regen mit eingezogenen Köpfen vorbei.
Wir fahren weiter, über den Griffener Berg, bewundern die große Ruine Griffen und landen gegen Mittag in VÖLKERMARKT.
Das Stadtmuseum ist einerseits ein Heimatmuseum, aber vor allem wird hier der Volksabstimmung 1920 gedacht, bei der sich die überwiegend slowenischsprachigen Südost-Kärntner mit knapper Mehrheit für Österreich und nicht für das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS) - später Jugoslawien - entschieden haben. Dadurch wurde die Einheit Kärntens erhalten. Der Urnengang war im Friedensvertrags von Saint-Germain vorgeschrieben worden. Er wurde von Offizieren der Siegermächte überwacht.
Ein „Kolossalgemälde“, das eine ganze Wand bedeckt, stellt - in Lesebuch-Manier - dieses Ereignis dar.
Der Wahlkampf war auf beiden Seiten drastisch und hasserfüllt gewesen.
Nächster Programmpunkt: Der Wildensteiner Wasserfall. Wir schauen im Auto sitzend vom Parklatz aus hinauf. Schließlich ist ja heute die ganze Welt ein einziger Wasserfall.
Aber der Platz scheint uns zum Übernachten gut geeignet zu sein.
Jetzt fängt es gar noch zu hageln an. Und wir sitzen in unserem gemütlichen Häuschen und genießen ein heißes, scharfes Chili non Carne. Das wärmt uns von innen.
20h, das Unwetter hört auf. Alles ist in wunderbares Abendlicht gehüllt, und ein perfekter Regenbogen versöhnt uns.
Wir sind hier übrigens in der Gemeinde GALLIZIEN. Das ist jetzt das 3. Gal(l)izien, das wir bereist haben, das in Osteuropa, das in Nordspanien, und dieses hier.
90 km
Mi, 26. Mai
In der Früh schicken wir die Drohne zum Wasserfall, so müssen wir selbst nicht raufgehen.
Wir haben ja heute ohnehin eine Wanderung vor uns.
Es ist ziemlich kühl, aber immerhin trocken. Wir sind guter Dinge. Wie schon gestern mit dem
wunderbaren Regenbogen besiegelt, wird das Wetter jetzt besser- auch laut Wetterbericht.
Wir fahren durch das Rosental. Vor einigen Tagen haben wir ja gelernt, dass das Tal der Drau verschiedene Namen hat: Oberdrautal, Unterdrautal, Rosental und Jauntal.
Die Landschaft wirkt wie frisch gewaschen, und die Berge stecken ihre Spitzen aus den Wolkenfetzten.
Ein Stück geht es die Loiblpassstraße hinauf. Da oben ist die Grenze zu Slowenien. Wir fahren aber nur bis zur Tscheppaschlucht. Der Reiseführer lobt sie in höchsten Tönen. Er nennt sie „die Königin unter den Schluchtenstiegen“.Ich freue mich jedenfalls, dass wir wieder einmal wandern.
Es warten tatsächlich ziemlich spektakuläre Treppen und Kletterpartien auf uns. Hohe Brücken führen über den reißenden Gebirgsbach und herabstürzende Wasserfälle. Der tosende Loiblbach hat sich in den Fels gefressen und dieses Naturschauspiel geschaffen.
Den Höhepunkt bietet der Tschaukofall. Wir kommen uns fast vor wie in Island.
Der Pfad macht eine Schleife über die Teufelsbrücke und führt dann über denselben Weg, den wir gekommen sind, wieder zurück.
Ca. 3 1/2 Stunden waren wir unterwegs. Jetzt sind wir rechtschaffen müde und spüren unsere Wadeln.
Noch einen Punkt haben wir auf unserer Tagesordnung.
Wir fahren die Loiblpassstraße noch weiter hinauf und biegen dann in das Bodental, ein sanftes Hochtal, ab. Unser Ziel ist das sagenumwobene Meerauge, zu dem man über Holzstege gelangt. Es handelt sich um ein Toteisloch, das aus der letzten Eiszeit - dem Würm - übriggebliebene ist. Damals befand sich hier nämlich ein großer Gletscher. Lange Zeit glaubte man, das Wasserloch sei bodenlos und hätte eine direkte Verbindung zum Meer, daher der Name. Der fast unwirklich türkisblaue kleine See wird aber durch Grundwasserquellen gespeist, aus denen immer wieder Luftblasen aufsteigen. Das Wasser ist kristallklar, weil es besonders nährstoffarm ist.
Wir haben nun unser Tagewerk vollbracht. Bei der Fahrt zu unserem Schlafplatz können wir noch einmal in die Tscheppaschlucht hinunterschauen, die tief unter uns liegt.
Das Wetter hat wunderbar aufgeklart, und die Karawanken zeigen sich uns in voller Pracht- sogar von der Sonne beschienen.
Das Tal nebenan ist das 7km lange Bärental, das ja durch Jörg Haider zweifelhafte Berühmtheit erlangt hat. Es war ja ein arisierter Besitz, den er von seinem Wahlonkel geerbt hat. Eine große Tafel verkündet: "Dieser Wald gehört DDr. Ulrike Haider-Quercia", der Tochter.
Der Berg, der sich mächtig im Talschluss aufbaut, ist der Hochstuhl, mit 2237m der höchste Berg der Karawanken.
Wir übernachten bei der Stouhütte in 960m Höhe. Hier beginnt der Aufstieg zur Klagenfurter Hütte, den wir morgen wagen werden.
66 km
Do, 27. Mai
Kurz nach 8h marschieren wir los. Die Morgenstimmung ist wunderbar. Die Sonne kommt langsam heraus.
Mal sehen, wie weit wir kommen. Es geht ganz schön steil bergauf, in traumhafter Gebirgslandschaft. Teilweise geht es durch Schneefelder. Da ist offenbar eine große Lawine runtergekommen und hat ganze Bäume mitgefetzt. Der Weg wurde danach mit einer Schneefräse wieder frei gemacht. Wir gehen sogar einmal zwischen 3m hohen Schneemauern.
Am gegenüberliegenden Hang geht ein Steinschlag ab. Wie gut, dass wir da nicht drüben sind.
Ein ganzer Hang voller Schneerosen verzaubert uns. So viele auf einem Fleck haben wir noch nie gesehen. Außerdem sehen wir Almrausch, die reizenden Alpenglöckchen und noch viele anderen Blümchen.
Wir haben uns vorgenommen, nach 3 Stunden umzukehren. Schließlich müssen wir ja heute auch wieder hinunter. Zu meiner äußerst freudigen Überraschung taucht just zu dieser Zeit die Klagenfurter Hütte vor uns auf. Ich hätte nie gedacht, dass ich es schaffe, sie zu erreichen. Klaus freut sich ganz besonders, weil wir endlich wieder einmal miteinander eine richtige Bergwanderung gemacht haben. Immerhin haben wir ca. 700 Höhenmeter überwunden.
Wir schauen auf das gewaltige Massiv der Karawanken hinauf und sehen das Gipfelkreuz des Hochstuhls. Jenseits dieser Berge ist Slowenien.
Nach einer sehr wohltuenden heißen Suppe in der Hütte, machen wir uns an den Abstieg.
Der Rückweg - bergab auf der Forststraße - geht flott voran.
Immer wieder sehen wir - meist scherzhafte - Hinweise auf die Karawanken-Bären. Eigentlich sind sie nach Slowenien hinüber gewandert. Aber 2017 wurden 2 Exemplare in Kärnten gesichtet.
Um ca. 13h sind wir wieder zu Hause, und sehr zufrieden, „dass wir es noch können.“
Ganz hier in der Nähe ist eine Gedenkstätte für Jörgl, den ehemaligen Landeshauptmann, der 2008 bei einem selbst verschuldeten Autounfall ums Leben kam.
Diesen besonderen Ort können wir uns einfach nicht entgehen lassen. Kerzerln, Blumerln und Engerln finden wir vor. Und Sprüche, wie: „Wir kämpfen für dich weiter“, „Für einen besonderen Menschen“, usw.
Gleich nebenan steht die „Alten Schule“, die heute ein Privathaus ist. Im Bärental lebten nämlich früher über 100 Menschen. Jetzt sind es nur mehr 5.
Kurz nach 14h fahren wir wieder los, zu unserem heutigen Schlafplatz in ST. JOHANN IM ROSENTAL, auf dem Parkplatz beim Badesee.
Wir sind recht müde, setzen uns aber wie jeden Abend pflichtbewusst an unsere MacBooks.
Gut, dass wir im Warmen und Trockenen sitzen, denn ein gewaltiges Gewitter bricht über uns herein. Da ist es in unserem Häuschen doppelt gemütlich.
12 km
Fr, 28. Mai
Ein schöner, sonniger aber kühler Morgen, nach dem gestrigen Unwetter am Abend.
Es hat 13°.
Der Wetterbericht verkündet, dass gerade das Gebiet, in dem wir uns die letzten Tage aufgehalten haben, den regenreichsten Mai seit Menschengedenken zu verzeichnen hat. Außerdem ist der Frühling heuer ungewöhnlich kühl.
Aber das wird ja jetzt - hoffentlich - alles besser.
Die Kröten im benachbarten Badesee haben ihr Konzert wieder begonnen. In der Nacht war aber alles ruhig, und wir haben sehr gut geschlafen.
In EGG IM ROSENTAL steht das angeblich hübscheste Marterl Kärntens. Da wurde sogar ein großer hölzerner Bilderrahmen zum Durchfotografieren aufgestellt. Der Blick auf den Faakersee und den spitzen Mittagskogel ist wirklich malerisch. Wenn man in die andere Richtung schaut, sieht man den Dobratsch mit dem Sender - den Hausberg von Villach- und die Gerlitzen.
Bunte Marterln mit spitzen Dacherln, wie das in Egg, sieht man sehr viele an den Straßenrändern. Sie sind unten oft sehr schmal und werden nach oben hin immer breiter. Für mich wirken sie so, als hätte man sie an ihrem dünnen Stiel in den Boden gesteckt.
Nach dieser „Rahmenhandlung“, die Klaus natürlich gewissenhaft durchgeführt hat, fahren wir weiter nach ROSEGG und besuchen die „Keltenwelt Rosegg-Frög“. Das hiesige Gräberfeld ist neben Hallstatt die größte bekannte Begräbnisstätte des Ostalpenraums aus der Eisenzeit. Es gab hier ca. 500 Hügelgräber auf einer Länge von einem Kilometer. Fast die Hälfte fiel der Flurbereinigung und Grabräubern zum Opfer. Längst nicht alle sind ausgegraben. Einige der erschlossenen Gräber kann man besichtigen. Dabei sieht man, dass die Grabkammern aus Holz waren. Ein Schaugrab und eine Kultstätte - der „Heilige Hain der Noreia“ - wurden nachgestellt.
Man spaziert sehr nett durch den Wald. Es geht auf und ab, und alle die ganz normal aussehenden Hügelchen sind Grabhügel.
Die Stammesmitglieder, die hier bestattet wurden, besiedelten seit ca. 800 v. Chr. das Rosental. Sowohl das Ausmaß des Gräberfeldes als auch die reichen Grabbeigaben lassen auf die große Bedeutung dieser Siedlung schließen. Das Besondere an der Fundstelle in Frög sind die zahllosen kleinen Bleifiguren, die hier entdeckt wurden. Sie stellen Menschen und Tiere dar. Auch ein Kultwagen aus Blei wurde hier ausgegraben. Solche Wagen wurden nicht im Alltag verwendet und dienten nur den Toten zur Überfahrt ins Jenseits. Sie wurden ihnen zerlegt in die Gräber mitgegeben. Hoffentlich war auch eine IKEA-Bauanleitung dabei ;-)
Die Verstorbenen wurden üblicherweise gesäubert, bekleidet und geschmückt und dann direkt über den Gräbern öffentlich verbrannt, damit die Seele frei werden konnte. Die Asche wurde in Urnen gefüllt.
Nur die Reichen konnten sich solche Begräbnisse leisten. Die Armen wurden unverbrannt verscharrt. Daher findet man sie heute auch nicht mehr.
In der nachgebauten „Fürstenhalle“ wird eine Ausstellung über die Hallstattkultur (ca. 800v.Chr. - ca. 400v.Chr.) = ältere Eisenzeit gezeigt. Das Zinn, das man ja zur Herstellung von Bronze braucht, wurde knapp. Daher wurde vermehrt Eisen verarbeitet. Und eine wichtige Neuerung der Zeit war die Töpferscheibe.
Eine freudige Überraschung erleben wir: Ich kenne doch dieses Auto, das neben uns auf dem Parkplatz steht. Ausgerechnet heute will sich auch meine liebe Freundin Gabi die Keltenwelt ansehen. Also machen wir den Rundgang unter ihrer kundigen Führung gemeinsam.
Gabi fährt zurück nach Hause, und wir suchen unser heutiges Tagesziel auf. Den Campingplatz beim Rosegger Hof.
Das Wetter ist so warm und sonnig geworden, dass wir zum ersten Mal auf dieser Reise unsere Campingmöbel rausstellen.
Übrigens, die Deutschen sind zurück. Auf unserem Platz stehen 8 Wohnmobile aus Deutschland und 2 aus Österreich. Das leben normalisiert sich.
Nachdem wir uns eingerichtet haben, machen wir einen Spaziergang zum Rosegger Tierpark. Das Gelände umfasst nämlich auch den Burgberg mit der Burgruine Altrosegg.
Kärntens größter Tierpark bietet neben einem Streichelzoo ein sehr großes Freigehege für Steinböcke, Damwild, Mufflons und die kleinen Sikahirsche. Weiter weg entdecken wir einige Bisons.
In leider wesentlich kleineren Gehegen sind Luchs, Goldschakal und noch einige andere Tiere eingesperrt. das schauen wir uns gar nicht so gerne an.
Ein Rundweg führt entlang der Burgmauern zur Ruine hinauf, von der eigentlich nur mehr ein Turm steht.
Eine Tafel lehrt uns, dass das Rosental nicht nach der schönen Blume benannt ist, sondern nach dem Adelsgeschlecht der Ritter von Ras. Im 12. und 13. Jhd. waren sie sehr einflussreich.
Von oben hat man einen schönen Blick auf das Schloss Rosegg. Dieses Talschloss wurde im 18. Jhd. als neuer Wohnsitz für die Familie des Fürsten Orsini-Rosenberg gebaut.
Als nach den napoleonischen Angriffen für die Renovierung der Pfarrkirche Material benötigt wurde, erlaubte der Fürst, die Verwendung von Steinen aus der alten Burg. Es war ihm aber wichtig, dass eine „für das Auge angenehme“ Ruine übrig bleibt.
Was Klaus besonders interessiert, sind die Löcher in diesem halbverfallenen Turm, in dem Turmfalken nisten. Und schon hat er die Kamera gezückt und wartet mit großer Geduld.
Dieser Tierpark nimmt auch am europäischen Schutzprogramm für die Waldrappe teil. Diese - zugegeben nicht sehr hübschen - Vögel mit den langen, dünnen Schnäbeln sind nämlich vom Aussterben bedroht, obwohl sie bis ins 17. Jhd. in Europa sehr häufig anzutreffen waren. Im Alten Ägypten wurde sie wegen ihres seltsamen Aussehens sehr verehrt.
Nun sollen sie in Auswilderungsprogrammen wieder in Mitteleuropa angesiedelt werden: Küken werden von menschlichen Zieheltern aufgezogen, und darauf trainiert, einem Ultraleicht-Fluzeug in ein geeignetes Winterquartier zu folgen. Es sind ja Zugvögel.
Hier im Tierpark fliegen sie während der Vegetationsperiode frei. Im Winter leben sie in einer Voliere.
Am Heimweg machen wir einen kleinen Umweg, um auch das Schloss näher in Augenschein zu nehmen. Im Park gibt es einen Irrgarten. Wir wollen aber jetzt lieber wieder unseren Weg nach Hause finden.
39 km
Sa, 29. Mai
Ich bin 65 Jahre alt.
Klaus holt zur Feier des Tages Croissants zum Frühstück.
Wir machen uns auf den Weg in Kärntens Hauptstadt.
Bald überschreiten wir die Drau und sind nach langer Zeit wieder nördlich des Flusses unterwegs.
Am Südufer des Wörthersees gleiten wir entlang. Das Kirchenensemble von Mara Wörth erhebt sich pittoresk auf dem höchsten Punkt der kleinen Halbinsel.
Nicht ganz so malerisch sind die edlen Villen und teuren Hotels in toller Lage.
In KLAGENFURT finden wir erfreulicherweise einen Parkplatz am Rande des Zentrum und erkunden die Stadt zu Fuß.
Wir spazieren am Stadthaus und am Jugendstil-Stadttheater vorbei zum Brunnen „Der Gesang“ von Kiki Kogelnik. Die wasserspeienden Bronzemasken scheinen tatsächlich zu singen.
Im Landhaus, einem schönen Renaissancebau, schauen wir uns den beeindruckenden Wappensaal an. 665 gemalte Wappen schmücken ihn. Sie repräsentieren die Kärntner Landstände, eine Gemeinschaft von adeligen Gutsherren, Rittern und hohen Geistlichen, die im 17. jhd. eine Stimme im Landtag hatten.
Die Scheinarchitektur des Raums ist bemerkenswert.
Wir können auch einen Blick in den Landtagssitzungssaal werfen. Er kommt uns erstaunlich klein vor.
Im kleinen Koligsaal schuf der der Künstler Anton Kolig mit seinen Schülern zum 10.Jahrestag der Kärntner Volksabstimmung ein monumentales spätexpressionistisches Freskenwerk, das nur wenige Jahre später von den Nationalsozialisten zerstört wurde. 1998 wurde sein Enkel, Christoph Kolig beauftragt, den Saal neu zu gestalten. Er hatte schwarz-weiß-Fotos, die sein Großvater während des Schaffens gemacht hatte. Die ursprüngliche Farbgebung bleibt aber bis heute ungewiss.
Jetzt gibt es hier gerade eine kleine Ausstellung des Kärntner Malers Guido Karol im Rahme des Kulturprojekts „REFLEXIONEN“, die sich mit den verlorenen Fresken beschäftigt.
Im kleinen Wappensaal finden die Ausschusssitzungen des Kärntner Landtags statt.
Unser Stadtspaziergang führt uns weiter über den Alten Platz. Der war ja - wenn ich mich recht erinnere - beim DKT recht billig. Auf dem Neuen Platz steht der Lindwurmbrunnen, das Wahrzeichen der Stadt. Der Drache aus Chloritschiefer ist ca. 6 Tonnen schwer uns stammt aus dem 16. Jhd. Leider wird er nicht mehr lange leben, denn Herkules ist gerade dabei seine Keule zu schwingen.
Die Kaiserin Maria Theresia schaut sich das alles an, hält aber einen Sicherheitsabstand ein.
Es fängt zu regnen an. Wir gehen aber trotzdem noch in den netten, kleinen Botanischen Garten. Wir haben ja unser Regengewand im Rucksack dabei.
Das Wetter wird wieder besser, und wir fahren auf den Pyramidenkogel hinauf. Der mächtige Aussichtsturm schraubt sich in den Himmel. Er ist mit ca. 100m der höchste hölzerne Turm der Welt. Zugegeben, Stahl ist auch dabei. Wir werden auf dem Parkplatz übernachten und erst morgen mit dem Aufzug hinauffahren. Heute ist es einfach zu diesig. Hoffentlich wird die Sicht morgen besser sein.
Klaus lädt mich hier oben zum Geburtstagsessen beim Genusswirt ein. Er hat schon in Wien im Vorfeld recherchiert, wo es etwas Veganes für mich gibt. Ich bin ganz gerührt.
49 km
So, 30. Mai
Das Wetter hat sich merklich gebessert, daher fahren wir gleich in der Früh mit dem Aufzug hinauf. Wegen der tollen Aussicht hat es sich wirklich gelohnt.
Wir schauen auf den Wörthersee hinunter. Die Halbinsel Maria Wörth wirkt von hier oben besonders malerisch. Wir sind umgeben von vielen namhaften Bergen, vom Hochobir bis zum Dobratsch.
Der Parkplatz, auf dem unser Auto steht, ist bemalt. Von hier oben erkennt man das ganze Bild. Es handelt sich wieder einmal um die Volksabstimmung 1920. Für die Kärntner war das eine ganz wichtige Sache, schließlich ging es dabei um die Einheit des Landes.
Man könnte auch vom Turm runterrutschen oder sich abseilen, aber wenn man mal 65 ist…..
Wir fahren jetzt weiter nach STEIN IM JAUNTAL. Der Kärntner Kreuzweg, der hügelan zur kleinen spätgotischen Pfarrkirche hinauf führt, ist ein besonderes Kunstwerk. Die einzelnen Kreuzwegstationen wurden von zeitgenössischen Kärntner Künstlern gestaltet. Auch eine Kiki Kogelnik ist dabei. So kann man die unterschiedlichsten Blickwinkel auf die Passion Christi erkennen. Die Kirche ist zwar leider geschlossen, aber man kann in den Karner hineinschauen, den Kiki Kogelnik passenderweise 1996 innen mit einem Totentanz bemalt hat.
Von hier oben hat man eine nette Aussicht über das Rosental und das Jauntal.
Unsere nächste Station ist DIEX. In diesem uralten Bauerndorf befindet sich die äußerst bemerkenswerte Wehrkirche St. Martin. Die Doppelkirche ist von einer hohen Mauer mit hölzernen Wehrgängen und runden Verteidigungstürmen umschlossen. Diese wehrhafte Kirchenburg konnte im 15. Jhd. tatsächlich den Türken standhalten.
Wir wechseln das Tal und fahren über den Griffener Berg nach ST. PAUL IM LAVANTTAL. Als wir das letzte Mal hier waren, hatte ja leider das Stiftsmuseum geschlossen. heute können wir die Bibliothek in den unverputzten Kellergewölben sehen und auch eine interessante Ausstellung, die sich aus aktuellem Anlass mit Seuchen und Epidemien von der Antike bis heute beschäftigt.
Zu den besonderen Schätzen des Stifts gehört unter anderem eine reich bestickte Glockenkasel - ein Messgewand - aus dem 12. Jhd.
Jetzt fahren wir nur noch zu zu unserem heutigen Schlafplatz in der Sportplatzsiedlung. Das Übernachten ist hier gratis, und der Platz spielt zu unserer freudigen Überraschung trotzdem alle Stückeln. Es gibt Klo, Wasser und sogar Strom.
104 km, heute sogar dreistellig
Mo, 31. Mai
Klaus verknackst sich den Fuß beim Aussteigen aus dem Wohnmobil.
Das verschafft uns für heute einen ungeplanten Ruhetag. Der hiesige Stellplatz mit all seinen „Segnungen“ ist ja dafür besonders gut geeignet.
Immer wieder kommen Einheimische vorbei und plaudern. „Ah, ihr seid’s die Weaner mit’n Wohnmobil mit de vül’n bunten Pickerl“, werden wir schon bald begrüßt.
Di, 1. Juni
Klaus’ Fuß tut nicht mehr weh. Einer Weiterfahrt steht also nichts mehr im Weg.
Wir spazieren durch die nette Stadt WOLFSBERG. Der Weg entlang der Lavant und über die alte Steinbrücke ist idyllisch.
Zu unserer Freude entdecken wir einen Offenen Bücherschrank in einer ehemaligen Telefonzelle und sogar einen Kostnix-Laden.
Hoch über der Stadt thront das Schloss im englischen Tudorstil.
In BAD ST. LEONHARD ist uns eine frühgotische Wallfahrtskirche aus der ersten Hälfte des 14. Jhd. samt Karner verheißen. Wir sind nicht restlos begeistert, und außerdem ist leider alles geschlossen.
Außen, ganz um die Kirche herum, ist die Leonhardikette angebracht. Der Hl. Leonhard hat nämlich der Legende nach viele Gefangenen befreit und wird oft mit Kette dargestellt.
Wir haben so etwas noch nie gesehen.
Auch der zinnenbekränzte Kirchturm ist ungewöhnlich.
Wir fahren weiter auf das Klippitzthörl. Klaus fühlt sich „fußfit“, also machen wir eine wunderschöne alpine Rundwanderung über den Geierkogel (1917m), einen Berg der Saualpe.
Wir freuen uns, wieder einmal ein Gipfelkreuz zu erreichen.
Am Wegesrand blühen viele seltene Blümchen: Soldanellen, ganzblättrige Primeln, Alpenkuhschellen, usw.
Als heutigen Schlafplatz haben wir den Parkplatz beim Heinrich-Harrer-Museum in HÜTTENBERG gewählt. Leider wurden die Öffnungszeiten in den letzten Tagen geändert, daher wird leider nichts aus unserm Besuch, den wir für morgen geplant haben.
75 km
Mi, 2. Juni
In ALTHOFEN thront die Altstadt malerisch auf einer Anhöhe. Über viele Stiegen und steile Wege steigen wir hinauf zur eleganten Pfarrkirche St. Thomas von Canterbury mit dem behelmten Turm, dem mächtigen Bergfried und einigen alten Häusern. Auch ein gotisches ist dabei und eines aus der Renaissance, das in außergewöhnlichen Sgraffittodarstellungen Herkules’ Heldentaten zeigt.
Wir fahren weiter nach FRIESACH. Die Stadtmauer rund um die hübsche Altstadt ist noch fast vollständig erhalten. Zwei Burgen und eine Burgruine sind zum Schutz aufgeboten. Im Mittelalter war hier das politische und wirtschaftliche Zentrum des Ostalpenraums. Der Friesacher Pfennig, der hier geprägt wurde, war eine Währung, der man vertrauen konnte.
Unübersehbar steht die große, doppeltürmige Propsteikirche im Zentrum der Stadt. Vom Petersberg grüßt das kleine spätromanische Peterskirchlein herunter.
Uns interessiert besonders die hochgotische Kirchenruine auf dem Virgilienberg. Nach mehreren Bränden ist fast nichts mehr von der einstigen Pracht übrig. Man erkennt aber noch die gotischen Maßwerkfenster. Klaus lässt die Drohne fliegen.
Plötzlich bricht die Verbindung zur Steuerung ab. Das gute Stück scheint abgestürzt zu sein. Die Suchaktion ist ein kleines Abenteuer. Klaus schlägt sich durch unwegsames Gelände und findet unser kostbares Spielzeug tatsächlich. Sie ist in einem Baum hängen geblieben. Zwei Rotorblätter sind kaputt. Die kann man aber hoffentlich austauschen. Die Filmaufnahmen sind jedenfalls sehr gut geworden.
Nun haben wir etwas ganz Besonderes vor und freuen uns darauf.
Am Stadtrand der „Burgenstadt“ Friesach wird seit 12 Jahren unter wissenschaftlicher Begleitung eine mittelalterliche Burg gebaut. Bauherr ist die Stadt. Die äußerst geschickten Handwerker sind fix angestellt. Sie benutzen nur Werkzeuge aus jener Zeit und kommen ganz ohne Strom und Motorkraft aus. Sie arbeiten in mittelalterlichen Gewändern, aber auf Sicherheitsschuhe, Arbeitshandschuhe und Schutzbrillen verzichten sie nicht.
Der Schmied stellt die Meißel und Nägel her. Die Steinmetze bearbeiten große Steinblöcke. Balken und Schindeln werden aus Holz hergestellt. Lastenkörbe werden geflochten, und alles wird mit Pferdefuhrwerken transportiert.
Auf dem höchsten Punkt der Anlage entsteht gerade ein Turm aus Steinen und Kalkmörtel. Schon allein das Brennen und Löschen des Kalks ist eine eigene Kunst. Dafür wurde eigens eine hölzerne Wasserleitung konstruiert.
2,5m wächst das Bauwerk auf diese Weise pro Jahr.
In ca. 25 Jahren werden wir kontrollieren, ob die Burg - wie geplant - fertig ist ;-).
Unsere letzte Station für heute befindet sich im abgelegenen Metnitztal, in dem viele schöne alte Bauernhäuser stehen.
Auf den Karner in METNITZ wurde im 15. Jhd. der Metnitzer Totentanz aufgemalt.
Der Tod holt alle ohne Rücksicht auf Stand und Alter. Hier tritt er nicht als Skelett auf, sondern mit geöffnetem Bauch ohne Gedärm. Am Originalschauplatz sieht man nur eine Rekonstruktion.
Das Originalfresko kann man im Museum um die Ecke bewundern.
Jetzt brauchen wir nur noch einen Schlafplatz. Wir finden einen wunderschönen auf unserem Weg nach Gurk. Eine ganz modernes lichtdurchflutetes Bergkirchlein lädt uns ein. Es handelt sich um die evangelische Wald- und Friedhofskapelle in WEITENSFELD IM GURKTAL.
86 km
Do, 3. Juni, Fronleichnam
Ein strahlend sonniger Morgen macht uns das Aufstehen leicht.
Wir machen uns auf, durch das schöne Gurktal, nach GURK. Der Dom ist die bedeutendste Kirche Kärntens und einer der wichtigsten romanischen Sakralbauten Österreichs. Er wurde im 11. Jhd. von Kärntens Landesmutter, der schwerreichen verwitweten Gräfin, Hemma von Gurk, gestiftet.
Der Name rührt übrigens von den „gurgelnden“ Wassern des gleichnamigen Flusses her.
Die Marktgemeinde selbst hat nur knapp 1000 Einwohner.
Die romanische Pfeilerbasilika mit angeschlossenem Frauenkloster wurde - besonders im Inneren - später heftig barockisiert. Als ich das letzte Mal hier war und die Kanzel und den Hochtalar aus purem Gold gesehen habe, kannte ich das bezeichnende Wort „klaskardierend“ noch nicht.
Die Decke besteht aus einem gotischen, bemalten Netzrippengewölbe, das wir - wieder einmal - einem Brand verdanken.
Im gotischen Vorbau mit besonders schönen Glasfenstern kann man genau sehen, wo früher der Kircheneingang war- das prächtige romanische Säulenportal. Hier bewundern wir Fresken aus der Mitte des 14. Jhd.- links alttestamentarische Szenen, rechts neutestamentarische. Teilweise sind sie leider schon recht verwittert. Auch die Seitenschiffe des Doms sind voller interessanter Fresken.
Das berühmte Gurker Fastentuch wird unter Verschluss gehalten. Man kann es nur in der Fastenzeit sehen.
In der stimmungsvollen Krypta mit den 100 Marmorsäulen befindet sich das Grab der Stifterin, die nach dem Tod ihres Mannes und ihrer Söhne als Laienschwester ins Kloster eintrat. Sie hat noch an die 20 weitere Kirchen in Kärnten gestiftet.1938 wurde Hemma heilig gesprochen.
1988, zum 50. Jubiläum, betete Papst Johannes Paul II hier, was zu einem medialen Großereignis wurde. Es war der erste Papstbesuch der Geschichte in Kärnten. An der Papstmesse im Freien nahmen damals 70.000 Gläubige teil.
Nach der Besichtigung setzen wir uns ein wenig auf das Bankerl unter die mächtige Linde im Innenhof und machen dann einen Spaziergang um das große Areal herum, das mit einer Wehrmauer mit Wachtürmen umgeben ist. Dabei können wir einen Blick auf die romanische Apsis werfen, die uns besonders gut gefällt.
Es ist kurz vor 10h, und nun fängt unser heutiger Ruhetag an, den wir auf dem Campingplatz Wieser in BERNAICH verbringen. Natürlich gehört auch diesmal das Wäsche Waschen zum Camping-Standardprogramm. Wir genießen das sehr, dass heutzutage praktisch alle Campingplätze mit Waschmaschinen und Trockner ausgestattet sind.
Den restlichen Tag verbringen wir mit Spazierengehen und Lesen.
35 km
Fr, 4. Juni
Unser erster Weg führt uns heute nach KLAGENFURT in den MEDIA MARKT. Wir kaufen neue Rotorblätter für unsere marode Drohne.
Erfolg auf der ganzen Linie, zumal uns auch noch ein veganes Eis über den Weg gelaufen ist.
So können wir beruhigt nach MARIA SAAL weiterfahren. Die imposante Wallfahrtskirche - auch Dom genannt - stammt in ihrer heutigen Form aus dem 15. Jhd. Sie wurde zur Wehrkirche ausgebaut. Tatsächlich wurde sie oft belagert aber nie erobert.
Ganz besonders interessant sind einige Römersteine, die an der Südfassade angebracht wurden. Sie stammen wohl aus Funden im nahegelegen Zollfeld. Der schönste davon ist das Steinrelief eines römischen Reisewagens aus dem 3. od. 4. Jhd. n. Chr., der wohl die Seelenreise ins Jenseits darstellen soll. Er war schon in unserm Geschichtsbuch abgebildet.
Daneben entdecken wir den Keutschacher Epitaph aus dem Beginn des 16. Jhd. aus rotem Marmor. Er stellt die Marienkrönung auf einem Wolkenkranz dar.
Im Inneren springt sofort das bemalte Stern- und Netzrippengewölbe ins Auge.
Uns gefällt besonders das gotische Fresko aus dem 15. Jhd. im Altarraum. Der obere Teil stellt den Kindermord in Bethlehem und die Flucht nach Ägypten dar. Der untere Teil zeigt die Heiligen Drei Könige, die zur Krippe ziehen.
Bemerkenswert ist der spätgotische Arndorfer Altar im linken Seitenchor- ein gerade noch gotischer Flügelaltar. Der ebenfalls gotische Georgsaltar im rechten Seitenchor ist wesentlich schlichter und gefällt uns daher um einiges besser.
Die goldlastige (Zit. Reiseführer) barocke Ausstattung samt Kanzel und Hochaltar versuche ich zu ignorieren.
Gegenüber dem Eingang steht das Oktogon mit stark verwitterten Fresken, eine im Kern runde, romanische Taufkapelle, die später von gotischen, achtseitigen Arkaden ummantelt und im Keller zum Karner umfunktioniert wurde.
Zwischen Dom und Oktogon fällt uns eine sehr kunstvolle, am Pfeiler eingedrehte, gotische Lichtsäule auf- eine freistehende Totenleuchte aus 1492. So etwas bekommt man sehr selten zu sehen.
Nicht weit von Maria Saal entfernt steht ziemlich unvermittelt, direkt neben der Schnellstraße der steinerne Herzogstuhl aus der 2. Hälfte des 9. Jhd. Er besteht aus römischen Spolien und sieht ziemlich unbequem aus. Über Jahrhunderte mussten auf ihm die Kärntner Herzöge Platz nehmen, um sich huldigen zu lassen.
Wir fahren weiter nach TANZENBERG. Der neuromanischen Basilika sieht man leider an, dass sie erst zu Beginn des 20. Jhd. gebaut wurde. Das wirkt fast ein wenig peinlich.
Bemerkenswert sind allerdings die modernen Fresken, mit denen der ganze Innenraum ausgestaltet wurde. Der Künstler, Valentin Oman war in den 1950er-Jahren Schüler an der angeschlossenen Schule.
Unsere nächstes Ziel ist die Bezirkshauptstadt ST. VEIT AN DER GLAN. Einstmals war sie sogar Landeshauptstadt, aber heute vermittelt sie den netten Eindruck einer Kleinstadt.Wir spazieren durch die Innenstadt, die teilweise von Stadtmauerresten umgeben ist. Ach wie wohltuend, sie ist komplett autofrei. Auf dem langgezogener Hauptplatz fällt sofort die prachtvolle Fassade des Rathauses ins Auge- „ziemlich sehr“. Das Gebäude hinter dieser barocken Opulenz stammt aus dem 15. Jhd. Viele andere hübsche alte Häuser stehen hier und auch eine spätbarocke Pestsäule.
In beschwingter Leichtigkeit steht Walther von der Vogelweide auf seinem Brunnen.
Die Stadtpfarrkirche zum Heilgen Veit ist eine spätromanische Basilika mit eindrucksvollem Säulenportal. Innen ist sie barockisiert, na klar.
Auf dem Weg zu unserem heutigen Schlafplatz machen wir einen kleinen Umweg nach ST. GEORGEN AM LÄNGSEE. Das gewaltige Stift thront hoch über dem See. Mitten im schönen Innenhof mit blumengeschmückten Arkaden steht die Kirche.
Am Fuße der Burg Hochosterwitz schlagen wir unser Nachtlager auf. Klaus holt die neu erworbenen Rotorflügel hervor und setzt sie ein. Hurra, die Drohne ist wieder fit. Da steht ja einer morgigen Eroberung der Burg nichts mehr im Weg.
Heute war der erste richtige Sommertag auf dieser Reise.
65 km
Sa, 5. Juni
Heute freuen wir uns besonders auf den Spaziergang hinauf zur Burg Hochosterwitz, die auf einem hoch aufragenden Felssporn sitzt, ganz wie in einem romantischen Ritterfilm.
Der Weg geht in einer Spirale hinauf und führt durch 14 Tore, die alle unterschiedlich aussehen. Jedes ist durch eine Zugbrücke u.ä. gesichert. Es handelt sich auf jeden Fall um die wehrhafteste Burg, die ich kenne, und sie ist auch tatsächlich nie eingenommen worden.
Man könnte auch mit einem Schrägaufzug hinauffahren, aber das ist für Senioren …
Uns macht der ca. 30-minütige Aufstieg Spaß. Wie könnte es an so einem warmen und sonnigen Tag auch anders sein. Immer wieder hat man schöne Ausblicke ins Land. Ziemlich weit oben steht eine kleine Kirche mit stimmungsvollem Garten.
Am höchsten Punkt sind vor allem das Burgrestaurant, aber auch ein kleines Museum und der übliche Souvenirladen für Besucher zugänglich.
Der Kern der Burg stammt aus dem 13. Jhd. Im 16. Jhd. erhielt sie durch den neuen Burgherren Freiherr Georg von Khevenhüller, den damaligen Landeshauptmann von Kärnten, ihre heutige Gestalt und spezielle Befestigung als Reaktion auf die Türkeneinfälle.
Noch heute ist sie in Besitz der Familie.
Nach dem Abstieg, auf dem Weg zurück zu unserem Auto wandern wir an einer 1000-jährigen Linde und an einer 600-jährigen Linde vorbei. Und dann gibt es auch noch die 65-jährige (Ger)Linde.
Die nächste Station des heutigen Tages ist PÖRTSCHASCH. Der Ort sieht genauso aus, wie wir uns das vorgestellt haben, ein typischer Touristenort mit vielen, Hotels, Restaurants und Ramschläden. Wir blicken auf den Wörthersee hinaus, zur Schlangeninsel, die wir vor knapp einet Woche vom Aussichtsturm auf dem Pyramidenkogel gesehen haben. Ihren Namen hat sie wegen ihrer langgestreckten Form. Sie ist durch eine Brücke mit dem Festland verbunden.
Wir fahren weiter nach Norden zum Ossiachersee, vorbei am kleinen, stimmungsvollen Waldsee und dem ebenso kleinen Schloss Moosburg.
Vor uns baut sich die Gerlitzen auf. Da wollen wir bald hinauffahren.
In STEINDORF am Ossiachersee hat der Kärntner Künstler Günther Domenig das Steinhaus auf seinem privaten Seegrundstück gebaut.
Trotz des Namens herrschen bei diesem außergewöhnlichen, avantgardistischen Stück Architektur eigentlich Stahl, Beton und Glas vor. Es sieht ein bisschen wie ein Felsbruch aus, aufgebrochen, ausgewaschen und zerklüftet. Es wirkt verschachtelt und schroff und doch offen und licht.
Das Innere würde uns zwar sehr interessieren, aber leider beginnt die Besichtigungssaison erst Mitte Juni.
Unseren heutigen Schlafplatz finden wir am Stadtrand von VILLACH auf einem großen Parkplatz.
Da sitzen wir jetzt gemütlich, während der Regen heftig aufs Dach trommelt.
88 km
So, 6. Juni
Es hat die ganze Nacht geregnet und merklich abgekühlt. Der Wetterbericht verkündet einen regnerischen Tag.
Wir rüsten uns gut aus und gehen zu Fuß über die Draubrücke in die Stadt.
Touristisch hat sie nicht viel zu bieten. Erwähnenswert ist die spätgotische Stadtpfarrkirche St. Jakob mit dem freistehenden Turm. Von dort oben hätte man einen herrlichen Blick- aber heute, bei diesem Wetter, sicher nicht.
Das Schlendern durch die autofreie Innenstadt gefällt uns gut. Auf dem Hauptplatz steht eine Pestsäule.
Wir spazieren auch durch enge Durchgänge und Gasseln und entdecken dabei zufällig einem hübschen Renaissance-Hof. Theophrastus Bombastus von Hohenheim, besser bekannt als Paracelsus (1493-1541) verbrachte seine Kindheit und Jugend in diesem Haus. Er wird als berühmtester Sohn der Stadt verehrt.
Uns ist nach Pizza zumute. Keine einzige Pizzeria in Villach?
Das Internet verheißt uns eine im Vorort MARIA GAIL, dort wo die Gail in die Drau mündet.
Hier gibt es für mich sogar eine vegane Pizza, also ein Erfolg auf der ganzen Linie.
Auf unser heutiges Abendprogramm freuen wir uns ganz besonders. Wir gehen ins Stadtkino.
Der Film „Nomadland"von der chinesisch/amerikanischen Regisseurin Chloé Zhao erzählt von Arbeitsnomaden in Amerika, die in ihren Vans leben. Mit ihnen fühlen wir uns ja ein kleines bisschen verwandt.
Der Film hat uns sehr gut gefallen und berührt. Das Leben im Wohnmobil kennen wir gut und lieben wir. Wir haben allerdings den großen Vorteil, dass wir jeden Monat unsere Pension aufs Konto bekommen, und unser „Häuschen“ im Vergleich zu den Vans, die diese Nomaden haben, sehr, sehr komfortabel ist.
Es gab auch wunderschöne Landschaften Amerikas zu sehen, die wir wiedererkannt haben.
Beim Nachhauseweg im Regen raunt mir Klaus zu: „Wir müssen öfter wegfahren“- und das, obwohl wir uns ja gerade mitten auf einer Reise befinden.
Unser gestriger Schlafplatz hat sich so gut bewährt, dass wir heute noch einmal hier bleiben.
12 km
Mo, 7. Juni
Der Tag beginnt regnerisch. Wir müssen also schon wieder eine Wanderung ausfallen lassen.
Stattdessen verbringen wir einen äußerst erfolgreichen Vormittag auf den Parkplätzen von der “Falle“, einem Campingfachgeschäft und von Obi. Klaus widmet sich der ziemlich kniffligen Aufgabe der Montage eines Leselicht über unserem Bett. Mit viel Raffinesse und Ideenreichtum schafft er es schließlich. Seine Schanierl-Qualitäten waren wieder einmal voll gefragt.
Da sich das Wetter merklich bessert, widmen wir uns nun dem zweiten Programmpunkt, den wir für heute geplant hatten:
Wir fahren zur Burgruine Landskron. Nach vielen Besitzerwechseln kaufte im 16. Jhd. Christoph Khevenhüller die Burg. Die evangelische Familie - die wir ja schon von Hochosterwitz kennen - musste ja während der Gegenreformation ihr prächtiges Renaissanceschloss räumen.
Die Burg brannte im 19. Jhd. ab und wurde in den 1950er-Jahren als Ruine saniert. Sie beherbergt ein Café und ein edles Restaurant.
Von hier oben hat man einen herrlichen Blick auf die Karawanken.
Die hiesige Hauptattraktion ist aber die Greifvogel-Show. Wir sind positiv überrascht. Klaus kann viele tolle Fotos machen und die Vorführung ist sehr informativ.
Die Vögel sind nicht dressiert, und machen was sie wollen. Sie zeigen ihr natürliches Verhalten. Sie sind aber an Menschen und besonders an ihre Falkner gewöhnt.
Die Falknerei ist ca. 4000 Jahre alt und ein UNESCO-Kulturerbe.
Der Star der Truppe ist der Steinadler Abel, der im Film „Wie Brüder im Wind“, mit Tobias Moretti mitgewirkt hat. Vier Jahre haben die Dreharbeiten gedauert.
Wir brauchen dringend Wasser und Brot- da sieht man, was für ein kärgliches Leben wir führen.
Unseren Bedarf an Brot können wir bald decken, aber keine der Tankstellen, die wir anfahren, hat Wasser für unseren Tank.
Wir beschließen also, nochmals zum Rosegger Hof zu fahren. Da haben wir schon einmal erfolgreich übernachtet. Der ist hier ganz in der Nähe. So kommen wir noch einmal ins Rosental.
Kaum haben wir uns eingerichtet, fängt es zu regnen an. Da hatten wir heute wieder einmal ein perfektes Timing.
51 km
Di, 8. Juni
Wir hoffen, das Wetter hält. Heute haben wir nämlich einen Wandertag vor uns.
Mit der Kanzelbahn fahren wir in einer kleinen Gondel zur Mittelstation der Gerlitzen hinauf (1480m) und machen von dort eine Rundwanderung über den Gipfel (1911m) . Ein landschaftlich sehr schöner Weg und die Aussicht wäre prächtig, wenn wir eine hätten. Die Julischen Alpen liegen in den Wolken.
Immer wieder kommen wir an hübschen Holzhäuschen und Hütten vorbei. Bald werden wir von Schneefeldern begleitet.
Ganz oben ist es dann nicht so nett. Man kann mit dem Auto rauffahren und mit dem Sessellift.
Es gibt vor allem Infrastruktur für Schifahrer, sogar ein recht hässliches Hotel.
In der Gipfelhütte speisen wir köstlich. Dann machen wir uns an den Abstieg.
Das Wetter hat etwas aufgeklart, und vor uns liegt jetzt ein wunderbares Panorama:
Der Wörthersee, die Drau, der Faaker See, einige kleine Seen, die Ruine Landskron und Villach.
Dahinter türmen sich die Karawanken auf. Man sieht z.B. sehr gut den spitzen Mittagskogel.
Direkt unter uns liegt der Ossiacher See.
Auf unserem Weg bergab entdecken wir ein ganzes Feld voll von prächtig blauem Enzian.
Wir sehen auch wieder viele weiße Alpenkuhschellen.
Zu unserer Überraschung kommen wir an einem Kunstwerk vorbei, einem stimmungsvollen Asiatischen Steingarten.
Über uns fliegen immer wieder Gleitschirmflieger. Wir hören sie sogar Jauchzen.
Zuletzt setzen wir uns wieder in die Gondel und gleiten zu unserem Auto hinunter.
4 Stunden sind wir gewandert.
Wir fahren heute noch durchs Gurktal auf die Turracher Höhe in den Gurktaler Alpen, die zu den Zetralalpen gehören und nicht zu den Kalkalpen.
Auf dem Parkplatz, von dem aus unsere morgige Wanderung starten wird - ja, schon wieder - werden wir übernachten.
Die Grenze zur Steiermark ist hier ganz in der Nähe.
74 km
Mi, 9. Juni
Wir starten auf 1789m mit unserer Drei-Seen-Rundwanderung.
Der Weg ist sehr schön angelegt, gut ausgeschildert und nett aufbereitet. Es gibt immer wieder Bankerln, Holzskulpturen, Informationstafeln und kleine Rätselaufgaben.
Es ist halt eine sehr touristische Gegend. Viele Ferienhäuschen aus Holz, die man mieten kann, stehen entlang der Route. Man merkt die Bemühungen, sie an die Landschaft anzupassen. Trotzdem wirkt das auf uns ziemlich verhüttelt.
Das Wetter ist wunderschön. Viele Blümchen erfreuen uns: Weiße Alpenkuhschellen, grüner Germer, lila Soldanellen, weiße und lila Krokusse, blauer Enzian und dottergelbe Sumpfdotterblumen. Ganze Hänge stehen voller Almrausch, der aber noch nicht blüht. Auch die Heidelbeeren sind noch ganz grün. Es liegt ja in dieser Höhe teilweise immer noch Schnee.
Der erste See ist der kleine Grünsee, der seinen Namen verdient. Er liegt idyllisch im Wald.
Der nächste See ist der langgestreckte Schwarzsee. Dunkle Nadelbäume spiegeln sich in ihm, daher wirkt er sehr dunkel.
Gerade haben wir die Grenze zur STEIERMARK überschritten.
Die Bäume, die hier vorherrschen, sind die Zirben. Sie sehen den Föhren sehr ähnlich, aber sie sind knorriger, und ihre Nadeln sich kürzer. Sie sind sehr robust und können einige 100 Jahre alt werden. Gerne verwendet man sie zum Bauen und für Möbel. Das Holz hat einen angenehmen Duft.
Hier stehen aber auch viele Lärchen, die einzigen winterkahlen Nadelbäume in Europa. Aus ihrem Holz wurden die Stege gemacht, auf denen wir jetzt dahinwandern. Der Weg führt nämlich gerade durch ein Hochmoor.
Und dann kommen wir durch ein Schigebiet, mit Schneekanonen, Liften und Schipisten, die im Sommer öd und traurig aussehen. Es wird auch gerade weiter ausgebaut. Klaus meint: „Hier ist der Verschönerungsverein zugange“.
Genau hierher fährt gerne Klaus’ Tochter Maria mit ihrer Familie zum Wintersport.
Und schon sehen wir auch die dazugehörigen Hotels, Liftstationen und sonstige Schi-Infrastruktur, direkt am größten der drei Seen, dem Turrachsee.
Er ist dafür bekannt, dass er im Winter so fest zufriert, dass man mit Autos drüberfahren kann. Es wird auf ihm sogar Skijöring - von Autos gezogen - betrieben.
Das letzte kurze Stück unseres Rundwegs führt entlang der Straße und ist nicht mehr so attraktiv. Wir passieren wieder die Landesgrenze und gelangen so zurück nach KÄRNTEN und zu unserem Auto.
Ca. 2 1/2 Stunden waren wir unterwegs. Wir waren sogar ein bisschen schneller als veranschlagt.
Um zum Ausgangspunkt für unsere morgige Wanderung zu kommen - ja, schon wieder - fahren wir nun die Nockalmstraße hinauf. Wir schrauben uns ganz schön hoch hinauf, Aug in Aug mit den hohen, schneebedeckten Bergen, ein tolles Panorama. Wir haben wieder unsere GoPro-Kamera vorne am Auto montiert und lassen sie unsere Fahrt mitfilmen.
Der freundliche Wirt vom Gasthof Karlbad erlaubt uns, auf seinem Parkplatz zu übernachten, obwohl man offiziell im ganzen Biosphärenpark Nockberge nicht campen darf.
Am späten Nachmittag versiegt langsam der Strom der Autos und Motorräder. Auch die Wirtsleute rauschen ab. Die Straße ist nämlich ab 18h gesperrt.
Es wird alles still um uns. Nur das Bächlein neben uns rauscht. Weit und breit ist niemand.
Wir sind die einzigen menschlichen Wesen in dieser Bergeinsamkeit, Das ist fast ein wenig entrisch, aber auch irgendwie romantisch.
29 km
Do, 10. Juni
Es hat ja gestern ständig zwischen Regen und Sonnenschein abgewechselt. Das Wetter ist also nicht zuverlässig.
Daher beschließen wir, unsere für heute geplante Wanderung abzukürzen.
Wir fahren also mit dem Auto noch höher hinauf, bis zur Eisentalhöhe (2042m), dem höchsten Punkt der Nockalmstraße. Die Schneewechten türmen sich neben uns auf.
Von hier muss man nur ca. 300 Höhenmeter bis zum Gipfel des Großen Königsstuhl (2336) aufsteigen.
Um 7h30 marschieren wir los. Wir sind immer noch ganz allein. Das merken offenbar auch die Murmeltiere, die vorsichtig aus ihren Löchern kommen- aber nur gaaanz kurz.
Um uns herum blüht es auch heute wieder in allen Farben. Erstmals in diesem Jahr sehen wir die kleinen kräftigblauen Wiesenenziane.
Es ist recht kalt, 8° und ziemlich windig. Wir sind warm angezogen. Wie gut, dass wir auch Haube und Handschuhe dabei haben.
Richtig hochalpin sind wir hier unterwegs. Der Weg führt auch immer wieder durch Schneefelder. Da müssen wir ganz besonders vorsichtig steigen.
Zu allem Überfluss fängt es auch noch zu regnen an.
Vor dem eigentlich Gipfelanstieg beschließen wir, umzukehren. Immerhin haben wir das Gipfelkreuz gesehen.
Jetzt auf dem Rückweg nur nicht nachlässig werden!
Wir sind froh, als wir wieder beim Auto sind.
Es war ein kleines Abenteuer. Die Entscheidung, unter den Bedingungen auf den Gipfel zu verzichten, war sicher richtig.
Offenbar sind wir einfach zu früh im Jahr dran.
Wir fahren nun die Nockalmstraße weiter und auf der anderen Seite wieder hinunter, über KREMSBRÜCKE nach GMÜND IN KÄRNTEN.
Der Regen hört auf, die Sonne kommt wieder hervor, und wir gewanden uns sommerlich für unseren Stadtspaziergang.
Der führt durch das alte Stadttor und über den hübschen - leider nicht autofreien - Hauptplatz zum originellen Stadtturm.
In der Galerie, die sich darin befindet, läuft gerade eine Ausstellung, die Picassos druckgraphisches Werk zeigt. Dieser geniale Künstler fasziniert uns immer wieder aufs Neue.
Ein bisschen außerhalb der Stadt steht die originelle Geteilte Kirche. Auf der einen Seite der Straße ist der Altarraum und auf der anderen Seite sitzen die Gläubigen in einem zweistöckigen "Langhaus". Die Kirche hat auch ein kleines Türmchen mit einer Glocke, die bei Messen geläutet wird.
Da das Wetter jetzt wieder vielversprechend ist, fahren wir heute noch die Malta Hochalmstraße hinauf, bis zur Staumauer der Kölnbreinsperre (1933m) im Nationalpark Hohe Tauern.
Die Straße ist relativ schmal. Es gibt mehrere - teilweise sogar unbeleuchtete - grob behauene einspurige Tunnel. Die Durchfahrt wird durch Ampeln geregelt.
Die Straße war nämlich ursprünglich nur als Zufahrt für den Kraftwerksbau geplant und erst später auch touristisch genutzt.
Die kurvenreiche und atemberaubend schöne Fahrt lohnt sich auf jeden Fall. Sie bietet gewaltige Ausblicke.
Die vielen Wasserfälle sind wegen der Regenfälle der letzten Tage besonders beeindruckend.
Das Maltatal wird zu Recht das „Tal der stürzenden Wasser“ genannt.
Da es sich um eine Stichstraße handelt, muss man die selbe Strecke wieder hinunterfahren.
Ich war mit Christian 1974 hier wandern. Damals gab es weder Straße noch Kraftwerk. Teilweise waren die Arbeiten schon im Gang.
Nach diesem ereignisreichen Tag gönnen wir uns heute wieder eine Campingplatz, In MALTA.
Können die Kärntner eigentlich keine eigenen Ortsnamen erfinden- Krems, Leoben, Gmünd, Spittal, Malta…? Oder war das vielleicht umgekehrt? ;-)
88km
Fr, 11. Juni
Am Dienstag fängt unsere Fastenkur in Losenstein an, und wir müssen uns langsam Richtung Oberösterreich bewegen, weil wir uns vorher noch mit Verwandtschaft treffen wollen.
Also machen wir heute vor allem Kilometer.
Zunächst geht es über den Katschberg. Zu diesem Genuss kommen wir, weil wir ja auf dieser Reise keine Autobahnen benutzen.
Die Straße hat es in sich. Sie ist ziemlich steil. Trotzdem gibt es bewundernswerte Radfahrer, die sie strampelnd bewältigen.
Auf dem höchsten Punkt wechseln wir in das Land SALZBURG.
MAUTERNDORF im Biosphärenpark Lungau hat ein schönes Schloss. Mit Gabi habe ich hier einmal dem berühmten Samsonumzug beigewohnt.
Wir fahren weiter über die Radstädter Tauern.
OBERTAUERN, ein typischer Wintersportort. Die erfolglosen Versuche, den Hotels und Apartments einen alpenländischen Aufputz aus „Plastik“ zu verpassen sind mehr als peinlich. Im Sommer - auch noch bei Regen - wirken solche Schiorte immer ziemlich trostlos. Die vielen Baustellen tragen auch nicht zu einem besseren Flair bei.
RADSTADT hingegen ist eine schöne alte Stadt. Wir machen einen Spaziergang.
Die Stadtmauern sind teilweise noch vorhanden. Im 16. Jhd. hielten sie den Bauernhorden unter Michael Gaismair stand. Das brachte den Radstädtern verschiedene Freiheiten und den Titel „Allzeit Getreu“.
Hinter der Stadtmauer sind im Radgarten Fahrrad-Kuriositäten ausgestellt- wohl, um dem Namen der Stadt gerecht zu werden.
Unsere Fahrt geht weiter nach SCHLADMING, und damit in die STEIERMARK.
Wir schauen auf die jetzt grüne Planai hinauf. Ich war hier auf Schulschikurs, und bin selbst diese berühmte Piste hinuntergefahren.
Wir vertreten uns die Füße und freuen uns, dass es hier gelungen ist, Autos vom Stadtplatz fern zu halten.
Dem hübschen Backsteinbau des Rathauses sieht man an, dass es einst ein Jagdschloss war.
Unsere nächste Pause machen wir in GRÖBMING.
Die Marktgemeinde wird von ihrem Hausberg, dem mächtigen Stoderzinken bewacht.
Der Ort macht einen netten Eindruck.
Die Pfarrkirche mit ihrem mächtig hohen Innenraum ist spätgotisch.
Alte Grabsteine sind in den Boden eingelassen.
Leider hat man in der Barockzeit den schönen spätgotischen Flügelaltar an die Seite geschoben, weil man offenbar als Hochtalar unbedingt etwas Barockes gebraucht hat.
Die linke Seitenkapelle ist ihnen offenbar passiert- rosa Stuck, sehr seltsam.
Nun nähern wir uns unserem heutigen Tagesziel, dem Gratis-Stellplatz beim Sportzentrum in LIEZEN.
163 km
Sa, 12. Juni
Heute kehren wir in die Zivilisation zu zurück, denn am Abend sind wir bei Klaus’ Bruder Stefan und seiner Familie eingeladen.
Es regnet wieder einmal. Mittlerweile sind wir an den ständigen Wetterwechsel gewöhnt, und lassen uns die Laune davon nicht verderben.
Wir fahren über den Pyhrnpass und reisen in das heilige ;-) Land OBERÖSTERREICH ein.
In SPITAL AM PYHRN wurde im 12. Jhd. für Pilger ein Hospiz gegründet. Dieses „Spital“ wurde im 15. Jhd. in ein Kollegialstift umgewandelt.
Klaus möchte den Gleinkersee wiedersehen, den er als Kind mit seinen Eltern besucht hat. Nebelschwaden liegen sanft über dem Wasser und sorgen für besonders stimmungsvolle Fotos.
Wir schauen zum Warschenck hinauf. Ob wir den Berg auch einmal besteigen werden?
Für heute begnügen wir uns mit einer Seeumrundung- ein idyllischer Spaziergang ohne Regen.
Die Sonne kommt wieder hervor.
Auch hier fällt uns auf, dass man wieder mehr bunte Blumenwiesen sieht, wie wir sie aus unserer Kindheit kennen. Eine besonders hübsche Antwort auf das Insektensterben.
Wir fahren weiter durch den Nationalpark Kalkalpen, für uns eine Abwechslung, weil wir in den letzten Wochen im Urgestein unterwegs waren.
Direkt neben uns verläuft die Autobahn, aber wir fahren auf Straßen, auf den wir noch nie unterwegs waren und sehen ganz andere Dinge, an denen wir üblicherweise vorbeibrausen.
Die nächste Pause machen wir in SCHLIERBACH. Das Kloster können wir leider nicht besichtigen. Da hätten wir uns anmelden müssen, aber wir sind spontan hier. Das Innere der Stiftskirche lässt und zurückschrecken- über und und über kaskadierendes Barock. „Na Höllteufel“, entfährt es Klaus- und das in einer Kirche…
So etwas ist halt so gar nicht nach unserem Geschmack.
In einer Nische im Kreuzgang steht „liebenswürdige“ (Zit. Kulturführer) Schlierbacher Madonna.
Wir ziehen weiter zum nächsten Kloster. KREMSMÜNSTER, eines der größten und ältesten Österreichs wurde 777 vom Bayernherzog Tassilo gegründet, der Sage nach an dem Ort, an dem sein Sohn Gunther während einer Jagd von einem wütenden Eber getötet worden war.
Sein Hochgrab mit bösem Eber und treuem Jagdhund steht in der Stiftskirche.
Die Geschichte weiß von dem Ereignis allerdings nichts. Die Klostergründung war wohl eher als Vorposten der Christenheit im Grenzland gegen die Awaren gedacht.
Zwei Dingen fallen uns in der Kirche noch auf. Gobelins, die um die Säulen gewickelt sind und einen Weihwasserspender, täuschend ähnlich einem Desinfektionsspenders. Er ist vorsorglich beschriftet.
Vor der Weiterreise spazieren wir noch durch den friedlichen Klosterhof.
Nun wenden wir uns wieder weltlicheren Dingen zu und peilen das Bauhaus in WELS an. Eine Gasflasche ist leer geworden, und wir müssen sie tauschen.
Und nun wird es Zeit bei Stefan und Family aufzukreuzen. Klaus lässt die Drohne über der Baustelle von Michaels und Kerstins Haus fliegen.
Zu unserer Freude sind auch die frisch Verlobten Christian und Giulia im Land.
Ein sehr netter Abend ist also vorprogrammiert.
117 km
So, 13. Juni
Wir haben natürlich im Wohnmobil geschlafen. Aber ohne opulentes Frühstück lässt man uns nicht ziehen.
Auf die kulinarischen folgen nun die Kunstgenüsse. Wir haben uns zu einer Vernissage im Museum Angerlehner angemeldet: „Natur.Weiblich“, Zeichnungen der bulgarischstämmigen Künstlerin Sedva Chkoutova. Ihre Arbeiten zeigen eine selbstbestimmte, aktive weiblichen Rückeroberung der Natur. Sie sind eine feministische Kampfansage an gängige Klischees. Der weibliche Akt lag ja jahrhundertelang in männlicher Hand.
Ich bin beeindruckt von ihrer Technik. Was man nicht alles mit einem Bleistift ausdrücken kann.
Sie erzählt damit von der Rückeroberung weiblicher Lust und weiblichem Körpergefühl.
Natürlich schauen wir uns auch in den anderen Stockwerken des Museums um und entdecken dabei die oberösterreichische Malerin Antonia Riederer- sogar persönlich. Sie stellt zum Thema „Frei sein“ aus. Ihre kraftvollen, farbenfrohen Bilder gefallen uns besonders gut.
So, und jetzt wechseln wir noch einmal das Thema. Am Nachmittag steht Krafttraining bei KIESER-Linz auf unserem Programm.
Unser heutiger Schlafplatz ist in bewährter Weise vor der Autowerkstatt Sulzbacher in EFERDING. Wir haben für morgen einen Pickerl-Termin ausgemacht.
61 km
Mo, 14. Juni
Während an unserem Auto geschraubt wird - irgendwas muss ja immer gemacht werden - fahren wir mit unseren Klapprädern frühstücken. Wir kennen uns in Eferding ja schon ziemlich gut aus.
Nachdem alles erledigt ist, fahren wir zu Klaus’ Schwester Maria.
Wir waschen unsere Wäsche und helfen ihr beim Kochen. Sie hat sich an ein mehrgängiges veganes Menü gewagt. Sogar einen Kuchen gibt es- sehr köstlich.
Alle Geschwister und SchwägerInnen finden sich zu diesem Mahl ein und wir sitzen noch lange plaudernd im Garten.
Wir schlafen wie immer vor dem Haus im Wohnmobil.
20 km
Di, 15. Juni
Opulentes Frühstück gibt es keines. Wir nippen nur an unserem Kräutertee.
Danach geht’s nach LOSENSTEIN zu unserer Fastenkur.
Di, 15. Juni - Do, 24. Juni
Fastenkur in Losenstein, Institut Fessler
79 km
Do, 24. Juni- Sa, 26. Juni
Abstecher nach WIEN.
Unsere Freundin Wilhelmine feiert am Freitag ihren 60. Geburtstag.
187 km
Sa, 26. Juni, Abend
Unsere Weiterreise startet mit einem Abendessen bei Klaus’ Tochter Anna samt Family und einer Übernachtung in FISCHAMEND- wie schon am Beginn der Reise.
34 km
So, 27. Juni
Frühstück bei Klaus’ Tochter Maria und ihrer Familie.
Und jetzt geht es wieder richtig los.
Wir fahren auf der Autobahn bis ST. POELTEN. Von hier schalten wir wieder auf gemütlicheren Reisemodus auf den Bundesstraßen um. Die Fahrt führt durch KILB, PURGSTALL und YBBSITZ.
In HOLLENSTEIN an der YBBS finden wir einen ganz besonderen Platz für die Nacht- neben einem der vielen aufgelassenen Hammerwerken mit ihren hohen Schloten, hier in der Eisenwurzen. Hier wurden das Eisenerz vom Erzberg veredelt und so eine frühe Form von Stahl hergestellt.
Der Wentsteinhammer, in dessen Schatten wir heute unser Lager aufstellen, war bis 1914 in Betrieb. Wie ein kleines Heimatmuseum ist hier alles sehr hübsch aufbereitet. Diese Werke wurden mit Wasserkraft betrieben. Der Hammerbach, in den wir auch - sehr kurz - eintauchen, hat seinen Namen nicht von ungefähr.
Und auch die Natur sorgt wieder einmal für uns. Wir kochen uns Tee aus herrlich duftender Apfelminze.
200 km
Mo, 28. Juni
Wir haben wunderbar geschlafen und fahren in der Früh gleich los. Nicht ohne einen Strauß Apfelminze zu pflücken und in unserer Garage für zukünftige Genüsse zum Trocknen aufzuhängen.
Es geht den Hammerbach hinauf, sein Wasser glitzert in der Morgensonne. Das enge Tal mit steilen, schroffen Felsen zu beiden Seiten weitet sich schließlich ein wenig ins Mendlingtal.
Der nächste Ort heißt LASSING. Es handelt sich dabei um einen sehr netten Ort, aber nicht um jenen in der Obersteiermark, in dem 1998 das furchtbare Grubenunglück passiert ist.
Kurz darauf reisen wir in die STEIERMARK ein und sind ab nun auf der steirischen Eisenstraße unterwegs, auf dem Weg nach ADMONT. Wir werfen nur einen kurzem Blick auf das Stift, weil wir wissen, dass es montags geschlossen ist. Wir heben uns die Besichtigung für später auf.
Im Nationalpark Gesäuse fahren wir zunächst der ganz jungen, kleinen Enns entlang- eine sehr schöne Strecke. Oben, bei der Burg Röthelstein nehmen wir unser Frühstück ein mit dem Blick hinunter auf Admont und hinüber auf die Bergkette der Haller Mauern mit dem großen Pyrhgas.
Wir queren die Palten-Liesing-Furche - diese uralte Querverbindung über die Alpen - von Norden nach Süden, vom Ennstal ins Murtal.
HOHENTAUERN ist zwar auch ein Schiort, aber ein netter, nicht zu vergleichen mit Obertauern in Salzburg.
Unser nächstes Ziel ist JUDENBURG. Wir spazieren durch die Innenstadt mit ihrem wuchtigen Stadtturm, der einst als Glocken- und Feuerwehrturm ein Teil der Stadtbefestigung war. Er wird auch „Sternenturm“ genannt, weil er eines der modernsten Planetarien Europas beherbergt.
Ihren Namen hat die Stadt von den vielen Juden, die hier seit dem 13. Jhd. als Geldverleiher für den weltlichen und geistigen Adel und später auch für die Bürger und Bauern tätig waren. Sie haben den Übergang von der Natural- zur Geldwirtschaft entscheidend mitgestaltet.
In ST. PETER OB JUDENBURG, im Möschitzgraben, sehr einschichtig, steht der Bio-Bauernhof, auf dem wir heute nächtigen werden. Wir sind nämlich dem Verein „Bauernleben“ beigetreten, und können so Gratis-Übernachtungsplätze auf Bio-Bauernhöfen in ganz Österreich nutzen.
Wir schlafen neben dem riesigen Hühnerstall. Ein kleiner Auslauf für die zahlreichen Bewohnerinnen- Bodenhaltung. Bio, aber nicht wirklich toll. Wieder einmal bin ich über meine Entscheidung, möglichst vegan zu leben, froh.
146 km
Di, 29. Juni
Zum Abschied bekommen wir noch eine Hofführung. Die Bauersleute sind sehr sympathisch. Sie „produzieren“ halt vor allem Fleisch- Hendln und StyriaBeef. Die Hühner werden am Hof geschlachtet. Immerhin ist alles BIO, und die Richtlinien, die sie einhalten müssen, sind ziemlich streng.
Wir kaufen ihnen einem Holzapfelessig für unseren Morgentrunk ab.
Und schon sind wir wieder dahin.
Wir folgen dem Murtal aufwärts bis nach MURAU. Dann geht’s über die Turracher Höhe. Da waren wir ja heuer schon einmal.
Wir sind jetzt also wieder in KÄRNTEN gelandet und können ab hier unsere - durch Losenstein unterbrochene - Reise fortsetzen.
Nach einem köstlichen Brunch fahren wir weiter durch BAD KLEINKIRCHHEIM - mit seinen im Sommer traurig aussehenden Schipisten - nach VILLACH ins Campinggeschäft „Falle“. Außerdem müssen wir dringend ins „McDonalds-Internetbüro“. Wir hatten nämlich gestern und auch heute früh überhaupt keinen Empfang, in den entrischen Gründen, in denen wir uns herumgetrieben haben.
Unser nächstes Ziel ist der Millstätter See. Dahinter erheben sich die gewaltigen, schneebedeckten Berge der Hohen Tauern.
Wir suchen uns einen Schlafplatz und landen in SEEBODEN hinter dem Bonsai-Museum. Da passt ja unser kleines Wohnmobil hervorragend dazu.
213 km
Mi, 30. Juni
In der Nacht hat es heftig geregnet und - zu unserer Freude - etwas abgekühlt.
Unseren Morgenspaziergang machen an der Strandpromenade von MILLSTATT. Sie ist sehr nett angelegt. Große, alte Bäume spenden Schatten. Auflockernd wirken die zahlreichen Statuen und Skulpturen, manche historisch, manche ganz modern. Auch ein Strandbad gibt es hier.
Das Nordufer des Millstätter Sees ist schon seit prähistorischer Zeit besiedelt.
Der Name der Stadt geht auf die „Mille Statue“ zurück, jene 1000 heidnische Statuen, die der slawische Herzog Domitian hier angeblich im 8. Jhd. in den See geschmissen hat, nachdem er zum Christentum bekehrt worden war.
Am Seeufer stehen auch viele Villen, die teilweise in Gästehäuser umgewandelt worden sind.
Uns gefällt die hübsche Stadt am See sehr gut.
Sie wird durch das ehemalige Benediktinerstift dominiert, das heuer sein 950jähriges Bestehen feiert.
Das romanische Portal der Stiftskirche aus 1170 gefällt mir in seiner Naivität besonders gut. Ansonsten wurde die Kirche unter dem St. Georgs-Ritterorden gotisiert und später unter den Jesuiten heftigst barockisiert. Auch ihre Zwiebeltürme hat sie damals bekommen.
Das Weltgerichtsfresko von Urban Götschacher aus 1520 wurde Anfang des 20. Jhd. von der Außenfassade abgenommen - die Original Rötelvorzeichnung kann man noch sehen - und im Inneren, über der Tür zur Sakristei angebracht.
Eine besondere Sehenswürdigkeit ist der romanische Kreuzgang mit seinen ungewöhnlich Kapitellen, von denen keines dem anderen gleicht.
Im barocken Innenhof des Stifts steht eine mächtige 500-jährige Linde. Originell aber etwas makaber ist die Darstellung des Hl. Sebastian an der Wand. Einer der Pfeile, die ihn durchbohren, dient zugleich als Zeiger einer Sonnenuhr.
In den doppelstöckigen Arkaden ist das Klostermuseum und eine moderne Galerie untergebracht. Eine Entdeckung für uns ist Patrizia Casagranda, die mit Materialien arbeitet, die sie indischen Müllsammlerinnen abkauft und dann diese Frauen aus der unterstem Kaste am Erlös der tollen Bilder beteiligt.
Uns zieht es wieder weiter, und zwar ins Mölltal hinauf. In OBERVELLACH residierte einst das Oberstbergmeisteramt. Das Haus - heute ist es ein Hotel - sticht im hübschen Ensemble des Marktplatzes hervor.
Die Kirche St. Martin beherbergt alte Fresken.
Eindrucksvoll am Hang thront die Burg Falkenstein. Die alte Burg wurde Anfang des 20. Jhd. in historisierendem Romantikstil wieder aufgebaut. Ihr Anblick entlockt mir ein erschrecktes „Na servas!“
In FLATTACH haben wir heute In bewährter Weise einen Friedhofsparkplatz zum Übernachten ausgewählt. Er bietet uns Wasser, Klo und idyllische Umgebung. Was will man mehr.
Ein heftiger Gewitterregen mit Sturm, der Äste von den Bäumen abreißt, bringt unser Häuschen ordentlich zum Wackeln. Bald ist das Schlimmste aber wieder vorbei.
52 km
Do, 1. Juli
Heute ist es angenehm kühl. Sogar lange Hosen und Socken sind angebracht. Unsere Wanderung durch die Raggaschlucht ist ein absolutes Highlight. Kein Wunder, dass sie ein Naturdenkmal ist. Man merkt, dass wir hier in den Hohen Tauern sind, in den Zentralalpen. Die Felswände sind hier eindeutig nicht aus Kalk.
Geologisch interessant ist, dass sich der Raggabach seit der letzten Kaltzeit genau zwischen den Bündner Schiefer und der Ostalpinen Platte eingegraben hat.
Der Weg hinauf über Stiegen und Stege aus Holz ist spektakulär. Alles ist gut gesichert, aber man muss trotzdem sehr aufpassen, weil alles feucht und rutschig ist.
Die Wasser schießen mit großem Tempo durch die enge Klamm und bildet auch einige Wasserfälle.
Auf einer Strecke von nur 800m überwindet man 200 Höhenmeter.
Unser Fazit: „Sensationell!“
Hinunter wandern wir entspannt auf einem Waldweg.
2003 und 2018 wurden die Steganlagen durch große Unwetter zerstört und danach wieder neu angelegt- eine Meisterleistung. Die Handwerker müssen ja Kletterer gewesen sein.
Nach ca. 1 1/2 Stunden sind wir wieder beim Auto. Ich hab’ mir gerade ein Leiberl gekauft, mit der passenden Aufschrift: „Heute ist ein guter Tag.“
Wir fahren weiter auf der Mölltal-Bundesstraße nach Heiligenblut, in die nordwestlichste Ecke von Kärnten. Auf dem Weg sehen wir immer wieder ganz alte Holzhäuser, wie im Freilichtmuseum.
Vor uns stürzt ein gewaltiger Wasserfall aus 130m Höhe in die Tiefe, der Jungfernsprung. Ein Mägdelein musste hier nämlich einst vor einem bösen Raubritter fliehen.
Die Kirche von HEILIGENBLUT hat nicht nur einen g’spitzerten Turm, sondern ist als Ganzes sehr schlank und hoch. Sie ist nämlich in den Hang gebaut. Sehr malerisch steht sie da, eines der berühmtesten Fotomotive Kärntens.
Wir gehen hinein und sind positiv überrascht über den schönen gotischen Innenraum. Der Hochaltar ist ein bemerkenswerter Flügelaltar aus 1520.
Die Krypta ist an der Talseite freiliegend. Hier liegt der Hl. Briccius begraben, der in dieser Gegend hoch verehrt wird. Wir haben noch nie etwas von ihm gehört. Er soll ein Fläschchen mit dem Blut Christi mit seinem Leben verteidigt haben. Die Reliquie des Hl. Blutes wird hier aufbewahrt.
Der Ort selbst könnte sehr hübsch sein, ist halt leider seeehr touristisch. Die Landschaft, die ihn umgibt, ist jedenfalls wunderschön. Wir befinden uns ja im Nationalpark Hohe Tauern.
Den Großglockner können wir wegen des diesigen Wetters leider nicht sehen.
Wir fahren die Straße, auf der wir gekommen sind wieder ein Stück zurück.
Ein Schild „Bio Shop“ lockt uns. Wir kaufen Gemüse, das direkt für uns aus dem Garten geerntet wird. Toller geht’s ja wohl nicht.
In WINKLERN fällt uns der wuchtige Mautturm auf. Er stand im 14. und 15. Jhd. an einer wichtigen Straßenkreuzung. Von hier aus führten Straßen nach Osttirol und in die Goldabbaugebiete im Oberen und Mittleren Mölltal.
Unser heutiger Schlafplatz liegt wunderbar mitten im Wald neben einem Steinkreis. Die Möll fließt als kleines Bächlein an uns vorbei.
Fast hätten wir uns nicht her getraut, denn ein Fahrverbotsschild schreckt uns ab. Da entdecken wir ein kleines Schild, das besagt, dass die Zufahrt für Anrainer erlaubt ist. Da wir jenseits der Brücke für eine Nacht wohnen wollen, sind wir doch Anrainer, beschließen wir.
Ein bisschen Chuzpe zahlt sich ja oft aus.
Ein kurzer Schreck in der Abendstunde, jemand rüttelt heftig an unserem Wohnmobil. Es handelt sich um vier Ochsen, denen wir auf ihrem Heimweg offenbar im Weg sind. Sie drücken sich langsam an uns vorbei und beäugen uns für eine Weile sehr skeptisch. Wir schauen skeptisch zurück. Schließlich trotten sie zu unserer Erleichterung davon.
75km
Fr, 2. Juli
Ein wunderschöner, sonniger Tag begrüßt uns mit tollen Wolkenformationen am Himmel.
Der Platz war perfekt. Trotzdem wollen wir wieder aus der Illegalität rauskommen und verschieben daher das Frühstück auf später.
Auf unserem Weg ins Drautal fahren wir ein kleines Stück durch OSTTIROL. Vor uns türmen sich sehr eindrucksvoll die Lienzer Dolomiten auf.
In ISELSBERG haben wir vor zwei Jahren auf unserer Reise nach Marokko genächtigt. Auf diesem Stellplatz genießen wir nun unser Müsli.
Weiter geht’s nach LIENZ, der Hauptstadt Osttirols. Das Städtchen hat gerade einmal 12.000 Einwohner.
Klaus möchte sich ein gutes Küchenmesser kaufen. Wir googeln und finden eine kleine Werkstatt, wo uns der Schmied seine Meisterwerke vorführt und sehr kundig viel dazu erklärt.
Wir sind sehr angetan, aber wie wir den Preis erfahren, müssen wir doch schlucken, € 900.
Das müssen wir uns noch überlegen.
In der sehr hübschen Innenstadt besuchen wir die altehrwürdigen Gewölbe des traditionsreichen Ladens für Küchengeräte „Wassermann“. Dort findet Klaus ein sehr gutes Messer aus Damaszener Stahl, dessen Preis für uns wesentlich bezahlbarer ist.
Äußerst befriedigt verlasse wir das Land und setzen unseren Weg durchs Drautal in KÄRNTEN fort.
Die Lienzer Dolomiten haben uns verlassen, und unsere neue Bergkulisse gehört zu den Gailtaler Alpen.
In OBERDRAUBURG zweigen wir nach ZWICKENBERG ab. Die schmale Straße führt hart am Fels entlang. Die alte Kirche St. Leonhard ist für ihre Außenfresken aus dem 13. Jhd. bekannt. Sie stellen den Hl. Christophorus dar und Szenen aus der Leonhardslegende, in denen der Heilige Gefangene befreit.
Ein weiteres Kirchlein steht heute noch auf unserem Programm, die Filialkirche St. Georg in GERLAMOOS. Das Dorf ist nach mir benannt. Am Rand von „Gerlindes Moos“ wurde nämlich im 13. Jhd. dieses kleine Gotteshaus am Waldrand erbaut.
An der Fassade des Hauses Nr. 10, in einem Holzkästchen, finden wir den großen Kirchenschlüssel, auf den Petrus neidisch werden könnte.
Solchermaßen ausgerüstet wandern wir nun den Berg hinauf.
An der Außenwand der Kirche prangt ein übergroßer Christophorus mit Knopfaugen. Innen wartet eine bunte Überraschung auf uns. Die gesamte Nordwand ist von farbenprächtigen Fresken bedeckt, die Thomas von Villach um 1480 malte.
Die obere Reihe stellt sehr drastisch die Martyrien des Hl. Georg dar.
Auf den beiden unteren Reihen erzählt der Maler das Leben Jesu von der Verkündigung bis zur Himmelfahrt.
Übrigens, wir parken vor dem Haus des berühmten Schifahrers Fritz Strobl, dem Olympiasieger von 2002 in Salt Lake City. Sein Abfahrts-Weltrekord auf der Streif von 1997 hält auch heute noch.
Heute übernachten wir auf dem Parkplatz vom Sportplatz in STEINFELD.
Dramatische Szenen spielen sich alsbald hier ab.
Ein Polizeiauto erscheint. Suchen die nach uns, weil wir das Fahrverbot zu unserem gestrigen Schlafplatz missachtet haben? ;-)
Aber nein, die haben Wichtigeres zu tun, denn kurz darauf landet eine Notarzt-Hubschrauber und eilig wird eine Kühltasche übergeben, mit der das Polizeiauto davonbraust. Da geht es wohl um Leben und Tod. Wir hoffen von Herzen, dass die Geschichte gut ausgeht.
Und dann schneidet Klaus mit seinem neuen Messer Zwiebeln und Kraut für einen herrlichen Eintopf, das veganisierte „Krautfleisch“ von Mutti.
83 km
Sa, 3. Juli
Wir fahren auf der Karnische Dolomitenstraße. Dabei überqueren wir die Gailtaler Alpen, die nicht sehr hoch sind.
In TECHENDORF steigen wir in ein kleines Schiff und machen eine Fahrt auf dem Weissensee. Er ist nur 1km breit und streckt sich 12 km in die Länge. Und wir fahren bis zur Endstation an der Ostspitze.
Der See ist zwar touristisch sehr beliebt - in Techendorf ist fast jedes Haus ein Hotel oder Restaurant - aber die Ufer sind nicht so stark verhüttelt. An viele Stellen ist der See frei zugänglich, und teilweise ist alles ganz wild und naturbelassen.
Am Nordufer fallen Felsen bis zu 18m senkrecht ins Wasser ab. Da tummeln sich die Acapulco-Springer.
Alles ist sehr idyllisch.
Die spiegelglatte Fläche schimmert in fast unwirklichem Türkisblau. An den Rändern ist die Farbe viel heller, weil Kreidebänke. Wir sind ja in den Kalkalpen - weiß durchscheinen, was dem See seinen Namen gegeben hat.
Immer wieder sehen wir Ruderer, die aus der ganzen Welt hierher kommen um für internationale Wettkämpe zu trainieren. Es gibt auch zwei Tauchschulen.
Motorboote sind hier schon seit den 1970er-Jahren verboten.
Ca. 1 Std. sind wir auf dem Wasser unterwegs.
Und nun wandern wir ca. 2 Std. ein Stück zurück. Der Weg führt sehr schön durch den Wald, am Ufer entlang, und wir müssen die Felswand oben umgehen. Da geht es recht steil bergauf und wieder bergab.
Bei der Station Ronacher Fels steigen wir wieder ins Schiff, das uns zurück zu unserem Auto bringt.
Die Kapitänin erzählt launig, dass es in Kärnten 1200 Seen gibt, davon über 400 Badeseen. Der Weissensee ist der viertgrößte nach Wörthersee, Millstätter See und Ossiacher See. Er liegt auf 930m Seehöhe und ist somit der höchste Badesee der Alpen
Unser nächstes Ziel ist WEISZBRIACH. Klaus zeigt mir das Gesundheitszentrum, wo er vor einigen Jahren auf Kur war. Damals ist er in dieser Gegend viel gewandert und kennt hier daher fast jeden Weg.
Für heute Nacht haben wir wieder einen Stellplatz bei einem Bio-Bauern gebucht. Bis GUNDERSHEIM läuft noch alles glatt. Aber dann lässt uns unser GPS im Stich und führt uns in die Irre. Mit einigem Herumfragen finden wir schließlich die Straniger Alm auf ca. 1500m Höhe. Die ca. 11km-lange Fahrt hinauf auf der Schotterstraße ist ziemlich abenteuerlich. Wie gut - wieder einmal - dass unser Wohnmobil so klein ist und dass Klaus so gut Auto fahren kann. Es handelt sich um eine bewirtschaftete Alm, wo vor allem Wanderer, Mountainbiker und Motorradfahrer auf Enduro-Maschinen einkehren. Einige wenige Autos sind aber auch hier.
Im kleinen Hofladen kaufen wir ein herrliches Brot und einige Schmankerln.
Übrigens, die italienische Grenze ist hier ganz nahe.
85 km
So, 4. Juli
Das war wieder einmal ein perfekter Platz zum Schlafen, hoch in den Karnischen Alpen.
Die buntscheckigen Ziegen wecken uns mit ihren Glöckchen.
Nachdem wir unseren Wassertank gefüllt haben, machen wir uns um 8h30 fertig für die Fahrt ins Tal.
Der Wirt hat uns einen etwas besseren Weg über das Dorf STRANIG empfohlen. Trotzdem sind wir froh, als wir wieder wohlbehalten unten, in der Zivilisation und auf einer Asphaltstraße, ankommen.
Bald sind wir in GUNDERSHEIM, von wo wir wieder auf die Bundesstraße gelangen.
Wir fahren nun das Lesachtal hinauf, eines der schönsten Hochtäler der Alpen. Es steigt in weiten Terrassen bis MARIA LUGGAU auf, das in ca. 1200m liegt.
Die dichten Wälder haben dem Tal seinen Namen gegeben. Er stammt nämlich vom slowenischen Wort für Holz.
Weiter setzt es sich nach OSTTIROL fort, wo es Tiroler Gailtal heißt.
Kleine Bergbauerndörfer liegen verstreut auf weiten Hochplateaus hoch über der Gail.
Kärnten haben wir nun endgültig verlassen. Da haben wir ja auf dieser Reise fast jeden Winkel erkundet.
Jetzt sind wir im Villgratental, das im Reiseführer als besonders urwüchsig beschrieben ist. Nirgendwo in Osttirol gibt es schönere und authentischere alte Bauernhöfe als hier. Wir sehen auch immer wieder Mühlen, die an rauschenden Bächen klappern.
Bis 1960 ist das Tal weitgehend unberührt geblieben. Jetzt setzt man hier auf sanften Tourismus.
Von AUSZERVILLGRATEN aus machen wir einen Abstecher ins idyllische Winkeltal.
Dann geht es weiter nach INNERVILLGRATEN und von dort auf die Unterstaller Alm.
Ja, wir schlafen heute schon wieder auf einer Alm.
Lazy Afternoon bei nicht enden wollendem Waschelregen, der uns schließlich auch in den Schlaf wiegt.
Aber vorher schauen wir uns noch einen Film an: „Torn Curtain“ (Hitchcock 1966).
107 km
Mo, 5. Juli
Wir haben wunderbar geschlafen. Der Regen hat aufgehört und die Landschaft wirkt wie frisch gewaschen. Die Drohne ist auch schon geflogen.
Wir fahren zum Parkplatz der Oberstaller Alm hinauf. Das letzte Stück gehen wir zu Fuß. Der Besuch hier wird im Reiseführer als absolutes Muss beschreiben, und er hat recht. Es handelt sich um ein regelrechtes Dorf, bestehend aus 18 Almhütten und einer Kapelle auf 1883m.
Uralte, mächtige Blockhäuser, die unter Denkmalschutz stehen. Wieder einmal kommen wir uns vor wie im Freilichtmuseum, aber die Die Hütten sind bewohnt, offenbar von Familien, die hier oben für eine Weile ohne Strom und Handyempfang auskommen wollen. Ein wunderbarer, romantischer Platz, um Urlaub zu machen, umgeben von unberührter Natur.
Wir finden wieder einmal keine Worte für diese Herrlichkeit hier und sind voller Dankbarkeit, dass wir das alles erleben dürfen.
Wir nehmen Abschied. Unser Weg führt uns zurück nach INNERVILLGRATEN und AUSZERVILLGRATEN, schließlich vor uns die Burg Heinfels.
Wir fahren entlang der Drau durch das Pustertal. Der Blick auf den scharf gezackten Kamm der Lienzer Dolomiten ist von dieser Seite besonders eindrucksvoll.
Uns fällt auf, dass es in Osttirol immer noch die spitzen Kirchtürme und die „Marterln am Stiel“ gibt, wie wir sie aus Kärnten kennen.
Das Schloss Bruck nehmen wir näher in Augenschein. Wir machen einen Spaziergang hinauf.
Im 13. Jhd. wurde es von den Görzer Grafen erbaut. Nach dem Aussterben der Familie fiel es an Maximilian I, der es mit der Grafschaft Tirol vereinigte.
Heute dienst es als Museum, das viele Werke von Albin Egger-Lienz beherbergt- heute allerdings geschlossen.
Wir sind hier bereits im Stadtgebiet von LIENZ.
Und sind also endgültig wieder in der Zivilisation angekommen. Die hübsche Altstadt kennen wir ja schon. Den Hauptplatz ohne Autos nehmen wir besonders positiv wahr.
Wir machen unsere Einkäufe und peilen nun unseren heutigen Übernachtungsplatz bei Bio-Bauern an.
In NIKOLSDORF steht der Fohlenhof.
Hier sind wir besonders gut aufgehoben. Die Bauernfamilie heißt uns freundlich willkommen. Wir dürfen das Öko-Klo im Stall benützen und haben sogar Strom und ein gut funktionierendes WLAN zu Verfügung.
Da haben wir es wieder sehr fein erwischt.
Am Abend sitzen wir noch lange mit den Bauersleuten, Sylvia und Bernhard, zusammen und haben einander viel zu sagen. Wir entdecken so einige seelenverwandtschaftliche Aspekte und wollen über Facebook in loser Verbindung bleiben.
61 km
Di, 6. Juli
Nach dem herzlichen Abschied greifen wir eine Idee auf, die uns Bernhard gestern in den Kopf gesetzt hat.
Wir fahren mit dem Auto zur Dolomitenhütte hinauf und landen so mitten im alpinen Gelände der Lienzer Dolomiten. Die Hütte auf 1616m wird auch als Adlerhorst bezeichnet. Sie thront oben auf einem Fels und die Sonnenterrassen ragen über den Abgrund hinaus. Sowohl der Anblick als auch der Ausblick sind gewaltig.
Wir machen eine kleine Wanderung und bewundern die tapferen und sportlichen Radfahrer, die sich hier heraufquälen- mit und ohne Motor.
Wir blicken zum majestätischen, schneeweißen Großvenediger hinüber, den zweithöchsten Berg Österreichs (3666m).
Gar nicht weit von hier sind wir 2009 mit Sascha und der „Seelengruppe“ gewandert.
Unsere Reise geht weiter auf der Felbertauern Straße entlang des Flusses nach MATREI in OSTTIROL.
Klaus’ Sandalen lösen sich auf, und er will Ausschau nach neuen halten. Gleich am Ortseingang entdecken wir ein Schuhgeschäft. Der Inhaber bietet uns an, die guten Stücke fachmännisch zu reparieren. Da wir in einigen Tagen ohnehin wieder hier vorbeikommen werden, trifft sich das gut. Wir freuen uns sehr darüber, dass er uns nicht einfach etwas Neues verkaufen will. So wird Klaus die Sandalen noch einige Jahre weiter tragen können.
Und weil wir schon so erfolgreich waren, gehen wir in die Apotheke nebenan und bekommen hier doch glatt den kleinen Diffuser für unsere ätherischen Öle, nachdem wir schon so lange auf der Suche sind. Jetzt können wir auch das Wohnmobil vernebeln.
Wir erkunden nun das Virgental. In PRÄGRATEN am Großvenediger waren wir mit der Sascha-Gruppe auch. Morgen wollen noch mehr auf den Spuren von damals wandeln.
Der Campingplatz „Bergkristall“, auf dem wir für 3 Nächte bleiben werden, liegt in HINTERBICHL. Wir wollen hier ausgiebig wandern und auch Wäsche waschen.
Der Platz ist sehr schön gelegen mit malerischen Ausblicken in die Wälder und in die Berge.
75 km
Mi, 7. Juli
Um 7h30 holt uns das Wandertaxi ab. Der kleine Allrad-Bus führt uns und andere Wanderer zur Johannishütte (2121m). Von dort steigen wir auf das Defreggerhaus (2962m) auf. Das haben wir vor 12 Jahren mit der Sascha-Gruppe auch gemacht. Damals waren wir allerdings ca. eine Woche im Großvenediger- Gebiet unterwegs.
Heute werden wir aber wieder zur Johannishütte absteigen.
Jetzt sind wir wirklich hochalpin unterwegs, in der Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern.
Die Bergkulisse, die uns umgibt, ist atemberaubend.
Der Weg führt immer wieder durch Bäche und über Schneefelder. Die Farbenpracht der Blumen - auch der Almrausch blüht - begeistert uns, und die Murmeltiere lassen sich filmen- offenbar sind sie Wanderer gewohnt.
Insgesamt kommen wir auf fast 7 Stunden reine Gehzeit- 4 Stunden steil hinauf und 3 Stunden steil hinunter- jeweils 842 Höhenmeter. Mich bringt das an meine Grenzen.
Wie froh bin ich, als wir endlich wieder die Johannishütte erreicht haben und ins Taxi steigen.
Ich kann buchstäblich keinen Schritt mehr gehen.
Wie gut, dass wir direkt auf dem Campingplatz abgeliefert werden.
Ach, wie schön ist es, wieder zu Hause zu sein.
ca. 30 km mit Wandertaxi
Do, 8. Juli
Wir brauchen heute einen Erholungstag. Da trifft es sich ja gut, dass es regnet und regnet und regnet.
Wir bleiben auf dem Campingplatz und nutzen die Zeit, um einiges im Wohnmobil umzuräumen und zu optimieren.
Fr, 9. Juli
Der Tag begrüßt uns mit blauem Himmel und Sonnenschein- so, als wäre nichts gewesen.
In der Wiese steht allerdings das Wasser.
Gottlob hat unser Häuschen dicht gehalten, nach einem Tag und einer Nacht mit Gewitterstürmen und Starkregen.
Wir brechen unsere Zelte ab und fahren durch den Felbertauern-Tunnel nach SALZBURG.
Heute feiert Klaus’ Tochter, Maria ihren 40. Geburtstag.
Da sie gerade mit der Großfamilie in der Nähe von NEUKIRCHEN AM GROSZVENEDIGER auf Urlaub ist, machen wir dort einen Gratulationsbesuch.
Die drei Töchter mit ihren Männern und Kindern und der Mutter haben hier ein ganzes Haus gemietet.
Wir gehen zusammen Mittagessen und machen dann einen netten Spaziergang zum Blausee.
Nach der Geburtstagseier ziehen wir beide wieder los.
Auf dem Parkplatz der Krimmler Wasserfälle ist das Übernachten gegen eine geringe Gebühr erlaubt. Das trifft sich gut, denn dieses Naturschauspiel steht morgen als erstes auf unserem Programm.
90 km
Sa, 10. Juli
Wir brechen relativ früh zu unserer Rundwanderung zu den Wasserfällen auf.
Der Himmel ist blau, die Sonne scheint, aber es hat 13°.
Aber, keine Sorge, es wird uns auch heute wieder sehr warm. Schließlich müssen wir ca. 500 Höhenmeter überwinden.
Beim Raufgehen sind wir praktisch allein. Alle Standeln haben noch geschlossen.
Aber beim Runtergehen kommen uns Massen von Radfahrern entgegen, mit und ohne Motor.
Mein Muskelkater von der letzten großen Wanderung ist mein treuer Begleiter und macht mir beim Bergabgehen ziemliche Schwierigkeiten.
Den Sprühregen der Wasserfälle empfinde ich als sehr angenehm.
Klaus macht natürlich wieder atemberaubende Fotos der drei großen Fälle, dem Unteren, dem Mittleren und dem Oberen.
Für den Heimweg wählen wir den Alten Tauernweg, der bereits 2000 v.Chr. von den Kelten als Handelsweg errichtet wurde. Auch den Römer diente er für den Handel und für den Militär-Nachschub.
Ob der 300m lange unbeleuchtete Tunnel auch schon so alt ist? Wie gut, dass die Handys heutzutage eine Taschenlampen-Funktion haben. Sonst hätten wir uns da wohl nicht hinein getraut.
Nach 5 1/2 Stunden Wanderung und Staunen kommen wir wieder beim Auto an.
Nach einer wohlverdienten Mittagspause fahren wir über den Gerlospass nach TIROL.
Wir wechseln also vom Salzachtal ins Zillertal. Wir blicken auf die Zillertaler Alpen hinüber und auf den Durlaßboden Stausee hinunter. Er wird durch einen 83m hohen Erddamm aufgestaut.
In JENBACH erreichen wir den Inn.
Der letzte Punkt auf unserer heutigen Tagesordnung ist SCHWAZ. Die Stadt war im Mittelalter durch ihren Bergbau eine der bedeutendsten Städte Mitteleuropas. Im 15. und 16. Jhd. war die Blütezeit des Silberabbaus. Fast alle Bergwerke befanden sich im Besitz der Fugger.
Die Pfarrkirche von Schwaz ist nicht nur das größte Gotteshaus Tirols, sie ist auch höchst eigenwillig. Sie hat zwei Chöre, zwei Haupt- und zwei Nebenschiffe und zwei Eingänge.
Bis ins 19. Jhd. war die Kirche sogar durch eine 2,5m hohe Holzwand geteilt. Die linke Hälfte war den Bürgern der Stadt vorbehalten, die rechte den Bergknappen.
Auch der mit Kupferplatten gedeckte Turm scheint gar nicht zu Tirol zu passen.
Der ehemalige Friedhof ist heute Stadtpark, der von Arkaden umgeben ist.
Wir peilen nun unseren heutigen Schlafplatz an, den Parkplatz beim Fußballplatz in JENBACH,
einen ausgewiesenen Stellplatz.
85 km
So, 11.Juli
Es hat wieder die ganze Nacht geregnet, und es nieselt noch.
Das haben wir wieder einmal gut erwischt. Gestern bei der Wanderung war es schön.
Heute wollen wir uns das Schloss Tratzberg anschauen. Dafür ist das Wetter egal.
Nach ausgiebigem Ausschlafen machen wir uns auf den Weg. Das Schloss liegt zwischen Jenbach und Schwaz in STANS auf einer Felsbrücke ca. 100m oberhalb der Talsohle.
Der Anmarsch vom Parkplatz hinauf dauert ca. 15 Minuten. Hinunter werden wir uns den Shuttle-Bus leisten. Der „Tratzberg-Express“ sieht aus wie ein Zug.
Wir sind vom Schloss und der Führung sehr begeistert. Jeder bekommt einen AudioGuide. Die Sprecher, die wir zu hören bekommen, schlüpfen in historische Rollen und erklären alles aus ihrer Warte.
Das Gebäude ist immer noch in Privatbesitz und gehört der Familie Goëss-Enzenberg.
Im 13. Jhd. wurde hier bereits eine Burg urkundlich erwähnt. Die brannte aber im 15. Jhd. vollständig nieder. Der Besitzer, der spätere Kaiser Maximilian I war in Geldnöten. Daher überließ er die Ruine im Tausch gegen Burg Berneck im Kaunertal den reichen Brüdern Tänzl.
Sie bauten die Burg ganz neu auf. Zum Dank an den Vorbesitzer, der sie in den Adelsstand erhoben hatte, ließen sie in einem der Räume einen Habsburger-Stammbaum an die Wand malen. Er beginnt mit Rudolf I. und seinem Sieg über Přemysl Ottokar und endet mit Philipp dem Schönen und Johanna der Wahnsinnigen, den Eltern Karls V. Dieses Fresko, das den ganzen Raum umschließt, ist eines der wertvollsten Kunstwerke des Schlosses.
Die Erben der Tänzels verkauften das Objekt, das danach mehrere Besitzerwechsel erfuhr.
Der Augsburger Ritter Georg Ilsung schloss die Baulücken, und auf ihn geht auch der besonders schöne Renaissance-Innenhof zurück.
Seine Tochter heiratete einen Fugger, wodurch das Schloss an diese reiche Kaufmannsfamilie gelangte.
Die Familie Enzenberg kam durch Erbfolge in der Mitte des 19. Jhd. in den Besitz der Burg. Da war sie in einem bejammernswerten Zustand, und umfangreiche Wiederherstellungsarbeiten waren nötig.
Die Besitzerfamilie lebt immer noch in diesem altehrwürdigen Gemäuer.
Wir sind äußerst angetan von der schönen Innenausstattung, aus der Zeit des Übergangs von der Gotik zur Renaissance.
Einige ganz besondere Stücke sind darunter. Einer der Schränke gehört z.B. zu den wertvollsten Möbelstücken des süddeutschen Raums.
In fast jedem Raum gibt es einen Fluchtweg über Geheimtüren oder Geheimtreppen.
In einer Schlafkammer gibt es sogar ein Plumpsklo. Und das, obwohl danach noch 200 Jahre lang Schlösser ohne Toiletten gebaut wurden.
Die Kapelle mit dem spätgotischen Netzrippengewölbe ist der Hl. Katharina geweiht, der Schutzpatronin der Burg. Hier finden die Hochzeiten der Mitglieder der Besitzerfamilie statt.
In der Waffenkammer begrüßt uns Ritter Georg Ilsung, Herr des Schlosses von 1554-1580, in seiner Rüstung „persönlich“. Wir hören ganz deutlich seine Stimme.
Er hat die Waffen und Rüstungen, die hier zu sehen sind gesammelt. Die Originalausstattung war nämlich samt und sonders gestohlen worden.
Nach diesem sehr beeindruckenden Besuch haben wir nun nichts mehr vor, als unseren heutigen Bio-Bauern „AHRN“ in PATSCH aufzusuchen.
Auch hier werden wir herzlich empfangen und sogar zum Kaffee eingeladen.
Der hübsche Hofladen hat auch so einiges zu bieten.
Als richtiger Glücksfall stellt sich die Begegnung mit dem jungen Mann aus Cuxhaven heraus, der mit seinem Wohnmobil auch hier übernachten wird.
Er ist Mechaniker, der ständig mit Wohnmobilen zu tun hat. Klaus kann von seinem Wissen enorm viel profitieren. Wir suchen ja bereits seit langem nach ordentlichen Sicherungen für unsere Türen. Schließlich wurde ja bereits mehrmals in unser Häuschen eingebrochen.
45 km
Mo, 12. Juli
Ein schöner Tag bricht an, auf einem guten Platz.
Bei der Abfahrt bewundern wir noch einmal die herrliche Aussicht auf die Serles (2717m), die wegen ihrer dominierenden Ansicht von Innsbruck aus auch „Hochaltar von Tirol“ genannt wird.
Der viel höhere vergletscherten Habicht (3277m) wirkt von hier aus viel weniger imposant.
Wir brechen ins Pitztal auf.
Die Nordkette, ein Teil des Karwendelgebirges begleitet uns.
Wir schauen auf die Bergiselschanze von Zaha Hadid und auf ganz INNSBRUCK hinunter.
Auf unserem weiteren Weg fahren wir an der Martinswand vorbei.
STAMS lassen wir diesmal links liegen. Das haben wir vor einigen Jahren bereits besichtigt.
In St. LEONHARD besteigen wir einer Gondel der Rifflseebahn und schweben von 1640m bis auf eine Höhe von 2300m hinauf.
Oben angekommen machen wir eine kleine Wanderung im wunderbaren Bergpanorama rund um den Rifflsee, einen typischen Moränenstausee. Das milchige Gletscherwasser schimmert grün.
Wir freuen uns über blühenden Almrausch und viele anderen Alpenblumen. Besonders bezaubert sind wir vom gelben Getüpfelten Enzian. Den bekommt man selten zu Gesicht.
Nach der Abfahrt mit der Seilbahn suchen wir unseren heutigen Schlafplatz auf, den Parkplatz der Bergbahn „Gletscherexpress“, einen ausgewiesenen Stellplatz.
Die Bergkulisse gibt’s gratis dazu.
112 km
Di, 13. Juli
Heute wollen wir ins Kaunertal, der Heimat unseres Bundespräsident van der Bellen.
Dazu müssen wir den Kaunergrat überwinden und fahren daher über die Pillerhöhe.
Der „Gache-Blick“ (der heißt wirklich so) nahe der Passhöhe bietet einen weiten Ausblick ins obere Inntal.
Beim Runterfahren sticht uns die Ruine Kronburg ins Auge. Sie thront auf einem steilen, zackigen Felsgrat.
In KAUNS kommen wir an der Burg Berneck vorbei, die Maximilian I gegen das von uns besuchte Schloss Tratzberg eingetauscht hat.
Die Kaunertal-Gletscherstraße führt von 1200m auf 2750m hinauf, von der Almwiese bis zum Gletschereis.
Wir montieren unsere GoPro-Kamera ans Auto, um die landschaftlichen Schönheiten zu filmen.
Aber eigentlich sind wir von dieser hochgelobten Strecke etwas enttäuscht.
Vielleicht auch deshalb, weil sich das Wetter eintrübt.
Auf halbem Weg liegt der Gepatsch-Stausee, der allerdings nur halbvoll ist- der Klimawandel ist auch hier sichtbar. Daher sind die Ufer ziemlich unschön.
Gut gefallen uns aber die roten glatt geschliffenen Felsen.
Ganz oben erwarten uns schmutzige Gletscherzungen und sommerlich traurige Schipisten mit abgestellten Schneekanonen. Bei strömendem Regen kehren wir gleich wieder um.
Auf unserer heutigen Fahrt haben wir besonders viele Heuschober gesehen, kleine Hütten mit Dach und luftdurchlässigen Seitenwänden.
In PRUTZ, dort wo das Kaunertal ins Inntal mündet - ein Stückchen oberhalb von Landeck - leisten wir uns einen Campingplatz. In Nordtirol gibt es nämlich leider nur sehr wenige günstige Stellplätze und noch weniger beherbergungswillige Bio-Bauern.
124 km
Mi, 14. Juli
Das Paznauntal, ein V-förmiges Hochtal, liegt im äußersten Westen von Nordtirol. Neben uns fließt der Fluss Trisanna.
So richtig alte traditionelle Bauernhäuser, wie wir sie in Osttirol gesehen haben, finden wir hier nicht. Es reihen sich vielmehr Hotels und Pensionen aneinander, die in einem eher peinlichen Fantasiestil à la Tyrol gebaut wurden.
Wir können kaum glauben, dass diese vielen Beherbergungsbetriebe alle im Winter voll werden. Noch dazu, da es ja immer weniger Schnee gibt.
Aber es wird heftig weiter gebaut.
ISCHGL ist z.B. genauso schrecklich, wie wir es uns vorgestellt haben. Das einstige Bergbauerndorf bedient nun den Massentourismus. Von den hiesigen Après-Ski-Parties, besonders in der Bar Kitzloch, ging im März 2020 eine massive Verbreitung des Coronavirus in ganz Europa aus.
Das war besonders schlimm, weil Warnungen und Verordnungen verantwortungslos, aus wirtschaftlichen Gründen, ignoriert worden waren.
Auch GALTÜR erlangte traurige Berühmtheit. Im Februar 1999 kam es hier zu einer großen Lawinenkatastrophe, die 38 Todesopfer forderte.
Heute sehen wir viele steinerne Lawinenverbauungen. Das Dorf gilt seither als Vorzeigemodell.
Wir fahren für ca. 40 km in südwestlicher Richtung durch das Paznauntal bis auf die Bieler Höhe (2036m), auf der die Grenze nach VORARLBERG - ins Montafon - verläuft- nicht zu verwechseln mit der Pillerhöhe, auf der wir gestern waren.
Beherrschend hier oben ist der Silvretta-Stausee, in dem der ehemalige Ochsenboden ertrunken ist.
Für den Bau der Sivretta-Hochalpenstraße, auf der wir hinaufgefahren sind, wurden in der Nazizeit Zwangsarbeiter eingesetzt. Die kleine Barbarakapelle gedenkt derer, die dabei umgekommen sind.
Wir haben uns hier auf einen ausgewiesenen Übernachtungsplatz gestellt.
Es hat gerade einmal 5°, und es regnet. Aber wir haben ja eine Heizung.
Unsere für heute geplante Wanderung fällt buchstäblich ins Wasser.
Zu unserer Freude kommt später doch die Sonne ein wenig hervor, und wir können ein paar Schritte gehen.
72 km
Do, 15. Juli
Ein weiterer Regentag.
Wir fahren die Sivretta-Hochalpenstraße auf der anderen Seite hinunter, und weiter ins Montafon hinein. Es reicht von der Bieler Höhe bis BLUDENZ. Es wird von der Ill durchflossen.
Auf der Vorarlberger Seite ist die Straße merklich steiler als auf der Tiroler Seite- ein mutiges Unterfangen, hier eine Straße zu bauen, zweifellos eine der großen Traumstraßen der Welt.
Das Montafoner Braunvieh und die Montafoner Steinschafe sind davon unbeeindruckt und grasen gelassen vor sich hin.
Unsere erste Station ist GASCHURN. Eigentlich wollten wir von hier aus mit der Seilbahn auf die Versettla hinauffahren. Daraus wird wieder einmal aus Wettergründen nichts.
Hier in VORARLBERG gibt es sie wieder, die alten Häuser.
Auch hier finden sich zahlreiche Hotels und Pensionen, aber lange nicht so arg wie in Nordtirol.
Wir fahren durch SCHRUNS, wo wir erfahren, dass Hemingway hier 1924/25 und 1925/26 mit seiner ersten Frau Winterferien machte und an seinem ersten großen Werk „Fiesta“ schrieb.
Uns zieht es weiter nach BARTHOLOMÄBERG. Das Kirchlein ist die älteste Pfarrkirche Vorarlbergs und wurde1350 erstmals erwähnt.
Heute erscheint die Kirche überladen barock.
Bemerkenswert ist die Kassettendecke, der gotische Knappenaltar, der früher der Hauptaltar war, und die Kopie eines reich geschmückten romanischen Vortragekreuzes aus Limoges. Das wertvolle Original befindet sich in einem Safe der örtlichen Sparkasse.
Die Aussicht von hier oben zum Rätikon und zur Sivretta können wir nicht wirklich genießen. Wir sehen nur eine Nebelsuppe.
In INNERBERG suchen wir den Schusterhof, den ältesten Hof des Montafon, dessen Fundamente aus dem 13. Jhd. stammen. Leider kennen ihn sogar die Einheimischen nicht.
Wir machen einen Regen-Spaziergang in die enterischen Gründ’, und Klaus fotografiert einige uralten Häuser.
Aber der Abbildung im Internet schauen sie alle nicht ähnlich.
Wir geben auf und wenden uns BLUDENZ zu.
Herzog Friedrich mit der leeren Tasche ist wegen zahlreicher Legenden um seine Person eine der populärsten Persönlichkeiten des Mittelalters in Tirol.
Er ist am Oberen Tor abgebildet, durch das ihn 1416 der Torwächter nicht einlassen wollte.
Uns gefallen die vielen Laubengänge in der hübschen Altstadt.
Wir entdecken auch das Alte Rathaus und einige Reste der Stadtmauer samt Überbleibsel des ehemaligen Pulverturms.
Erwähnenswert ist noch, dass das Fohrenberg-Bier und die Milka-Schokolade hier hergestellt werden.
Nun wird es Zeit, unseren heutigen Campingplatz aufzusuchen, Camping „Heidi“ in BÜRSERBERG.
Heute ist ja ideales Wetter fürs Wäschewaschen, aber nur wenn es - wie hier - einen Trockner gibt.
69 km
Fr, 16. Juli
In der Früh war der Campingplatz vor lauter Müll verwüstet. Wir nehmen an, dass ein Tier in den Mistkübeln gewühlt hat. Es ist wohl kein Wombat - wie in Australien - und wohl auch kein Bär - wie in den USA. Wir tippen auf einen Waschbären. Die sind ja bei uns im Vormarsch.
Gestern hat es den ganzen Tag und die ganze Nacht geregnet, und es nieselt immer noch.
Trotzdem beschließen wir, durch das Brandnertal - bewaldete Hänge, die sehr steil abfallen - zur Lünerseebahn zu fahren.
Die Seilbahn bringt uns auf eine Höhe von 1970m zum größten See Vorarlbergs. Der Stausee wurde von den Illwerken angelegt.
Wir machen eine zweistündige Wanderung rund um den See.
Wir sind hier mitten in den Wolken und wir haben überhaupt keine Fernsicht.
Es nieselt die ganze Zeit, aber wir sind ja wetterfest ausgerüstet.
Die Stimmung hier oben bei dieser Witterung hat etwas Mystisches.
Und auf Klaus’ Fotos sieht sowieso alles ganz idyllisch aus.
Wir freuen uns wieder einmal über die Blumenpracht: Almrausch, Enzian, Alpenveilchen, Silberwurz, Alpenkuhschellen, Soldanellen, Berg-Baldrian, Mehlprimeln und vieles mehr.
Zu unserer Freude entsteht ein Fleckchen blauer Himmel, und gibt den Blick auf die Schesaplana frei. Sie ist mit 2965m der höchste Berg des Rätikon.
Unser nächstes Ziel ist LUDESCH. Da gibt es oben auf dem Berg die sehr bemerkenswerte Alte Martinskirche.
Schon von außen sieht sie ungewöhnlich aus. Es wurde nämlich vorne eine Karner angebaut, dessen Turm zugleich den Kirchturm bildet. Es gab nämlich keinen Platz für einen Friedhof.
Die ehemalige Pfarrkirche entstand vermutlich um 1480 auf den Resten eines romanischen Vorgängerbaus.
Im Inneren sind vor allem die alten Fresken, die beide Wände vollständig bedecken, großartig. Sie stellen die Leidensgeschichte Jesu dar. Auch die gesamte Decke ist bemalt.
Die gotischen Altäre gefallen uns auch sehr gut.
Was für ein Glück, dass eine neue Pfarrkirche im Dorf gebaut wurde und dieser alten Kirche barocke „Verschönerungen“ erspart geblieben sind.
Normalerweise ist die Kirche geschlossen, aber wir haben Glück. Es findet gerade eine Hochzeit statt. So können wir uns hineinschleichen und alles ausgiebig bewundern.
Besonders auffällig sind auch die sehr einfachen, rohen 500 Jahre alten Holzbänke. Die auf der Frauenseite sind noch kärglicher ausgefallen.
Nun machen wir uns auf den Weg zu unserem heutigen Bauern in FONTANELLA. Im Vorfeld hat man uns bereits mitgeteilt, dass wir willkommen sind, aber dass niemand da sein wird, weil alle auf einer Hochzeit eingeladen sind. Könnte das womöglich die sein, der wir selbst heute beigewohnt haben?
Jedenfalls sind wir hier auf über 1100m Höhe an einem steilen Berghang.
61 km
Fr, 17. Juli
Natürlich regnet und regnet es weiter, wie schon die ganze Nacht.
Das Brautpaar gestern hat Glück gehabt, dass just in dem Moment, als sie aus der Kirche getreten sind, die Sonne hervorgekommen ist- aber nur ganz kurz.
Von den Bauersleuten ist in der Früh nur die Tochter da, die uns eine gute Weiterreise wünscht.
So wenig Kontakt mit unseren Gastgebern hatten wir bis jetzt noch nie.
So werden wir nie erfahren, auf welcher Hochzeit sie gestern gewesen sind ;-).
Wir sind jetzt im Biospärenpark Großes Walsertal, dem westlichsten Ausläufer der nördlichen Kalkalpen.
Es wurde Im 14. Jhd. von den Walsern besiedelt. Sie kamen ursprünglich aus dem Schweizer Kanton Wallis.
Ca. 150 Walserdörfer gibt es entlang des gesamten Alpenbogens. Die Walser sind viel herumgewandert, z.B. als Hausierer.
Ihre Nachfahren sprechen heute noch den sogenannten höchstalemannischen Dialekt, der nur im äußersten Südwesten des deutschen Sprachraumes vorkommt.
Wir fahren weiter nach DAMÜLS.
Der Ort ist ziemlich genau der geographische Mittelpunkt Vorarlbergs.
Einst befand sich hier eine der abgelegensten und ärmsten Regionen des Landes.
Alle Lebensmittel mussten auf dem Rücken hinaufgetragen werden, denn auf 1420m Höhe wächst kein Getreide mehr. Zum sonnigen Rheintal musste man über das Furkerjoch, zum Großen Walsertal über das Faschinerjoch.
In schneereichen Wintern lief man Gefahr zu verhungern.
Erst nach dem 2. Weltkrieg wurden befestigte Straßen gebaut. Der Weg ins Große Walsertal, wo wir jetzt herkommen, wurde erst 1985 für Autos befahrbar.
Heute ist es ein Wintersportort, den man ziemlich bequem erreichen kann.
Die Nikolauskirche mit dem schräg angesetzten Turm wirkt von außen bescheiden. Aber die Wandmalereien im Inneren sind sehr bedeutend.
Ein unbekannter Meister schuf sie um 1500.
Sie erzählen die Bibel nach und unterstützten den Unterricht der Dorfpfarrer, weil es bis ins 17. Jhd. keine Schule gab.
Ganz ungewöhnlich ist das Pestkruzifix von 1640, das Christus mit Pestbeulen zeigt.
An einem Seitenaltar wird der Hl. Theodul dargestellt, der Schutzpatron der Walser.
Zahlreiche Legenden ranken sich um seine Person.
Es geht weiter
Die Sicht ist gleich Null. Klaus gibt mir seine - vermeintlich beschlagene - Brille zum Putzen. Ich reinige sie sorgfältig. Er setzt sie auf und meint: „Ach so, das ist draußen…“
Und wir fahren immer mehr in die Wolken hinein.
Den nächsten Punkt auf unserer Tagesordnung müssen wir auslassen, den Vierländerblick von FURX aus, nach ÖSTERREICH, in die SCHWEIZ, nach LIECHTENSTEIN und nach DEUTSCHLAND.
Oben auf dem Furkerjoch stecken wir unsere Nasen zwar ein wenig aus dem Wolkenmeer heraus. Wir sehen unter uns nur einschichtige Höfe und Hütten.
Kaum aber sind wir bergab unterwegs, verschwindet alles wieder in der undurchdringlichen „Suppe“.
Das Laternsertal führt uns zunächst nach BAD LATERNS, dass seit dem 17. Jhd. wegen seiner heißen Quellen gut besucht war. Der „Kurort“ besteht nur aus zwei Häusern, dem alten Badehaus „Bädle“ und dem dazugehörigen Gasthof. Beide stehen unter Denkmalschutz.
Heute haben die Quellen keinerlei Bedeutung mehr. Die Gebäude stehen zum Verkauf.
Für uns geht es weiter nach RANKWEIL.
Das Highlight der Stadt ist die weithin sichtbare Kirchenburg Mariä Heimsuchung.
Die Burg stammt aus dem 14. Jhd. Nach einem Brand wurde sie total umgekrempelt. Der Burghof wurde zum Friedhof, der Bergfried zu Kirchturm, der Palas zum Kirchenschiff und die Burgkapelle zum Chor. Den ehemaligen Wehrgang kann man noch gut erkennen.
Im Reiseführer wird sie hoch gelobt, aber uns gefällt sie überhaupt nicht.
Ganz anders verhält es sich mit FELDKIRCH, der zweitgrößten Stadt Vorarlbergs.
Die Altstadt, deren Erscheinungsbild im wesentlichen auf das 15. Jhd. zurückgeht, ist sehr schön und interessant- und autofrei.
Die „heimliche Hauptstadt“ des Bundeslandes beherbergt zahlreiche Institutionen, wie das Landesgericht, die Wirtschaftskammer, die Pädagogische Hochschule, usw.
Außerdem ist Feldkirch Diözesanstadt und hat daher einen Dom, dessen wertvollster Schatz der Annenaltar aus dem 15. Jhd. von Wolf Huber ist. Auf verschlungenen Wegen durch mehrere Museen gelangte er 2010 wieder an seinen angestammten Platz zurück.
Der Künstler ist in Vorarlberg sehr bekannt. Wir haben allerdings noch nie etwas von ihm gehört.
Europaweit einzigartig ist auch die gotische schmiedeeiserne Kanzel mit dem reich geschnitzten Schalldeckel.
In dieser Kirche liegt Graf Hugo von Montfort (1357-1423) begraben, der als „Vater Vorarlbergs“ bezeichnet wir.
Erfreulicherweise wurde diese gotische Kirche nicht barockisiert.
Wir spazieren - durch den Regen, was sonst - über den Marktplatz, vorbei am reich bemalten Gasthof Lingg - der in einem James-Bond-Film zu sehen ist - durch hübsche Gässchen und Stadttore, vorbei an mehreren Kirchen und ehemaligen Türmen der Stadtmauer.
Hoch über der Stadt thront die hochmittelalterliche Schattenburg, das Wahrzeichen von Feldkirch.
Irgendwann wird es uns zu nass, und wir eilen zum Auto zurück.
Übrigens, zwei Berühmtheiten sind mit der Stadt besonders verbunden:
James Joyce, dem hier 1915 die Ausreise gewährt wurde, obwohl er als „feindlicher Ausländer“ eingestuft worden war.
Arthur Conan Doyle, dessen Feder die Figur des Detektiven Sherlock Holmes entsprang, besuchte hier von 1875-1876 das Jesuitenkolleg Stella Matutina. Heute ist in dem Gebäude das Landeskonservatorium untergebracht.
Wir machen uns auf den Weg zu unserem heutigen Bauern im ZWISCHENWASSER- was für ein passender Name.
Unser GPS verirrt sich wieder einmal, aber wohlmeinende Einheimische weisen uns den Weg.
Wie fast überall bei den Vorarlberger Bergbauernhöfen ist es auch hier schwierig, ein halbwegs ebenes Plätzchen fürs Wohnmobil zu finden. Mit Keilen und Brettern schaffen wir es schließlich.
Der hiesige Hofladen bietet Wurst und Speck, danke nein für uns.
Ab morgen wird das Wetter besser, tröstet uns der Wetterbericht.
64 km
So, 18. Juli
Wir wachen auf, und es regnet nicht- nur nicht verschreien!
Den Weg hinunter in die Zivilisation finden wir.
Da die Alte Kirche in GÖTZIS mit ihren sensationellen Fresken leieieider wegen Renovierung geschlossen ist, fahren wir gleich nach HOHENEMS.
Der Renaissancepalst war bis ins 18. Jhd. die Residenz der Grafen von Hohenems, und befindet sich bis heute in Privatbesitz der Familie Waldburg-Zeil.
Kardinal Markus Sittikus III, der in Rom residierte, ließ das Schloss im 16. Jhd. von einem Italiener erbauen. es gehört zu den reinsten frühen Renaissance-Profanbauten nördlich der Alpen.
Sein Neffe gleichen Namens - mit der Nummer IV - war übrigens von 1612-1619 Fürsterzbischof von Salzburg, der Nachfolger des legendären Wolf Dietrich von Raitenau.
Im Palast befinden sich ein Restaurant und Veranstaltungsräume, die man für Hochzeiten und andere Feste mieten kann.
Wir dringen in den Arkadenhof und in den ersten Stock vor.
Und gefällt der Standort, unmittelbar vor senkrechten Felswänden.
Am Schlossplatz steht der Nibelungenbrunnen, der daran erinnert, dass die Handschriften A und C des Nibelungenlieds im 18. Jhd. in diesem Palast gefunden wurden.
Wir parken übrigens am Emsbach, der durch die Stadt fließt. Er sieht richtig reißend und gefährlich aus, denn er führt Hochwasser.
Wir fahren weiter nach DORNBIRN, der mit ca. 50.000 Einwohnern größten Stadt Vorarlbergs.
Sie verdankt ihren Aufstieg der aufblühenden Textilindustrie am Beginn des 19. Jhd, die in den letzten 30 Jahren allerdings sehr an Bedeutung verloren hat.
Ein immer noch existierendes Traditionsunternehmen ist die Mohrenbrauerei- Klaus schmeckt’s.
Hier ist das wirtschaftliche Zentrum des Bundeslandes, und hier pulsiert das Leben.
Auf dem Markt stehen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten.
Der Platz wird von der unsäglichen, klassizistischen Martinskirche dominiert. Der viel ältere freistehende Turm passt überhaupt nicht dazu.
Am Eingang schuf Joseph Huber 1923 das Kolossalgemälde „Christus beim Jüngsten Gericht“.
Das Innere überrascht uns positiv. Es wirkt wie ein weitläufiger, heller, festlicher Saal.
Daneben steht das Wahrzeichen Dornbirns, das Rote Haus. Es gilt als Paradebeispiels des sogenannten Rheintalhauses. Auf einen gemauerten Unterbau wurden in Holzbauweise mehrere rot gestrichene Stockwerke aufgesetzt.
1639 wurde es als „Gasthaus zum Engel“ errichtet. 1955 wurde es von einem Nachfahren der Familie liebevoll restauriert
Heute ist ein sehr edles Restaurant darin untergebracht.
Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, auch die Innenräume zu inspizieren.
Auf der anderen Seite steht das Lugerische Geschäftshaus von 1902. Hier wurde die Vorarlberger Volksbauweise und der Jugendstil auf gelungene Weise verbunden.
Dornbirn bekam erst 1901 das Stadtrecht. Es ist aus vier kleinen Dörfern zusammengewachsen, daher findet man überraschend neben Bürgerhäusern auch richtige Bauernhöfe mitten in der Stadt.
Ein wenig außerhalb des Zentrums steht das älteste Gebäude der Stadt, das Schlossguggerhaus. Es wurde um ca. 1300 in Ständerbauweise gebaut. Die Holzständer reichen von Boden bis zum Dach und bilden das tragende Gerüst des Hauses.
Unser Tagewerk für heute ist getan und wir fahren zum Campingplatz Salzmann am Rohrspitz im Naturschutzgebiet Rheindelta. Hier kommen besonders viele Vogel- und Pflanzenarten vor.
Vor uns taucht der Bodensee auf. Eine ganz andere Atmosphäre entsteht, wenn die Boote im Hafen schaukeln.
Vieles steht hier unter Wasser. Wir halten es zunächst für einen Sumpf, aber das ist der Bodensee, der über die Ufer getreten ist.
Auch die Wiese am Campingplatz konnte das Wasser der Regengüsse der letzten Tage nicht mehr aufnehmen.
Wir machen es uns trotzdem gemütlich. Nach langer Zeit können wir wieder einmal im Freien sitzen.
Zu unserer Überraschung sehen wir über uns einen Zeppelin.
Man kann mit diesem speziellen Flieger Rundflüge über den Bodensee, die Rheinmündung und die Seebühne buchen.
49 km
Mo, 19. Juli
Der erste sonnige Morgen seit langem.
Nach dem Ausschlafen ziehen wir uns die kurzen Hosen und die Sandalen an und freuen uns, dass der Sommer zurückgekehrt ist. Ich habe sogar eine Gelse gehört.
Also schwingen wir uns auf unsere Klappräder und fahren in den Ort FUSSACH einkaufen.
Das bedeutet ca. 45 Min. strampeln. Der Weg wird von vielen Radfahrern benutzt.
Wir genießen unseren Ruhetag auf dem Campingplatz und blinzeln in die Sonne.
Langsam trocknet sogar die Wiese.
Klaus geht auf Fototour und muss dabei teilweise bis zu den Knien im Wasser waten, weil die Wege überflutet sind.
9,5 km mit den Klapprädern
Di, 20. Juli
Heute haben wir „Urlaub“ und verbringen einen wunderbar gemütlicher Tag auf dem Campingplatz.
Wie schön, dass auch noch die Sonne dazu scheint.
Mi, 21. Juli
Ein strahlender Morgen.
Klaus weckt mich mit den Worten: „Heute beginnt wieder der Scherz des Lebens.“
Wir ziehen nämlich wieder los.
Im Vorbeifahren verabschieden wir uns von den Wasservögeln, Störchen und Wasserbüffeln.
Das Hochwasser im Rohrspitz ist etwas zurückgegangen.
Beim Überqueren des Rheins stellen wir allerdings fest, dass er eindeutig immer noch Hochwasser führt.
Vor uns erhebt sich der Pfänder, der Hausberg von BREGENZ.
Wir machen in Vorarlbergs Hauptstadt Halt.
Als erstes wollen wir die Seebühne sehen. Leider ist just heute Abend Premiere und der Zugang für Schaulustige geschlossen. Von der Seite erhaschen wir dann trotzdem einen Blick auf den „Hofnarren auf dem See“, Rigoletto.
Das Flanieren auf der Seepromenade gefällt uns sehr. Alte - auch exotische - Bäume spenden Schatten, und die Blumenarrangements sind üppig und originell. Klaus nennt das einen „Botanischen Urwaldgarten“. Der See ist fast überall frei zugänglich.
Nun biegen wir in die Altstadt ein.
Bis zur Seekapelle reichte bis ins 17. Jhd. der Bodensee. Heute ist er ca. 200m entfernt.
Die Oberstadt hat es uns besonders angetan. Diese Burgstadt wurde um 1200 vom Grafen von Montfort gegründet.
Fast meint man in einem mittelalterlichen Dorf zu sein. Das ist der älteste Teil der Stadt, mit Resten der montfort’schen Stadtmauer, hübschen Fachwerkhäusern, stimmungsvollen Höfen und dem Martinsturm, dem Wahrzeichen von Bregenz. Der vierschrötige Turm mit dem gewaltigen Zwiebeldach stammt aus dem 14. Jhd. und diente ursprünglich als Getreidespeicher. Im 17. Jhd. wurde er zum Wachturm umgestaltet.
Die angebaute Martinskapelle hält eine Überraschung bereit, eindrucksvolle Fresken eines unbekannten Malers aus dem aus dem 14. Jhd.
Uns hat die Stadt regelrecht verzaubert. Sicherlich hat sie eine sehr große Lebensqualität.
Trotzdem zieht es uns weiter über ALBERSCHWENDE in den Bregenzerwald, der von der Bregenzer Ache entwässert wird. Heute ist es kein reines Waldgebiet mehr, sondern eher eine hügelige Kulturlandschaft mit Almen, Wäldchen und Streusiedlungen.
Mitten drin liegt unser heutiger Übernachtungs-Bauernhof. Ganz junge Leute mit einem ganz jungen Baby empfangen uns hier.
43 km
Do, 22. Juli
LINGENAU heißt der Ort, in dem wir heute übernachtet haben.
Auf der Suche nach der Kirche, die im Reiseführer erwähnt wird, sind wir sehr angetan vom Flair dieser kleinen Gemeinde mit den alten Häusern und netten Cafés und Geschäften.
Wir können unsere Gastgeber von heute Nacht verstehen, dass sie sich hier das alte Bauernhaus gekauft haben.
Die Pfarrkirche sieht von außen völlig uninteressant aus, aber das Innere ist für uns eine echte Überraschung.
Der weite, offene Raum und das bezaubernde Farbenspiel der modernen Glasfenster von Konrad Honold aus 1964 fallen sofort ins Auge.
Der ganze Innenraum wurde 2010 auf einzigartige Weise zeitgenössisch, unkonventionell, sehr ansprechend und voller Symbolik umgestaltet.
Der Altar besteht z. B. aus 12 unterschiedlichen Steinen, die auf die 12 Apostel hinweisen sollen.
Völlig begeistert sind wir vom uralten lebendigen Ölbaum im Altarraum. Daneben steht das Taufbecken, das so konzipiert ist, dass jeder Täufling den Baum gießt.
Die Kennzeichnungen der Kreuzwegstationen sind in den Kirchenboden eingelassen. Dazu gehören die großen transparenten Stoffbahnen, die die Nummern mit römischen Zahlen angeben.
Mit einer freien Bestuhlung wurde auch die Möglichkeit für kleine Feiern geschaffen.
Da hat wirklich jemand ein stimmiges Gesamtkonzept erstellt.
In diesem Raum kann man das Wehen des Heiligen Geistes spüren. Ich bin ganz ergriffen.
Und weil’s so schön war schauen wir uns noch ein positives Beispiel für eine im Inneren radikal umgestaltete Kirche an- St. Jakob in BAD REUTHE.
Als man die Fresken aus dem 15. Jhd. entdeckte, hat man die Übermalung abgekratzt und sie freigelegt.
Bei der Gelegenheit hat man auch gleich drei Barockaltäre und eine Barockkanzel rausgeschmissen, was dem Gesamteindruck sehr gut getan hat, wie ein altes Foto zeigt.
Die abstrakten Kirchenfenster und der schlichte Anbau aus 1960 passen meiner Meinung nach gut dazu.
Das obere Band des Freskenzyklus stellt das Leben der Hl. Maria dar.
Das untere Band ist eine szenische Darstellung des Glaubensbekenntnisses.
Uns gefällt an dieser Kirche auch der achteckige, auskragende, hölzerne Turmhelm, der mich entfernt an einen Taubenschlag erinnert.
Die Moorbäder des Kurorts war übrigens im 19. Jhd. sehr beliebt.
Das nächste Dorf ist BIZAU, ein Ort mit vielen alten Häusern, mit den für diese Gegend üblichen kleinen Holzschindeln an den Außenfassaden.
Nun sind wir auf dem Weg zum Hochtannberg.
Zuvor schenken wir aber noch der sagenumwobenen Kanisfluh (2044m) unsere Aufmerksamkeit. Das isoliert stehende felsige Bergmassiv ist das Wahrzeichen des Bregenzerwaldes und steht unser Landschaftsschutz.
Der Hochtannbergpass ist 1675m hoch. Die Straße hinauf ist spektakulär.
Hier endet der Bregenzerwald und das Arlberg-Gebiet beginnt.
Und wir reisen in TIROL ein.
Fast tut es uns leid, das Ländle, das wir so lieb gewonnen haben, wieder zu verlassen.
Bevor wir hierher gekommen sind, hatten wir von diesem Bundesland eigentlich wenige Vorstellungen.
Nun haben wir es ein bisschen kennengelernt, und es hat uns sehr gut gefallen.
Manchmal hatten wir fast den Eindruck, im Ausland zu sein.
Wir fahren nun durch das Lechtal. Im wilden, unregulierten „Lechl“ mit seinen Schotterbänken haust ja der Bluatschink, wie wir von der gleichnamigen Band wissen.
In HOLZGAU ist fast jedes Haus heftig bemalt. Die Malereien stammen meist aus ca. 1820.
Unser Geschmack ist das allerdings gar nicht.
In ELBIGENALP wurde 1841 Anna Stainer-Knittel, das reale Vorbild der Geierwally geboren.
Diese Tatsache wird heftig beworben.
Wir sind jedenfalls an ihrem Geburtshaus vorbeigefahren.
In der hiesigen Kirche erwartet uns ein kolossales Deckengemälde aus dem 17. Jhd., das unter anderem den Papst, kuschelnd mit dem nackten auferstandenen Jesus in einem römischen Streitwagen zeigt.
Wir flüchten rasch.
Und weil uns jetzt nichts mehr einfällt, fahren wir ins Namloser Tal.
Das Tal zählt zum Bezauberndsten des Außerfern, das im wesentlichen dem Bezirk Reutte entspricht.
Es ist ein wenig besuchter Winkel des Landes.
Uns gefällt es, und wir suchen uns hier ein „namenloses“ Plätzchen zum Übernachten.
112 km
Fr, 23. Juli
Das war ein guter Schlafplatz. Wir sind ausgeschlafen, und die Sonne scheint.
Vor uns tauchen die Lechtaler Alpen auf.
Auf unserem Weg zum Fernass kommen wir in BICHLBACH durch. Hier wohnt die erfolgreiche ehemalige Schiläuferin und jetzige ORF-Moderatorin Nicole Hosp.
Kurz darauf finden wir am Fernpass einen schönen Frühstücksplatz mit Aussicht. Durch einen großen hölzernen Bilderrahmen können wir über den sehr grünen Mittersee hinweg auf die Zugspitze hinüberschauen.
Nach einigen 100 Metern erreichen wir die Passhöhe (1216m).
Im Gemeindegebiet von NASSEREITH halten wir beim Schlosshotel Fernsteinsee.
Wir schauen zur Burg Fernstein hinauf und machen einen sehr netten Spaziergang um den See herum. Kaum hat man sich nämlich zwei Schritte von der Straße und dem überfüllten Parkplatz wegbewegt, ist man bereits mitten im Wald und der See liegt idyllisch und scheinbar unberührt von der Zivilisation da. Zu unserer Überraschung finden wir hier blühenden Almrausch vor. Aber dann stellen wir fest, dass wir immerhin auf 950m Höhe sind.
IMST interessiert uns nur am Rande. 1822 hat hier ein großer Brand fast alle Häuser zerstört. Die Stadt wirkt seither merkwürdig gesichtslos.
Hier gründete übrigens 1949 Herman Gmeiner sein erstes Kinderdorf.
Wir queren das Inntal und wechseln hinüber ins Pitztal.
Jetzt ist es nicht mehr weit zu unserem heutigen Schlafplatz in ST. LEONHARD IM PITZTAL bei der Talstation des „Gletscherexpress“.
Vor 11 Tagen waren wir ja schon einmal hier. Da fuhr die Bahn nicht, und wir haben ein sehr feines Ersatzprogramm mit der Rifflseebahn gemacht.
Morgen werden wir aber hoffentlich wirklich von 1740m auf 3440m zum Gletscher hinauffahren.
Unser heutiges Abendprogramm ist wieder einmal ein Hitchcock-Film: „Topaz“ aus 1968.
96 km
Sa, 24. Juli
Zunächst geht es mit dem unterirdischen „Gletscherexpress“, einer Schrägstollenbahn von 4 km Länge in 8 Minuten auf 2840m Höhe auf den Pitztaler Gletscher hinauf.
Hier sieht es aber trostlos aus, Schotter, schmutzige Schneereste, Wasserrückhaltebecken für die Schneekanonen- wie ein Schigebiet im Sommer halt aussieht. Ich bin desillusioniert.
Kein Wunder, dass so wenige Touristen unterwegs ist, obwohl das Wetter herrlich ist. Im Winter ist hier sicherlich enorm viel los.
Wir fahren mit der „Wildspitzenbahn“, einer Seilbahn, noch weiter hinauf, auf 3440m. Höher kann man mit einer Seilbahn in Österreich nicht raufkommen.
Hier oben ist es tatsächlich schöner, und wir haben einen tollen Rundblick auf die umliegenden Berge.
Da wir heute auch noch wandern wollen, fahren wir wieder bis zu Mittelstation hinunter und gehen von dort über den Südwestgrat auf den Mittagskogel (3162m).
Der Weg führt über Felsen, durch Bäche und über Schneefelder und entpuppt sich als wesentlich wilder, als wir uns das vorgestellt haben. Schließlich finden wir uns in einer Kraxelei über Geröll und riesige Felsblöcke. Die Kletterpartie wird immer ausgesetzter. Vor dem allerletzten Stück zum Gipfelkreuz, das schon ganz nahe vor uns steht, passe ich. Das wird mir zu gefährlich.
Ich bin Klaus sehr dankbar, dass er bereit ist, so kurz vor dem Ziel umzukehren.
Und dann sind wir wieder mitten in der Zivilisation, beim Gletscherexpress, dem Girlies mit Schlapfen und Tennisrockerl entsteigen. Was für ein Kontrast.
Wir steigen ein und fahren wieder ins Tal zu unserem Wohnmobil.
Unsere Reise geht weiter. Heute wollen wir noch nach Volders kommen.
Unser Weg dahin führt uns durchs Inntal zurück, vorbei an vertrauten Orten, die wir schon bei der Herfahrt gesehen haben, z.B. STAMS, Martinswand, usw. Aber das GPS führt uns auch durch INNSBRUCK und HALL.
Da wir ja mit Chuzpe schon öfters Erfolg hatten, probieren wir das heute wieder einmal aus. Wir fahren hoch erhobenen Hauptes auf einen Campingplatz, füllen gratis unseren Wassertank und hauen freundlich lächelnd wieder ab.
Und dann steht sie wirklich vor uns, die barocke Karlskirche von VOLDERS. Wir sind schon oft auf der Autobahn an ihr vorbeigefahren, und ich habe sie immer liebevoll „rosa Bonbonschachtel“ genannt. Sie ist ja von außen recht hübsch, irgendwie ungewöhnlich durch ihre rosa Farbe. Das schreit geradezu nach einem Drohnenflug.
Innen ist sie halt einfach barock. Immerhin von vornherein als barock konzipiert - die Kirche wurde 1620 gebaut - und nicht gewaltsam barockisiert.
Jetzt ist es gar nicht mehr weit zu unserem Schlaf-Sportplatz.
Kaum haben wir uns eingerichtet und zum kochen angefangen, bricht ein gewaltiges Gewitter über uns herein. Na, jetzt stört uns das nicht mehr. Im Gegenteil, wir finden die Abkühlung recht angenehm.
Klaus zieht sich aus, verschwindet hinter dem Auto und duscht sich im Regen.
109 km
So, 25. Juli
Die Sonne scheint wieder.
Wir sind nun endgültig auf der Heimreise, ganz langsam und genussvoll, ohne Autobahn durch die Dörfer und Städtchen wie z.B. SCHWAZ, WÖRGL, SÖLL, ST. JOHANN IN TIROL, FIEBERBRUNN, ST. ULRICH AM PILLERSEE.
Wo schlafen wir heute?
Drei im App angegebene Stellplätze sind nicht mehr aktuell. Ein Bauer von „Bauernleben“ ist nicht mehr Mitglied bei diesem Verein, ein anderer ist ausgebucht.
Es folgt eine zermürbende Plätzchensuche wie in alten Zeiten. Auf jedem Parkplatz steht: „Camping verboten“.
Der herrliche Blick auf den Wilden Kaiser tröstet uns ein wenig.
Endlich werden wir fündig, neben abgestellten LKW-Anhängern. Hoffentlich vertreibt uns niemand.
Immerhin fließt ein Bächlein vorbei, in dem ich ein paar von Hand gewaschene Wäschestücke schwemme. Ich habe schließlich noch nie in einem Fluss Wäsche gewaschen.
Klaus nimmt sogar ein Bad in diesem kühlen Nass- kurz bevor uns wieder ein heftiger Gewitterregen zur Abkühlung beschert wird.
117 km
Mo, 26. Juli
Es regnet.
Über den Pass Strub geht’s nach SALZBURG.
Wir haben also NORDTIROL verlassen, das einen schalen Nachgeschmack bei uns hinterlässt-
immer wieder diese künstlich auf ländliche Idylle getrimmten Wintersportorte ohne jeden Charme und dieser Wildwuchs von pseudorustikalen Hotelburgen und Chalet-Dörfern.
Bis zu 12 Gästebetten pro Einwohner haben manche Tourismusorte.
Klaus meint, sie hätten irgendwie ihre Seele verkauft.
Natürlich kann man das nicht verallgemeinern, und es gibt auch in diesem Land wunderschöne Ecken und wunderbare Menschen- wie überall auf der Welt.
Jetzt sind wir jedenfalls im PINZGAU und genießen es.
Zumal auch die Sonne wieder herauskommt, und die Temperaturen wieder auf „sommerlich“ steigen.
Unser GPS verfällt auf die wahnwitzige Idee, uns durch die Fußgängerzone von LOFER zu führen, was uns unvermutet eine Sitzbesichtigung der etwas anderen Art beschert- sehr hübsch. Wahrscheinlich sollte das jetzt ein Abschneider sein.
Gott sei Dank ist so früh am Morgen noch fast niemand unterwegs.
Wie entfliehen rasch.
Es folgen SAALFELDEN und MARIA ALM. Über den Filzensattel (1390m) geht’s nach DIENTEN AM HOCHKÖNIG. Majestätisch steht dieser Berg da.
Der Dientner Sattel (1370m) führt uns nach MÜHLBACH AM HOCHKÖNIG. „Jetzt wird’s aber immer hochköniger“, meint Klaus.
Wir überqueren die Salzach und kommen bald nach PFARRWERFEN und
BISCHOFSHOFEN und damit in den PONGAU.
ALTENMARKT, RADSTADT- da schließt sich ein Kreis. Wir waren auf dieser Reise schon mindestens einmal hier.
Es folgt die Einreise in die STEIERMARK.
Das geht ja flott dahin.
In SCHLADMING werfen wir eine kurzen Blick zur Planai hinüber. Der Hauser Kaibling grüßt herüber und vor uns taucht „grimmig“ der Grimming auf.
Ein kleiner Abstecher führt uns nach GRÖBMING mit Blick auf den Stoderzinken Und später beim Schloss Trautenfels schließt sich ein weiterer Kreis der Reise.
Unser heutiges Tagesziel ist LIEZEN.
Den hiesigen erlaubten Stellplatz haben wir in guter Erinnerung.
Wir sind hungrig. Wir wollen wieder mal auswärts essen und freuen uns auf eine Pizza.
Wir machen also einen Erkundigungs-Spaziergang und finden tatsächlich eine nette Pizzeria.
Gerade rechtzeitig, bevor das übliche Abendgewitter über uns hereinbricht, erreichen wir wieder unser schützendes Häuschen.
Bei einer heißen Tasse Kaffee verschwinden wir wie jeden Abend hinter unseren MacBooks und später hinter unseren eBooks.
189 km
Di, 27. Juli
Wir haben einen Wegweiser nach LASSING IM SELZTHAL gesehen. Das ist jetzt tatsächlich der Ort, in dem 1998 das Grubenunglück passiert ist.
Wir machen einen kleinen Umweg.
An der Stelle, wo die Häuser versunken sind, gibt es eine Gedenkstätte für die Verschütteten Bergleute, mit kreisförmig angeordneten Grabplatten.
Unser Haupt-Programmpunkt des heutigen Tages ist das älteste Kloster der Steiermark, das Benediktinerstift ADMONT, eine riesige Anlage, samt Stiftsgymnasium, mit sehr hübschen Gärten.
Die Klostergründung erfolgte 1044 auf Besitzungen der Hl. Hemma von Gurk, die sie dem Erzbistum vermacht hatte.
Wir schauen uns zunächst die Gotik-Ausstellung an:
Nach dem Untergang des Römischen Reiches ist in Westeuropa eine neue Kunst entstanden. Könige, Päpste, Bischöfe und Äbte gaben Werke in Auftrag, die die christliche Ordnung verherrlichen sollten. Reich geschmückte Bibeln, emporstrebende Kathedralen, goldglänzende Statuen und geschnitzt Altäre vermitteln den Gläubigen einen Eindruck der himmlischen Pracht und ermahnen sie zu tugendhaftem Leben.
Eine Sonderausstellung ist Friedrich III und Maximilian I gewidmet:
Es geht um die Entstehung des „Hauses Österreich“.
Die Grafen von Tirol starben aus. Ein Graf von Görz war der Erbe. Seine Enkelin Elisabeth - die Erbin von Tirol und Görz - heiratete Albrecht, den Sohn des Grafen von Habsburg, Rudolf I. Dieser hatte Ottokar von Böhmen besiegt und war der erste Habsburger auf dem Thron des Heiligen Römischen Reiches geworden.
Kaiser Friedrich III war von 1440-1493 Römisch-deutscher Kaiser. Er war der letzte Kaiser, der in Rom vom Papst gekrönt wurde.
Er bekam wegen seiner Zögerlichkeit den Spitznamen „Erzschlafmütze“, aber er hatte Glück, dass alle seine Gegner im entscheidenden Moment verstarben. Sein größter Coup war das Einfädeln der Hochzeit seines Sohnes Maximilian mit Maria, der Erbin von Burgund.
Das war der Grundstein für den Aufstieg des Hauses Habsburg.
Maximilan I, Kaiser von 1493-1519 war der letzte Ritter und der erste Renaissance-Fürst.
Unsere Vorstellung von seinem Aussehen verdanken wir dem sehr bekannten Porträt von Dürer.
Das Highlight von Admont ist aber die Bibliothek. Sie ist die größte Klosterbibliothek der Welt- vom Bauvolumen her- 70m lang, 14m breit und 12m hoch.
1776 wurde sie fertiggestellt und bald „das achte Weltwunder" genannt.
Joseph Hueber war für den Bau verantwortlich.
Der Gesamteindruck in seiner vollendeten Raumwirkung ist großartig. 60 Fenster sorgen für helle und raffinierte Beleuchtung.
Der 80 jährige Bartolomeo Altomonte schuf den Freskenzyklus an der Decke.
Alle Skulpturen sind Werke von Josef Stammel. Er arbeitete 40 Jahre lang für die Bibliothek.
Die Figuren sind aus Lindenholz geschnitzt, lasiert und mit Bronzepulver besprüht. Daher wirken sie so glänzend.
Besonders hervorzuheben sind „Die letzten vier Dinge des Menschen“: Tod, Gericht, Hölle oder Himmel.
Der Tod schwebt über dem Sterbenden und hält ein geflügeltes Stundenglas in der ausgestreckten Hand.
Es sieht ganz so aus, als hätte er den „Schnatz“ gefangen, wie Harry Potter ;-).
Besonders eindrucksvoll ist die Darstellung des Höllenhundes, auf dessen Rücken der Verstorbene sitzt.
Uns gefällt ganz besonders der Teufel mit Brille beim Gericht. Er sieht sozusagen alles.
Wie kommt man auf die Galerie hinauf? Man wollte den Gesamteindruck nicht durch Stiegen stören. Daher gibt es vier Geheimtüren, die als Bücherregale getarnt sind. Dahinter führen Treppen hinauf.
Die Bibliothek sammelt bis in die heutige Zeit immer noch weiter Bücher.
Im großen unterirdischen Archiv stehen ca. 130.000 Werke
70.000 Bände sind in der Hauptbibliothek ausgestellt.
Außerdem gibt es noch über 2000 Handschriften und Inkunabeln.
Das älteste Buch, das Admont besitzt, stammt aus dem 9. Jhd.
Jetzt schauen wir uns noch die Stiftskirche an. Sie ist eigentlich romanisch, was man ihr heute aber überhaupt nicht mehr ansieht. Nach zahlreichen Umbauarbeiten macht sie vielmehr den Eindruck eines gotischen Baus.
Unsere Weiterfahrt durchs Gesäuse nach HIEFLAU ist besonders spektakulär. Zu beiden Seiten der Straße türmen sich senkrechte Felswände empor.
Das ist eindeutig ein Fall für die GoPro-Kamera.
Die Enns hat dieses enge Tal geschaffen. Der Fluss erinnert uns wegen seines wilden, unregulierten Verlaufs in seinem naturbelassenen Bett ein wenig an den Lech in Tirol.
Unser Weg führt uns weiter durch das Salzatal nach GAMS, wo uns unsere App einen Wohnmobil-Stellplatz angekündigt hat.
Wieder einmal erleben wir diesbezüglich eine Enttäuschung in Form eines Schildes „No Camping“.
Immerhin ist die Infrastruktur noch vorhanden, und wir können unser Klo ausleeren, den Müll entsorgen und unseren Wassertank füllen.
Zum Schlafen müssen wir uns etwas anderes suchen.
Nach einigem Herumfahren landen wir schließlich auf dem Abstellplatz eines ehemaligen Sägewerks.
103 km
Mi, 28. Juli
Die Sonne scheint, und wir freuen uns auf eine kleine Wanderung. Zur Wasserlochklamm ist es nicht weit.
Der Zugang fängt schon einmal spektakulär an. Er führt über eine 65m lange schwankende Stahlseil-Hängebrücke in 20m Höhe über dem - sehr grünen - Salzafluß.
Nach kurzem Anstieg über einen kleinen, mit Buchen bewaldeten Rücken gelangen wir zum eigentlichen Klammbereich.
Steile Holztreppen und teilweise an den senkrecht aufragenden Felswänden befestigte Brücken führen nun durch die 900m lange Klamm.
Ca. 350 Höhenmeter geht es nach oben, durch schmale Canyons, an fünf gewaltigen Wasserfällen und zahlreichen Hohlbecken - sogenannte Kolken vorbei.
Ganz oben erwartet uns das Wasserloch, der Austrittsstelle der Riesenkarstquelle.
Nun geht es wieder treppab zurück.
Das wird jetzt der letzte Muskelkater dieser Reise.
Es war eine schöne Wanderung, aber die tollste Klamm unserer Reise bleibt doch die Raggaschlucht in den Hohen Tauern.
Nun geht es weiter Richtung Heimat. Nach wenigen Kilometern reisen wir nach NIEDERÖSTERREICH ein, ein „schönes Stück Österreich“, wie die Werbung sagt, und wir genießen es jetzt sehr durch dieses grüne Land zu gleiten.
sind jetzt im MOSTVIERTEL und wieder auf der Eisenstraße gelandet.
Ganz nahe an unserem Schlafplatz beim Hammerwerk in HOLLENSTEIN kommen wir vorbei.
In LUNZ AM SEE machen wir eine Sitzbesichtigung.
In KIRCHBERG AN DER PIELACH ist uns wieder ein Stellplatz versprochen.
Na, schaumamal, die Erfahrungen der letzten Tage haben uns ja ein wenig skeptisch gemacht.
Aber diesmal haben wir Glück. Es handelt sich um einen schönen, ebenen ausgeschilderten Platz neben den Bahnhof, inmitten von Blumenbeeten.
Man kann hier Strom und Wasser bekommen und das Klo ausleeren. Was begehrt ein Camperherz mehr?
Kaum haben wir uns eingerichtet, bricht „das“ Abendgewitter los.
Den ganzen Tag haben wir geschwitzt. Da genießen wir die Abkühlung sehr.
94 km
Do, 29. Juli
Jetzt sind wir endgültig auf dem Heimweg.
Bald sind wie im Wienerwald.
Die nächste Station ist bereits SCHWECHAT. Wir holen bei Klaus’s Tochter Anna unsere Kompostkiste ab. Unsere Wurmis waren dort auf Sommerfrische. Hoffentlich erkennen sie uns noch.
Und jetzt ist es wirklich nur mehr ein Katzensprung nach Hause.
Wir sind gut angekommen. In großer Dankbarkeit stellen wir fest, dass alles in Ordnung ist.
Wir lieben das Reisen. Aber es ist auch es jedesmal schön, wieder heim zu kommen.
123 km